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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sodass er sein Gesicht verschonte und nur mit der Schulter dagegen prallte.
    Dagmar hatte sich um ihn nicht gekümmert. Sie hatte auch ihren Standplatz nicht verlassen. Die weichen Stoffpantoffeln schienen am Teppichboden festzukleben.
    Er hörte sie kaum atmen, als er in ihre Nähe trat. Erst als Harry sie berührte, schrak sie zusammen.
    Jetzt sprach er sie an. »Was hast du gesehen? Was ist dort?«
    Sie wandte ihm den Kopf zu. Er schaute in ihr Gesicht, und seine Augen weiteten sich.
    Ja, jetzt war es zu sehen. Mitten auf der Stirn zeigte sich schwach der Abdruck des Dritten Auges.
    Harry kannte das Phänomen, trotzdem war es für ihn noch immer etwas Besonderes, und es machte ihm Dagmar auch irgendwie fremd.
    Das Auge sah aus wie eine Zeichnung eines normalen und auch menschlichen. Die Pupille war zu sehen, das geschwungene Oval, nur leuchtete es in einer Farbe, die zwischen Grün und Blau lag.
    Man konnte sie als türkis bezeichnen.
    »Siehst du was?«
    »Zunächst höre ich nur etwas«, antwortete Dagmar. »Immer noch die Schreie. Der Frau geht es schlecht, sehr schlecht sogar. Sie steckt in einer Klemme, die lebensbedrohend für sie ist. Anders kann ich es nicht sagen.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter«, flüsterte sie. »Man foltert sie. Man quält sie. Sie will raus.«
    »Wer foltert sie denn?«
    »Das werden wir wohl bald sehen«, erwiderte Dagmar Hansen mit leiser Stimme.
    Mit einer derartigen Antwort hatte Harry Stahl nicht gerechnet. Er war so überrascht, dass es ihm die Sprache verschlug.
    Sehr langsam hob Dagmar den rechten Arm. Ihre Finger umfassten den Stoff und zogen ihn zur Seite.
    Harry stellte sich so dicht neben seine Partnerin, dass sich ihre Körper berührten. Er spürte die Wärme der Frau, er schien sogar ihren Herzschlag zu hören, aber es passierte zunächst nichts.
    Auch die zweite Hälfte des Vorhangs zog sie zur Seite.
    Jetzt war der Blick auf den Marktplatz besser geworden, aber längst nicht gut genug. Das Fenster war recht klein.
    Aber sie zog es auf.
    In diesem Fall war es Harry Stahl gleichgültig, ob er von der kalten Luft erwischt wurde. Er wollte endlich sehen, was seine Partnerin so aus der Fassung gebracht hatte.
    Zunächst erkannte er nichts. Beim ersten Hinschauen hatte sich der Marktplatz nicht verändert.
    Beim zweiten schon. Da fiel ihm die Veränderung auf, und er musste schon genau hinsehen.
    Über das alte Pflaster des Platzes hinweg kroch Nebel in relativ dicken Schwaden. Er hatte nicht gesehen, wo sie sich hatten bilden können. Zudem war die Luft auch nicht genügend mit Feuchtigkeit angereichert, um diesen Dunst produzieren zu können. Es gab keine normale Ursache für diesen Wechsel.
    Auch jetzt, als das Fenster weit offen stand, war es still. Das irritierte Harry, denn er war leider auch nicht in der Lage, Schreie zu hören. So blieb dieses Phänomen zunächst auf Dagmar beschränkt, die plötzlich leise zu reden begann.
    »Ich höre sie schreien. Sie befindet sich in großer Gefahr, und sie hat schreckliche Angst. Ja, sie hat Angst. Der Feind ist ihr nahe, sehr nahe. Er hat seine Deckung oder seine Höhle verlassen. Es hält ihn nichts mehr.«
    »Wo ist er denn?«
    »Draußen.«
    »Auf dem Platz?«
    »Ich fürchte ja.«
    Harry merkte, wie sein Herz schneller schlug. Er selbst gestand sich zu, nicht blind zu sein, aber da war wirklich nichts zu sehen.
    Bis auf den Nebel!
    Er schrak zusammen, als er Bescheid wusste. Der Nebel war es. Der Nebel war ihr Feind. Darin ballte sich alles zusammen. Er war der grauenvolle Träger des Unheimlichen, der sein Versteck verlassen hatte und weiterkroch.
    Er hielt den Atem an und konzentrierte sich jetzt auf den Nebel. Von verschiedenen Seiten kroch er heran, was ihn schon verwunderte, denn das war kein normaler Nebel. Zwar sah er so aus, aber er verhielt sich nicht so, denn es kam Harry vor, als würde jeder Arm einzeln gelenkt, und das von unsichtbaren Kräften und Mächten, die ihm die entsprechenden Befehle gaben.
    Auch Dagmar sagte nichts, aber ihrem Gesicht war anzusehen, dass sie unter Qualen litt. Die Schreie zuckten noch durch ihren Kopf und waren nur für sie hörbar.
    »Sie sind da, Harry.«
    »Wo? Wo…?«
    »Im Nebel!«
    Bisher hatte er nichts gesehen. Aber wenn Dagmar das sagte, musste es stimmten. Und so konzentrierte er sich wieder auf die lautlos herankriechenden dicken Arme.
    Darin sah er Gesichter.
    Nein, das stimmte nicht. Es waren keine normalen Gesichter. Was sich innerhalb des Nebels abzeichnete,

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