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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehörte zu etwas anderem. Zu schrecklichen Gestalten mit ebenso schrecklichen Fratzen, wie sie nur durch Albträume erzeugt werden konnten.
    Er sah Mäuler, wie sie auch zu mutierten Riesenfischen hätten gehören können. Glotzaugen, säbellange Zähne, weit geöffnete Rachen. Hässliche Gestalten, wie sie nur in der Hölle geboren werden konnten, um sie dann freizulassen.
    Es war kein Geräusch zu hören. Kein Laut, kein Grollen, kein Fauchen, die verschiedenen Nebelstreifen schlichen lautlos über den Boden hinweg, wie die sich darin abmalenden Ungeheuer.
    Harry konnte es nicht glauben. Es war ihm unerklärlich, aber er wollte auch seine Frage nicht länger zurückhalten. »Sind das die Peiniger der Unbekannten?«, fragte er flüsternd.
    »Ich nehme es an.«
    »Und jetzt sind sie frei…«
    »Weiß nicht.«
    »Aber wir sehen sie doch.«
    »Vielleicht sind es Schatten, Projektionen, was weiß ich. Bitte, Harry, ich kann jetzt nicht reden.«
    Trotz ihrer dünnen Kleidung beugte sich Dagmar Hansen weit aus dem Fenster heraus, um das lautlose Grauen noch deutlicher zu erkennen. Beide hatten Pech oder Glück, die Monstren blieben im Nebel versteckt. Sie lösten sich nicht, um an den Fassaden der Häuser in die Höhe zu kriechen, um durch irgendwelche Fenster einzudringen.
    Und noch etwas passierte, für das die beiden ebenfalls keine Erklärung fanden. Es war kein Luftzug zu spüren, trotzdem wehte etwas in die Schwaden hinein und löste sie auf.
    Es ging schnell. Nicht mal fünfzehn Sekunden später lag der Marktplatz wieder leer vor ihnen. Kein Nebel mehr. Keine Fratzen. Nichts, was gestört hätte. Der Platz lag wieder in seiner normalen nächtlichen Stille da.
    Dagmar Hansen bewegte sich auch jetzt nicht. Genau das gefiel ihrem Freund nicht. Es war verdammt kalt geworden, und die Kälte biss auch durch ihre Kleidung.
    Er zog Dagmar zurück. Sie stemmte sich auch nicht dagegen und ging mit kleinen Schritten nach hinten.
    Sie ließ es auch zu, dass Harry sie auf die Bettkante drückte, und dort blieb sie sitzen.
    Stahl ging noch zum Fenster, warf einen letzten Blick auf den leeren Marktplatz und schloss das Fenster wieder. Dann kehrte er zurück zu Dagmar, auf deren Stirn das Dritte Auge verschwunden war. Ihm kam der Gedanke, dass sie durch ihre Veränderung mit dazu beigetragen hatte, die Monstren aus ihren Verstecken zu holen, aber darauf wollte er sie nicht ansprechen.
    Dagmar hatte mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Sie wischte über ihre Stirn und danach über den Rest des Gesichts. Sie schaute dabei ins Leere, und jetzt hörte er auch ihre scharfen Atemzüge.
    Dabei schüttelte sie den Kopf. Endlich begann sie zu sprechen.
    »Es ist die Hölle, Harry. Es ist wirklich so etwas wie die Hölle. Diese Kreaturen sind grauenhaft. Du hast sie doch auch gesehen, oder etwa nicht?«
    »Doch, habe ich.«
    »Na bitte.«
    Er stand vor ihr und sah auf ihren Kopf. »Aber wo kommen sie her?«
    Dagmar stand auf. »Ich weiß es nicht. Die Hölle war ja nur ein Vergleich, der nicht stimmen muss. Ich habe es einfach allgemein ausgesprochen. Um die genauen Tatsachen müssen wir uns erst noch kümmern, denke ich.«
    »Klar, machen wir, aber nicht jetzt.«
    »Doch!«
    Harry glaubte, sich verhört zu haben. »Bitte?«
    »Ich habe mich entschieden«, sagte Dagmar und begann ihr Nachthemd abzustreifen.
    Harry stand mit offenem Mund auf dem Fleck. »Sag nicht, dass du jetzt nach draußen willst, wenn du angezogen bist.«
    »Doch, Harry, ich werde nach draußen gehen. Ich muss einfach wissen, was geschehen ist. Ich will sie auch finden. Alles andere ist unwichtig.«
    »Wen willst du finden? Die Frau oder die Monster?«
    »Beide, wenn es möglich ist.«
    Da sagte Harry nichts mehr. Er kannte Dagmar. Was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, das führte sie auch durch und wenn es mitten in der Nacht oder am frühen Morgen war.
    Als sie in die Hose stieg, fragte sie: »Bist du dabei?«
    »Welch eine Frage.«
    »Na denn…«
    ***
    Am Bund hing auch ein Schlüssel, mit dem die Außentür des Hotels geöffnet werden konnte. Das hatten die beiden getan, standen jetzt auf der Treppe vor dem historischen Bau und ließen ihre Blicke über den Marktplatz schweifen.
    Da sie sich dicker angezogen hatten, machte ihnen die Kälte nicht mehr so viel aus. Trotzdem war es nicht eben gemütlich, hier stehen zu müssen.
    Harry wusste nicht, wie er ihre Chancen einschätzen sollte. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Monster im Nebel nicht mehr

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