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1197 - Unhold in der Nacht

1197 - Unhold in der Nacht

Titel: 1197 - Unhold in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass uns Sir James nicht zum Spaß bestellt hatte. Welches Anliegen er auch vortrug, ich hatte schon mit Suko darüber gesprochen, dass ich mich ausklinken würde, um die Bestie zu jagen. Damit war auch mein Partner einverstanden gewesen.
    Es war für uns nicht zu erkennen, ob Sir James nun schlechte Laune hatte oder nicht. Er sah eigentlich aus wie immer. Nur trug er an diesem Tag ein Hemd mit feinen Streifen zum grauen Anzug.
    Wollte er auf seine alten Tage noch flott werden?
    Ich sprach ihn nicht darauf an, sondern schaute in sein Gesicht. Über dem Brillenrand legte er seine Stirn in Falten und hüstelte leicht gegen seine Hand.
    »Man will uns hier etwas aufs Auge drücken«, sagte er, und seine Stimme klang nicht eben freundlich. »Es geht um zwei Morde, bei denen die Kollegen vor einem Rätsel stehen. Ich kann sie sogar verstehen, denn so wie die Leichen aussahen, muss da ein Irrer am Werk gewesen sein. Völlig zerrissen, angebissen und…«
    »Ich, Sir, ich weiß, worum es geht«, meldete ich mich wie ein Schuljunge.
    »Ach ja?«
    »Es ist wohl wahr, dass ich in der vergangenen Nacht indirekt mit dem Fall konfrontiert wurde und Ihnen heute eigentlich erklären wollte, dass ich dranbleiben will.«
    »Dann werde ich jetzt zuhören.« Seine Stimme klang schon etwas besser.
    Er unterbrach mich nicht, nickte einige Male und schlug leicht mit der flachen Hand auf die Akte, die er von den Kollegen geschickt bekommen hatte.
    »Dann steht der Mörder wohl fest«, sagte er.
    »Ja, Sir, wir müssen ihn nur noch fangen.«
    »Tun Sie das. Tun Sie das schnell, bevor wir einen dritten Toten haben und ich in der Presse etwas von Werwölfen lesen muss, die London unsicher machen.«
    »Das hatten wir vor, Sir.«
    »Hier, die Unterlagen.«
    Ich nahm sie mal mit. Ob ich sie brauchte, war fraglich. Auf dem Flur fragte Suko mich: »Sag mal, hast du dir Gedanken darüber gemacht, wie wir vorgehen?«
    »Wir bleiben in der Gegend, in der ich ihn gesehen habe. Ich glaube daran, dass er dort etwas wie eine Heimat gefunden hat.«
    »Ein Versteck?«
    Ich zuckte die Achseln. Es kann durchaus sein, dass es mehr als ein Versteck ist.
    »Denkst du an einen Helfer?«
    »Unter anderem.«
    »Okay.« Er hob seine Arme. »Kein Widerspruch, John. Aber was ist mit dieser Kelly O'Brien?«
    Ich hatte die Hand schon auf der Türklinke liegen. »Wieso? Was soll damit sein?«
    »Sie ist Fotografin, John. Und Fotografen sind ebenso neugierig wie Reporter. Glaubst du nicht, dass sie auch noch mitmischen will? Unser Freund Bill würde das tun.«
    »Mal den Teufel nur nicht an die Wand…«
    ***
    Ein kaltes bewegungsloses Augenpaar starrte von der Wand her auf den Mann nieder, der an einem klobigen Holztisch saß und sich an einem mit heißem Kaffee gefüllten Becher die großen Hände wärmte.
    Wärme konnte Ezra Hayden vertragen, denn in seiner Wohnung - zugleich auch Arbeitsstätte - war es kalt und eigentlich immer feucht. Die Heizung funktionierte nicht, wahrscheinlich hatte sie das nie getan, und so hatte Hayden auf einen Elektroofen zurückgegriffen, der zwar viel Strom kostete, aber kaum Wärme abgab. Daran hatte der Mann nicht gedacht, als er in das alte Fabrikgebäude gezogen war, um hier in Ruhe arbeiten zu können.
    Ezra Hayden war Tierpräparator!
    Im Moment machte er Pause, das heißt, er hatte noch gar nicht mit der Arbeit begonnen. Irgendwie bekam er nicht den Dreh. Jetzt saß er am Tisch, schlürfte den Kaffee und schaute hin und wieder durch das Fenster gegen einen Himmel, der aussah wie mit Holzkohle bestückt, durch die sich schwache Silberfäden zogen.
    Das Tageslicht war da. Nur wusste es nicht, ob es sich noch verstecken sollte oder sich doch zeigen, was die Menschen gar nicht verdient hatten.
    Der Schnee hatte aufgehört, der Regen ebenfalls, aber das Grau war geblieben. Wenn Hayden an den Wetterbericht dachte, hatte er keine Lust, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Allerdings auch nicht zum Arbeiten. Am besten wäre es gewesen, sich wieder ins Bett zu legen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
    Ging aber nicht. Er musste aufbleiben, und er musste in seine Werkstatt gehen. Aufträge gab es genug. Ob er die Termine allerdings würde halten können, wusste er nicht.
    Die Augen starrten ihn noch immer an!
    Sie gehörten zu einem ausgestopften Wolfskopf. Er hing an der Wand. Er war perfekt. Ein wahres Meisterwerk. Kunst in höchster Vollendung. Etwas, auf das Hayden stolz war.
    Die Augen blickten nur in eine Richtung.

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