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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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...«, hörte Atlan die Stimme Wajsto Kolschs. Er drehte sich um. Der Magnide war völlig verstört. Er sah aus, als wolle er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
    »Wie ist es passiert?«, wollte Atlan wissen.
    Wajsto Kolsch setzte zu einer Antwort an, aber Pejunk, den Atlan vorher nur am Rande wahrgenommen hatte, kam ihm zuvor. »Chessam war unvorsichtig«, erklärte er. »Sie sah ein paar Mintas in einem dichten Gestrüpp verschwinden und wollte sie aufscheuchen, damit wir sie erlegen können. Ich rief ihr noch eine Warnung zu, aber sie lief so schnell davon, dass es nichts mehr nützte. Ein Davar hatte sich im Dickicht versteckt und griff sofort an.«
    Der Beschreibung nach, die Pejunk lieferte, war ein Davar das chailidische Gegenstück zu einem Wildschwein. Normalerweise waren die Tiere eher scheu und gingen den Chailiden aus dem Weg, aber wenn sie Junge hatten, dann verteidigten sie ihren Nachwuchs bis zum letzten Blutstropfen.
    Man hatte das Davar töten können, bevor es Chessam endgültig den Garaus machte. Im Dickicht fand man sieben Jungtiere.
    »Die Jäger haben sie mitgenommen«, berichtete Bjo Breiskoll. »Sie wollen sie aufziehen.«
    »Auf diese Weise kann man sich die Jagd fraglos erleichtern«, bemerkte Atlan.
    Der Katzer schüttelte den Kopf. »Die Jungen sollen in den Wald zurückgebracht werden, sobald sie groß genug sind«, sagte er.
    Atlan nickte nur. Dann atmete er tief ein und wieder aus. »Ich hätte ihr das Messer nicht geben sollen«, murmelte er.
    »Warum nicht?«, fragte Pejunk verständnislos.
    »Ohne das Messer hätte sie euch nicht begleiten können – und dann wäre sie jetzt noch gesund und munter.«
    »Du hast eine seltsame Art die Welt zu betrachten«, versetzte Pejunk verständnislos. »In zwei Jahren wird sie da draußen überleben müssen . Es ist gut, dass dieser Unfall jetzt passiert ist. Wir waren nicht weit vom Dorf entfernt, und sie kann daraus lernen.«
    Atlan kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Dass der Heiler log, um die Eltern des Kindes zu beruhigen, war ihm noch verständlich, aber dass dieser Jäger, der doch einige Erfahrung in solchen Dingen haben sollte, so blind war, ging ihm nicht in den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass sie genug Zeit hat, um etwas aus diesem Zwischenfall zu lernen«, bemerkte er vorsichtig.
    »Oh doch. Ich werde dafür sorgen, dass sie über das nachdenkt, was sie erlebt hat.«
    Atlan holte tief Luft. »Chessam ist sehr schwer verletzt«, gab er zu bedenken. »Und sie hat sehr viel Blut verloren.«
    »Wenn du es sagst«, entgegnete Pejunk mit einer Gleichgültigkeit, die den Arkoniden wütend machte.
    Am Rand des Dorfs tauchten weitere Jäger auf. Sie trugen Bündel mit sich, aus denen es laut und durchdringend quiekte.
    »Sie bringen die Jungen«, sagte der Chailide hastig. »Ich muss mich darum kümmern.« Und schon war er verschwunden.
    »Verstehst du das?«, fragte Bjo. »Wie kann er diesen ganzen Vorfall quasi als Bagatelle abtun? Chessam wird sterben. Daran besteht kein Zweifel.«
    Atlan wandte sich schweigend ab. Er hatte sich das Haus gemerkt, zu dem man Chessam gebracht hatte. Auf der Veranda hockten zwei Chailiden. Sie waren ein wenig blass um ihre kleinen, krummen Nasen herum, und sie pressten jeder einen Verband aus Bast und Blättern auf ihre Handgelenke, aber sie wirkten dennoch zufrieden, beinahe glücklich.
    »Ich möchte mit dem Heiler sprechen«, sagte Atlan zu ihnen.
    »Geh nur hinein«, antwortete der eine. »Gorfang redet gerne über seine Arbeit.« Er schien zu ahnen, warum der Fremde ausgerechnet jetzt vor der Hütte des Heilers auftauchte.
    Atlan ging auf die halboffene Tür zu, auf die der Chailide beiläufig gedeutet hatte. Bjo Breiskoll und Wajsto Kolsch folgten ihm. Der Arkonide spähte in den Raum hinein.
    Gorfang war soeben damit beschäftigt, Chessams Wunden zu vernähen. Der Pressverband war verschwunden – und alle Blutungen waren gestillt. Mehr noch: Das Gesicht des Mädchens hatte eine viel gesündere Farbe angenommen. Im Hintergrund hantierte Yrstam mit allerlei kleinen Töpfen.
    »Kommt nur herein«, rief Gorfang, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.
    Atlan folgte der Aufforderung schweigend. Er sah sich Chessam genauer an. Der Schlaf des Mädchens erschien ihm unnatürlich tief – aber es war keine echte Bewusstlosigkeit. Am rechten Handgelenk war eine kleine Stichwunde zu bemerken.
    »Sie wird bald aufwachen«, sagte Gorfang ruhig. »Gib ihr noch etwas, Yrstam – ich bin noch nicht

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