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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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Arroganz war nichts als Ausdruck einer tiefen Unsicherheit.
    Der Magnide blieb stehen, als wäre er gegen eine Mauer geprallt. Langsam drehte er sich um. »Na schön«, sagte er schließlich. »Ja, ich glaube daran, dass die SOL eine Bestimmung hat. Diese Bestimmung besteht darin, möglichst jeden Kontakt zu planetengebundenen Völkern zu vermeiden und ihren Bewohnern ein freies, ungebundenes Leben im Raum zu ermöglichen.«
    »Du sprichst von der SOL, aber du meinst die Solaner!«
    »Das läuft auf dasselbe hinaus!«
    »Oh nein«, widersprach der Arkonide sanft. »Das ist der große Denkfehler, den ihr Magniden begangen habt. Ihr habt stets nur an die SOL gedacht, nicht aber an ihre Bewohner. Um den technischen Zustand eurer Vorfahren halbwegs zu bewahren, opfert ihr so ziemlich alle althergebrachten Werte. Menschlichkeit, Mitleid, Toleranz – das alles ist euch fremd geworden. Ihr starrt wie hypnotisiert auf Schalter und Hebel, und für euch bricht die Welt zusammen, wenn etwas nicht so funktioniert, wie ihr es euch vorstellt. Wenn dagegen ein paar Hundert Solaner sterben, die keinerlei technische Kenntnisse besitzen – was kümmert euch das?«
    Wajsto Kolsch hatte sich innerlich versteift. »Das verstehst du nicht!«, sagte er rau. »Uns bleibt gar keine andere Wahl. Die SOL ist eine künstliche Welt. Sie funktioniert nicht automatisch – besonders darum nicht, weil SENECA gestört ist.«
    Er sprach noch weiter, aber Atlan hörte nur noch mit halbem Ohr zu. Er kannte all diese Argumente, und sie waren ihm auf schreckliche Weise vertraut. Es waren die ewig gleichbleibenden Phrasen derer, die die Macht in ihren Händen hielten. Im Übrigen hatte er das Gefühl, dass Wajsto Kolsch selbst nicht mehr an das glaubte, was er sagte.
    Etwas anderes beschäftigte den Arkoniden weit stärker: Ihm fiel erst jetzt auf, dass es bei den Chailiden weder Priester noch Tempel gab. Oder kam die Hütte des Uralten etwa einem Tempel gleich?
    Er beschloss, Amodar danach zu fragen, aber als sie das Haus der Familie Erran erreicht hatten, erklärte man ihm, dass Amodar sich in den Meditationsraum zurückgezogen hatte und nicht gestört werden durfte. Alle anderen waren so mit sich und ihren diversen Arbeiten beschäftigt, dass es sinnlos schien, ein vernünftiges Gespräch mit ihnen führen zu wollen.

7.
     
    Amodar blieb verschwunden. Es schien, als habe er vor, bis zu seiner Abreise Tag und Nacht zu meditieren. Dafür erschien Yrstam bei Atlan und teilte ihm mit, dass Chessam mit ihm zu sprechen wünschte.
    Das Mädchen lag noch im Quartier des Heilers, aber es war schon wieder recht lebhaft. Um Chessams Arm lag ein Verband, sie schien jedoch keine Schmerzen zu haben, und alle übrigen Wunden waren anscheinend bereits verheilt.
    »Ich bitte dich um Verzeihung«, sagte Chessam ernst zu dem Arkoniden.
    »Warum?«, fragte Atlan verblüfft.
    »Du hast dir Vorwürfe gemacht«, meinte sie. »Wegen des Messers. Pejunk hat es mir erzählt.«
    Atlan winkte ab. »Es ist noch einmal gut gegangen«, murmelte er. »Du solltest den Göttern danken, dass du so leicht davongekommen bist.«
    Chessam lauschte den Wörtern nach, dann hob sie ratlos den gesunden Arm. »Wem soll ich danken?«, wollte sie wissen.
    »Den Göttern«, wiederholte Atlan. »Oder habt ihr keine höheren Wesen, an die ihr glaubt, und die euer Schicksal lenken?«
    »Nein«, sagte sie verwundert. »Wozu soll so etwas gut sein?«
    »Aber ihr glaubt doch auch an die Uralten!«
    »Wir brauchen nicht an sie zu glauben. Wir wissen ja, dass es sie gibt«, mischte sich Gorfang ein, der im Hintergrund des Raums Kräuter zerstampfte.
    »Bist du sicher? Ich habe erfahren, dass die Hütte des Uralten längst übervölkert sein müsste, nicht zuletzt wegen der Kinder, die angeblich dort verschwinden.«
    Gorfang ließ die Kräuter stehen, drehte sich um und betrachtete den Arkoniden eindringlich.
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte er leise.
    »In der Hütte des Uralten lebt niemand! «, sagte Atlan ruhig. »Entweder geht einer von euch nachts heimlich hin, nimmt die abgestellten Speisen mit, und schürt auf diese Weise die Überzeugung, dass es den Uralten in der Hütte wirklich gibt ...«
    »Oder?«, fragte Gorfang herausfordernd.
    »Oder es taucht dort tatsächlich ab und zu jemand auf. Aber dieser Jemand kommt und geht, ohne gesehen zu werden. Er bewegt sich nicht wie gewöhnliche Chailiden, sondern er versetzt sich körperlich direkt in die Hütte hinein.«
    »Aha«, sagte Gorfang und

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