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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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Uralten mit den Kindern?«, fragte er eindringlich.
    »Ich weiß es nicht. Es gibt viele Gerüchte, aber ich fürchte, dass sie uns auch nicht weiterhelfen.«
    »Was für Gerüchte?«, drängte Atlan, aber Amodar winkte ungeduldig ab.
    »Es ist unwichtig«, behauptete er.
    Atlan war erfahren genug, um zu erkennen, dass er eine Grenze erreicht hatte: Er würde zu diesem Thema nichts mehr aus Amodar herausholen können. Der Arkonide stand auf und verließ das Haus der Familie Erran.
    Er wanderte kreuz und quer durch das Dorf. Schließlich fand er sich vor der Hütte der Uralten wieder. Er setzte sich ins Gras und betrachtete das rätselhafte Gebäude nachdenklich.
    Niemand konnte sehen, was dort drinnen vor sich ging – aber die Bretter waren nicht allzu dick. Wenn dort drin ein Kind schrie, dann musste man es hören. Atlan wartete geraume Zeit, aber alles blieb still.
    Schließlich erhob sich der Unsterbliche und ging langsam durch das Dorf. Vor einer Gruppe spielender Kinder blieb er stehen. Ein einzelner, vergleichsweiser junger Chailide beaufsichtigte die ausgelassene Schar.
    »Kann ich dir behilflich sein, Fremder?«, fragte der junge Chailide freundlich, als er den Arkoniden bemerkte.
    »Ja, vielleicht.« Atlan lächelte. »Kannst du mir sagen, wie oft ein Baby gefüttert werden muss?«
    »Ein neugeborenes Kind braucht etwa alle zwei Stunden Nahrung«, erklärte der Chailide.
    Atlan nickte nachdenklich. Die Kinder hatten aufgehört herumzutollen und starrten ihn wie gebannt an. Eines steckte selbstvergessen einen unglaublich schmutzigen Daumen in den Mund.
    »War das alles?«, fragte der Chailide.
    »Ja«, murmelte Atlan. Er wandte sich zum Gehen.
    »Warte einen Augenblick«, bat der junge Mann. Er rief einem der älteren Kinder etwas zu. Es rannte davon und kehrte gleich darauf mit einem Erwachsenen zurück.
    »Ich begleite dich ein Stück«, kündigte der junge Chailide an.
    Atlan nahm es schulterzuckend zur Kenntnis.
    »Ich heiße übrigens Yrstam«, stellte der Chailide sich vor, während sie sich von der Kindergruppe entfernten. »Ich kann mir denken, warum du dich für unseren Nachwuchs interessierst: Dich beschäftigt die Frage, was mit dem Jungen geschehen ist, den die Uralten zu sich genommen haben.«
    »Das tut sie allerdings«, sagte Atlan.
    »Du hast die Hütte beobachtet«, fuhr der Chailide fort. »Und du hast kein Schreien oder Weinen vernommen, nicht wahr? Ich will dir etwas verraten: Selbst wenn du ganz dicht herangehst und viele Stunden lang wartest, wirst du keinen Laut hören.«
    »Wie oft passiert so etwas?«, fragte Atlan.
    »Du meinst, wie oft die Uralten ein Kind zu sich nehmen?«
    »Ja – aber warum sprichst du stets in der Mehrzahl? Es gibt doch nur einen Uralten hier im Dorf, oder?«
    Der Chailide lachte. »Das sollte man meinen. Aber es müsste eigentlich sehr viele geben. In jedem chailidischen Dorf wirst du eine solche Hütte finden. Es geschieht relativ selten, dass ein Meditierender den Stand eines Uralten erreicht, aber es geschieht immerhin häufig genug, dass einige Hütten längst mehrere Bewohner beherbergen müssten – abgesehen von den Kindern. In den letzten fünf Jahren haben in unserem Dorf vier Neugeborene die Prüfung nicht bestanden.«
    »Man müsste also etwas hören, wenn jemand in der Hütte wäre«, stellte Atlan fest.
    »Trotzdem ist es drinnen totenstill «, stimmte Yrstam zu. »Und wir stellen Abend für Abend nur eine Mahlzeit vor die Tür. Abgesehen davon ist die Hütte viel zu klein, als dass mehrere Chailiden darin leben könnten.«
    »Was schließt du daraus?«
    »Ich weiß nicht, was ich daraus schließen soll«, sagte der Chailide gedehnt. »Eines ist allerdings klar: Die Kinder sind nicht in der Hütte. Man bringt sie weg, aber niemand weiß, wie und wohin sie gebracht werden.«
    »Man müsste das doch feststellen können«, erwiderte Atlan ärgerlich. Er dachte an die vergangene Nacht. Hätte er nur die Hütte nicht aus den Augen gelassen ...
    »Es ist nicht so leicht, wie du denkst«, murmelte Yrstam. »Und wir Chailiden sind keineswegs so schicksalsergeben, wie es dir vorkommen mag. Ich habe mich schon mehrfach auf die Lauer gelegt, und andere Jäger haben mir geholfen, die Hütte von allen Seiten im Auge zu behalten. Niemand hat sie jemals betreten oder verlassen.«
    »Sicher habt ihr Mittel, mit denen man ein Baby beruhigen kann«, meinte Atlan hoffnungsvoll. »Wenigstens für einen Tag. Die Uralten werden sich denken können, dass einige von

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