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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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lassen, so locker und entspannt, als würdet ihr schlafen.«
    Nach einigen Minuten vermochten die Chailiden die Augen zu öffnen. Sie waren äußerst folgsame und geduldige Patienten, die brav jede Übung durchführten, die Atlan ihnen empfahl. Sie beherrschten sich mustergültig und gaben mit keiner Geste und keinem Laut zu erkennen, dass sie Schmerzen empfanden. Schließlich saßen sie dem Arkoniden gegenüber, mit gesenkten Köpfen und deutlich erkennbar voller Reue.
    »Es tut uns leid«, sagte das junge Mädchen.
    »Wir wollten euch keine Angst machen«, fügte der junge Mann hinzu.
    Dann schwiegen sie, und Atlan betrachtete sie nachdenklich und verwundert. Er dachte an Akitar. Hatte er sich durch die Bekanntschaft mit dem stolzen Chailiden zu einem verfrühten, falschen Urteil über dieses Volk verleiten lassen?
    Das Bild, das er sich von den Chailiden gemacht hatte, zeigte ein Volk, das an die großen Indianerkulturen Nordamerikas erinnerte, die es vor der Eroberung des Kontinents durch die weißen Siedler gegeben hatte. Natürlich mussten gravierende Unterschiede existieren, aber immerhin wusste Atlan durch Akitar bereits, dass die Chailiden wenig Wert auf materiellen Besitz legten, dass ihnen ihre innere , die geistige Welt wichtiger war als das Streben nach Macht, dass sie kein Geld kannten und nicht einmal ein Wort dafür hatten, dass sie bestrebt waren, im Gleichklang mit der Natur zu leben. Sie fühlten sich in hohem Maß für die Gemeinschaft verantwortlich, blieben aber dennoch Individualisten.
    »Mein Gefährte hätte nicht auf euch schießen dürfen«, sagte Atlan vorsichtig. »Er hat nicht erkannt, dass es nur ein Spiel war.«
    »Ein verbotenes Spiel«, seufzte der junge Chailide.
    »Wie heißt du?«
    »Pejunk.«
    »Und du?«, wandte Atlan sich an die Chailidin.
    »Aspla.«
    »Gut. Das dort ist Wajsto Kolsch, der andere heißt Bjo Breiskoll, und ich bin Atlan. Ich glaube, wir alle sollten diesen dummen Zwischenfall vergessen und einander nichts nachtragen. Seid ihr damit einverstanden?«
    Die Chailiden schwiegen.
    Atlan wartete geraume Zeit, dann machte er einen zweiten Versuch. »Wir sind Fremde auf dieser Welt«, sagte er. »Wir kennen uns hier nicht aus. Wir suchen Kontakt zu eurem Volk. Wir wissen, dass ein Dorf in der Nähe ist. Wollt ihr uns dorthin führen?«
    Pejunk und Aspla sahen sich kurz an. »Ja«, erklärte Pejunk dann lapidar.
    »Ihr kennt euch sicher gut im Wald aus«, fuhr der Unsterbliche fort. »Könnt ihr mir verraten, was es mit diesem Baum auf sich hat? Wir haben festgestellt, dass er kaum Tiere anlockt.«
    »Es ist ein Gogar«, urteilte Pejunk sachkundig.
    »Aha. Und was hat das zu bedeuten?«
    »Auf oder in einem Gogar leben nur ganz bestimmte Tiere.«
    »Gib es auf«, brummte Wajsto Kolsch, der bereits seit geraumer Zeit wach war und dem Gespräch gefolgt war. »Denen ziehst du die Würmer nicht so schnell aus der Nase.«
    Atlan warf ihm einen wütenden Blick zu. Als er die Chailiden ansah, wirkten deren Gesichter verschlossen. Der Arkonide stand seufzend auf. Nach Kolschs bissiger Bemerkung würde es tatsächlich für geraume Zeit sinnlos sein, weiter auf die Chailiden einzureden.
    Bjo Breiskoll streckte sich wie eine Katze. »Gehen wir?«, fragte er.
    Atlan nickte und wandte sich an die Chailiden. »Wir wollen aufbrechen«, erklärte er. »Zeigt uns den Weg.«
    Die Chailiden erhoben sich vorsichtig. Sie probierten ihre Arme und Beine aus, als könnten sie gar nicht glauben, dass ihre Muskeln wieder funktionierten. Erst als sie feststellten, dass alles in Ordnung war, sprangen sie auf den Boden hinab.
    Sie durchquerten die Zone der seltsam riechenden Pflanzen bemerkenswert schnell, dann aber bemühten sie sich, sich dem Tempo ihrer fremdartigen Begleiter anzupassen.
    Sie brachten die drei Solaner zum Weg zurück. Atlan fing einen Blick von Bjo Breiskoll auf und lächelte.
    »Natürlich hätten wir sie dazu nicht gebraucht«, sagte er, nachdem er den Translator ausgeschaltet hatte. »Und den Weg zum Dorf würden wir auch ohne ihre Hilfe finden. Aber ich glaube, es ist besser, wenn wir mit den Chailiden dort ankommen. Dann können die anderen auf den ersten Blick erkennen, dass wir ihnen nichts getan haben.«
    Bjo nickte. »Daran habe ich nicht gedacht«, gestand er. »Da drüben ist der Bach. Wir sollten uns ein wenig frisch machen.«
    Die Chailiden schienen ähnliche Absichten zu haben, denn sie steuerten bereits zielsicher eine von niedrigem Gras gesäumte Uferpartie

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