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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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uns aufgebaut«, vermutete Kolsch. »Sie wollen uns in Sicherheit wiegen, bis sie uns haben.«
    »Nein«, murmelte Bjo. »Das passt nicht zu dem, was ich spüre. Es ist keine aggressive Spannung – eher schon eine Art Erwartung und ein bisschen Angst.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, konterte der Magnide bissig. »Sie haben Angst vor unseren Waffen.«
    »Die wir dort lassen werden, wo sie sind«, erklärte Atlan bestimmt. »Hast du das verstanden, Wajsto?«
    »Und wenn sie uns an die Kehle gehen?«, fragte Kolsch.
    »Dann werden wir uns wehren – aber erst, wenn die Situation wirklich eindeutig ist.«
    Sie erreichten die ersten Häuser und gingen auf schmalen, sauberen Wegen zwischen den Gebäuden hindurch. Auf der Veranda eines der Häuser stand vor einem offenen, seltsam kahl wirkenden Raum ein sehr alter, kahlköpfiger Chailide. Reglos, wie aus Stein gehauen, starrte er genau in Richtung der drei Neuankömmlinge, aber seine Blicke schienen durch die Besucher hindurchzugehen und sich irgendwo in der Ferne zu verlieren.
    Atlan fühlte sich unwillkürlich an die Chailiden erinnert, die er in K'Esbahs Zelle getroffen hatte. Sie waren ganz entrückt gewesen – genau wie der Kahlkopf dort drüben.
    Meditierte der Chailide? Oder sondierte er auf irgendeine Weise die seltsamen Besucher, die an seinem Haus vorbeigingen?
    Atlan wurde abgelenkt, als der Weg um ein weiteres Haus herumführte. Gebannt blickte er nach vorn – und dann sah er sie: Es waren die jungen Chailiden, die sich auf dem Weg wie die Wilden aufgeführt hatten. Jetzt sahen sie eher wie Kinder aus, die etwas ausgefressen hatten und mit harten Strafen rechneten. Etwas weiter seitlich standen einige ältere Chailiden, die dem Arkoniden und seinen Begleitern ernst entgegensahen.
    Weder die jungen Leute, noch die Älteren hatten Waffen bei sich.
    Atlan atmete heimlich auf, als er das bemerkte. Die Chailiden waren also willens, den Vorfall schleunigst zu bereinigen, und zwar auf friedliche Weise. Überdies war ihnen deutlich anzusehen, wie erleichtert sie waren, dass die beiden verlorenen Schäfchen gesund heimgekehrt waren.
    Atlan trat einen Schritt vor und zeigte seine leeren Hände. »Wir kommen in Frieden«, sagte er. »Wir wurden angegriffen und mussten uns verteidigen, aber wir haben es nicht gern getan.«
    Einer der älteren Chailiden wandte sich an Pejunk und Aspla. »Ihr seid gesund, wie ich sehe«, sagte er.
    Die beiden jungen Chailiden machten eine bejahende Geste. »Sie haben uns gelähmt«, erklärte Pejunk. »Es war nicht angenehm, aber es ging vorbei. Sie haben auch dafür gesorgt, dass kein Tier uns etwas tun konnte, während wir hilflos waren.«
    »Hast du sonst nichts zu sagen?«
    »Es tut mir leid«, antwortete Pejunk zerknirscht. »Wir hätten sie nicht reizen dürfen. Wir waren aufgeregt und übermütig, weil wir die Jäger von Ynglar besiegt hatten ...«
    »Es ist gut«, wehrte der Ältere ab. »Ich habe diese Geschichte bereits vernommen. Aspla?«
    »Es war dumm von uns«, gestand die junge Chailidin ohne Umschweife ein. »Wir haben das Gesetz gebrochen, und wir verdienen Strafe.«
    Der Ältere sah Atlan an. »Welche Strafe forderst du, Fremder?«, fragte er, und sein Gesicht wirkte undurchdringlich wie das eines Pokerspielers.
    »Wenn es sich um Jäger handelt«, sagte Atlan nach kurzem Nachdenken, »dann sollen sie uns ein Stück Wildbret beschaffen – ausreichend groß, um drei hungrige Männer satt zu machen.«
    »Und weiter?«, erkundigte sich der Chailide.
    »Nichts weiter«, meinte Atlan leichthin. »Pejunk und Aspla haben genug gelitten – und ihren Freunden ging es bestimmt ebenso. Es ist alles andere als angenehm, paralysiert zu werden. Ich glaube, sie alle haben ihre Strafe bereits hinter sich.«
    Für einen Augenblick war es still. Dann schlug Pejunk dem Arkoniden freundschaftlich auf die Schulter, die Älteren begannen zu lächeln, und die Jäger umringten Atlan und die Solaner lachend.
    »Ihr sollt euren Braten haben«, versprach einer von ihnen feierlich. »Aber wir werden ihn nicht jetzt erst jagen gehen, denn dann hättet ihr wenig Freude daran. Wir haben genug Wildbret für euch, ordentlich abgehangen – es wird euch sicher schmecken!«
    »Und wir werden es über den Feuern der Familie Erran braten«, sagte jener ältere Chailide, der das Gespräch bislang geführt hatte. »Immerhin sind drei von ihnen in diesen Vorfall verwickelt.«
    Es war, als wäre ein unüberhörbares Signal gegeben worden. Von allen Seiten

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