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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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hörte sich an, als schmirgle jemand den Lack ab. Und wahrscheinlich geschah genau das.
    Tatsächlich hatten sie vor dem Hotel auf der Sichelinsel von Palm Jumeira einige Taxis entdeckt, doch in keinem saß ein Fahrer. Vermutlich rechneten die ohnehin nicht damit, dass sich ein Fahrgast in den Sandsturm bringen lassen wollte. Also standen sie versammelt am anderen Ende des Hotelparkplatzes und starrten auf die gelbe Wand, die Dubai verschluckt hatte.
    Tom und seine Gefährten mussten nicht lange überlegen. Das überraschende Auftauchen des Mannes in Weiß hatte eines gezeigt: Ihnen blieb nicht viel Zeit! Der Gegner konnte jeden Moment wieder erscheinen. Um zu hoffen, dass diese Begegnung genauso glimpflich ablief, bedurfte es schon eines ausgeprägten Optimismus.
    Mit anderen Worten: Sie durften es sich nicht erlauben, mit den Taxifahrern zu diskutieren. Also stahlen sie einen Wagen. Da bereits das dritte Auto, das sie untersuchten, unverschlossen und mit steckendem Schlüssel dastand, fiel dies unerwartet leicht.
    Niemand lief ihnen nach oder rief »Haltet den Dieb!«. Und selbst als sie über die Brücke von der Sichelinsel zur Palmeninsel fuhren, den Stamm entlangrasten und über eine zweite Brücke aufs Festland und in die Sandwolke rollten, entdeckten sie keinen Verfolger.
    Von einem Moment auf den anderen fühlte sich Tom an CERN erinnert. War es dort Nebel gewesen, der sie umgeben hatte, schränkte nun Sand ihre Sichtweite so drastisch ein, dass sie gerade bis zum Ende der Motorhaube schauen konnten.
    »Und wie sollen wir jetzt den Burj Khalifa finden?«, fragte Maria Luisa verzweifelt. Diesmal saß sie auf dem Beifahrersitz, während Spencer McDevonshire den Wagen lenkte. Tom hatte auf der Rückbank Platz genommen.
    »Das Navigationsprogramm im Smartphone?«, schlug der Ex-Commissioner vor.
    Tom startete es, beendete es Sekunden später aber schon wieder. »Ist nur auf Europa ausgelegt. Aber ich trage ein viel zuverlässigeres Navi an meinem Handgelenk.«
    Und so tasteten sie sich nun Meter um Meter, Straße um Straße und Abzweigung um Abzweigung voran. Bis sie nach guten fünfzehn Kilometern ihr Ziel endlich erreichten. Es fiel ihnen erst auf, nachdem sie das Gelände einmal umrundet hatten und sich der Armreif immer neu ausrichtete.
    »Unglaublich«, sagte McDevonshire. »Ein Gigant wie dieser Turm, und trotzdem können wir ihn nicht sehen.«
    »Bleib mal stehen«, rief Tom über das Prasseln des Sandes hinweg. »Ich glaube, wir sind gerade an einer Abzweigung vorbeigekommen.«
    Der Ex-Commissioner bremste den Wagen ab, legte den Rückwärtsgang ein und setzte langsam zurück. Dann lenkte er das Taxi auf die Abbiegung.
    Zuerst vermochten sie es nur vage auszumachen, doch je näher sie kamen, desto deutlicher schälte sich ein Lichtschein aus der Sandwolke. Plötzlich machte die Straße eine Biegung und führte wieder vom Turm weg.
    »Ich fürchte, näher kommen wir mit dem Wagen nicht ran.« McDevonshire stoppte das Taxi.
    Tom atmete tief durch und zog die Tasche mit der Weltuntergangsmaschine zu sich heran. Er spürte, dass sie schneller lief, auch wenn sie von ihrer Höchstleistung vermutlich noch weit entfernt war. »Okay, lasst uns aussteigen. Haltet euch die Ärmel vors Gesicht! Nur durch den Stoff atmen!«
    Als er den Wagen verließ, war es ihm, als traktierten unzählige Nadeln seine Haut. Sofort rannte er los, auf das Licht zu.
    Trotz des Ärmels, den er sich festvor Mund und Nase presste, knirschte bereits nach wenigen Schritten der Sand zwischen seinen Zähnen und seine Augen tränten und brannten wie verrückt.
    Es war nicht weit bis zum Eingang und doch stellte jeder Meter eine Höllenqual dar. Mit gesenktem Kopf hetzte er weiter. Wo waren Maria Luisa und McDevonshire? Er konnte sie in diesem Chaos nicht mehr ausmachen.
    Endlich erreichte Tom die überdachte Glastür. Er wollte sie aufstoßen, doch sie war verschlossen.
    Nein! Das durfte nicht wahr sein!
    Im Inneren erkannte er eine Unmenge von Menschen. Viele hatten sich bestimmt vor dem Sandsturm hierher geflüchtet.
    Neben Tom tauchten seine Gefährten auf.
    Er hämmerte mit der Faust gegen die Tür, bis ein arabisch aussehender Mann in Livree auf sie aufmerksam wurde. Er zuckte zusammen, dann kam er angerannt und entriegelte die Pforte.
    Endlich schwang die Tür nach innen auf. Begleitet von Sandwirbeln und lautem Windheulen stürzten Tom und seine Begleiter hinein. »Danke«, stöhnte der Archäologe.
    »Helfen Sie mir«, ächzte der

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