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12 - Die Nadel der Götter

12 - Die Nadel der Götter

Titel: 12 - Die Nadel der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Bedienstete in akzentfreiem Englisch.
    Jetzt erst bemerkte Tom, dass der Livreeträger die Tür wieder schließen wollte, aber gegen die Wucht des Sturms nicht ankam. Seite an Seite stemmten sie sich gegen das Portal. Es kostete einige Kraft, bis sie den Wind ausgesperrt hatten.
    Tom sah er sich in der Lobby um. Es herrschte ein hektisches Stimmengewirr in allen möglichen Sprachen. Nur wenige Meter vom Eingang entfernt ragten etliche unterschiedlich lange Stangen wirr in die Höhe, auf deren Enden bronzene Teller ruhten. Wie die Hihats bei einem Schlagzeug, nur viel länger. Vermutlich Kunst.
    Um das Objekt herum tummelten sich an die hundert Menschen. Scheichs mit Kaftan und Kopfbedeckung waren genauso vertreten wie Bankertypen in Maßanzügen.
    Tom und seine Gefährten fielen mit ihrer Kleidung aus dem Rahmen, aber das schien niemanden zu kümmern. Immerhin kamen sie auch geradewegs aus einem Sandsturm.
    Der Archäologe legte die Hand auf die Tasche. Das Summen der Maschine konnte er in dem Stimmengewirr nicht hören, aber er spürte, wie sie arbeitete. Allerdings machte sie nicht den Eindruck, als würde sie sich überladen.
    »Da sind wir also«, sagte McDevonshire. »Und was jetzt?«
    Gute Frage. Tom warf einen Blick auf den Armreif. Die drei Segmente verschoben sich fortwährend, bildeten aber keinen Pfeil aus. Langsam drehte er sich im Kreis, doch das Ergebnis blieb gleich.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte er. Doch dann fiel ihm CERN ein. Der Teilchenbeschleuniger lag hundert Meter unter der Erde. Und dorthin hatte der Mann in Weiß die Maschine gebracht, weil dort die Energie am stärksten war. Verhielt es sich hier ähnlich?
    Er senkte den Arm und beobachtete den Reif.
    Wieder kein Pfeil.
    Sollte vielleicht …?
    Kurzentschlossen winkelte er den Arm nach oben ab. Und tatsächlich, die Reifsegmente verschoben sich, bis sich die Einkerbungen zu einem Pfeil vereinten.
    »Wir müssen rauf«, sagte er.
    In diesem Moment erlosch in der Lobby das Licht.
    ***
    Dr. Daniel Lescroart sprang vom Sofa auf, als es dunkel wurde. »Nein!«, stöhnte er.
    Die Finsternis hielt nur für ungefähr eine Sekunde an, doch er wusste genau, was sie zu bedeuten hatte. Mit dem TriCore stimmte etwas nicht.
    Aber das war völlig unmöglich! Nach dem Vorfall in CERN hatte er den Reaktor genauestens untersucht und keine Schäden festgestellt.
    Er hastete in den Nebenraum.
    Die Suite, die Chalid Hariri ihm zur Verfügung gestellt hatte, wies allen erdenklichen Komfort auf, doch sie täuschte nicht darüber hinweg, dass er ein Gefangener des Scheichs war.
    Natürlich nicht im eigentlichen Sinn, denn es stand ihm jederzeit frei zu gehen. Doch dann hätte er auf die restlichen drei Millionen verzichten müssen. Und auf das Flugzeug Richtung USA.
    Lescroart hetzte zu der Kommode neben dem deckenhohen Spiegel im Schlafzimmer. Dort lag das Messgerät, drahtlos vom TriCore mit den wichtigsten Daten versorgt. Eigentlich war er davon ausgegangen, es nicht benutzen zu müssen.
    Die Anzeigen belehrten ihn eines Besseren.
    »Nein«, ächzte Lescroart. Der Energiegehalt der Kristalle in zwei Röhren sank so schnell, dass man dabei zusehen konnte. »Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht …«
    »Genau das hatte ich befürchtet«, erklang eine Stimme hinter ihm. Lescroart sah auf und erblickte im Spiegel Chalid Hariri. Er hatte ihn nicht kommen gehört.
    Der Wissenschaftler drehte sich um. »Dafür muss es eine Erklärung geben.«
    »Natürlich gibt es die.« Diesmal lächelte der Scheich nicht. »Ihr Wunderreaktor taugt nichts. Sie werden verstehen, dass ich Ihnen den Restbetrag unter diesen Umständen nicht auszahlen kann.«
    »Aber der TriCore funktioniert! Ich weiß es!«
    »Diesen Eindruck habe ich leider nicht. Aber ich bin kein Unmensch. Sie brauchen mir die zwei Millionen, die Sie bereits bekommen haben, nicht zurückzahlen. Dafür behalte ich den Reaktor und lasse ihn von meinen Leuten untersuchen. Vielleicht gelingt es uns, Ihre unzuverlässige Technik zu verbessern, wenn Allah und der Komet uns noch die Gelegenheit dazu geben. Seien Sie mein Gast, bis der Sandsturm nachlässt. Danach muss ich Sie bitten, mich zu verlassen.«
    »Sie Scheißkerl!«, stieß Lescroart hervor.
    »Werden Sie nicht ausfallend! Unsere geschäftliche Vereinbarung besagt klar und deutlich, dass …«
    »Ich scheiß auf unsere Vereinbarung! Sie haben mich gelinkt! Sie haben diese Indiotypen nach CERN geschickt, um den TriCore zu sabotieren!« Lescroart trat

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