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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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geben konnte, so schnell, wie Auto und Straße es zuließen. Eigentlich könnte er das hier auch mal ausprobieren. Der Wagen würde wohl gut und gern seine 200 Stundenkilometer hergeben, aber… nein, ihre Mission war wichtiger.
    Er schnippte die Zigarettenkippe aus dem Fenster. Gerade rauschte ein weißes Polizeiauto mit blauen Streifen an der Seite vorbei. Arkansas State Police. Das sah nach einem wirklich schnellen Auto aus, fand Abdullah, und der Mann darin trug einen prächtigen Cowboyhut. Wie jeder Mensch auf diesem Planeten hatte Abdullah schon einige amerikanische Filme gesehen, darunter auch Western, in denen Cowboys auf Pferden das Vieh zusammen-trieben oder im Saloon ihre Ehre mit dem Revolver vertei-digten. Solche Szenen hatten ihren Reiz – allerdings einen wohl berechneten, sagte sich Abdullah, mit dem die Un-gläubigen versuchten, die Gläubigen vom rechten Weg abzubringen. Wobei man fairerweise einräumen musste, dass amerikanische Filme hauptsächlich für ein amerikanisches Publikum gedreht wurden. Wie viele arabische Filme hatte er gesehen, in denen die Streitmacht Salah ad-Dins –
    eines Kurden, ausgerechnet! – die einfallenden Kreuzritter schlug? Solche Streifen dienten dazu, dem Publikum Geschichte beizubringen und die arabischen Männer zur Mannhaftigkeit zu ermutigen, damit sie die Israelis endlich schlügen – was leider bisher nicht gelungen war. Mit den amerikanischen Western verhielt es sich wahrscheinlich ähnlich. Deren Männlichkeitsideal war dem der Araber gar nicht so unähnlich, außer dass die Amerikaner Revolver benutzten anstatt des Schwertes, das einem Mann eher ge-bührte. Allerdings hatte die Pistole eine größere Reichweite, die Amerikaner waren also praxisorientierte Kämpfer und zudem außerordentlich clever. Selbstverständlich nicht tapferer als die Araber, nur cleverer. Er würde sich vor den Amerikanern und ihren Pistolen hüten müssen, nahm sich 281

    Abdullah vor. Wenn jemand von denen tatsächlich so schoss wie die Cowboys im Film, könnte ihre Mission ein vorzeitiges Ende finden, und das durfte auf keinen Fall geschehen. Er fragte sich, was der Polizist in dem weißen Auto, das gerade vorbeifuhr, in seinem Gürtel trug – und war er wohl ein guter Schütze? Das ließe sich natürlich feststellen, allerdings nur auf eine Art, und dadurch würde ihr Auftrag gefährdet. Also sah Abdullah zu, wie das Polizeiauto vor ihm in der Ferne verschwand. Während er weiter ostwärts fuhr – bei stetigen 65 Meilen, drei Zigaretten pro Stunde und mit knurrendem Magen, beobachtete er die vorbeirauschenden Sattelzüge. SMALL STONE 30 MEILEN.
    »Drüben in Langley werden sie schon wieder unruhig«, teilte Davis Hendley mit.
    »Was haben Sie gehört?«, fragte Gerry.
    »Ein Einsatzoffizier hat durch eine Quelle drüben in Saudi etwas Merkwürdiges erfahren. Es geht um ein paar Leute, die bei uns als Gegenspieler in Verdacht stehen. Die Vö-
    gel sind ausgeflogen – derzeitiger Aufenthalt unbekannt, aber er denkt, westliche Hemisphäre. So um die zehn Mann.«
    »Wie gesichert ist das?«, fragte Hendley.
    »Eine Drei für Verlässlichkeit, obwohl die Quelle sonst durchaus gut angesehen ist. Irgend so ein Stabsmurkel hat es runtergestuft, Grund unbekannt.« Das war eins der Probleme auf dem Campus. Sie waren größtenteils auf die Analysen anderer angewiesen. Zwar saßen auch in ihren eigenen Analyseabteilungen ein paar hervorragende Leute, aber die eigentliche Arbeit wurde auf der anderen Seite des Po-tomac River geleistet, und die CIA hatte in den vergangenen paar Jahren durchaus das eine oder andere vermurkst –
    besser gesagt, in den vergangenen Jahrzehnten, erinnerte sich Gerry. Bestleistungen erbrachten die alle nicht, und viele CIA-Bürokraten waren selbst mit den mageren Beam-tenbezügen schon überbezahlt. Aber solange sie ihre Akten 282

    immer ordentlich abhefteten, interessierte das wohl niemanden – es wurde nicht mal zur Kenntnis genommen.
    Eins war allerdings in diesem Fall zu bedenken: Die Saudis besaßen die Angewohnheit, sich potenzieller Unruhestifter im eigenen Land zu entledigen, indem sie ihnen gestatteten, auszureisen und ihre Verbrechen anderswo zu verüben.
    Wenn sie dabei geschnappt wurden, verhielt sich die saudische Regierung natürlich über alle Maßen kooperativ und war damit in jeder Hinsicht fein raus.
    »Was denken Sie?«, fragte er Tom Davis.
    »Verdammt, Gerry, ich bin doch keine Zigeunerin – ich hab keine Kristallkugel, und das Orakel von

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