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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ließ sich rücklings auf sein Bett fallen – ein Doppelbett für ihn allein. Allerdings waren zuerst noch ein paar Dinge zu erledigen. Er richtete sich wieder auf.
    »Kameraden, die Waffen müssen immer versteckt sein und die Jalousien ständig geschlossen. Wir haben einen zu weiten Weg hinter uns, als dass wir es uns leisten könnten, unsinnige Risiken einzugehen«, ermahnte er die anderen.
    »In dieser Stadt gibt es Polizisten, und die solltet ihr nicht unterschätzen. Wir bestimmen den Zeitpunkt für unsere Reise ins Paradies selbst und lassen uns die Entscheidung nicht durch einen blöden Fehler aus der Hand nehmen.
    Merkt euch das.« Dann zog er sich die Schuhe aus. Er dachte daran, noch duschen zu gehen, war jedoch zu müde und entschloss sich, das auf den nächsten Tag zu verschieben.
    »In welcher Richtung liegt Mekka?«, erkundigte sich Rafi.
    Mustafa musste einen Moment lang nachdenken, wo die direkte Linie zur heiligen Stadt und ihrem Mittelpunkt, der Kaaba, verlief. Dort lag das Zentrum des islamischen Universums, und dorthin wandten sie sich bei ihrem Gebetsri-tual, Salat genannt, bei dem sie fünfmal täglich bestimmte Koranverse rezitierten. »Dort«, sagte er und deutete eine Linie nach Südwesten an, die durch das nördliche Afrika zur heiligsten aller heiligen Stätten führte.
    Rafi rollte seinen Gebetsteppich aus und kniete nieder. Er betete an diesem Tag zwar etwas zu spät, versäumte seine religiöse Pflicht aber wenigstens nicht völlig.
    Mustafa hingegen flüsterte vor sich hin: »Möge es vergessen sein«, in der Hoffnung, dass Allah ihm angesichts seiner Erschöpfung vergeben würde. War nicht Allahs Gnade unermesslich? Außerdem war dies keine schwere Sünde.
    313

    Mustafa zog sich die Socken aus und ließ sich auf sein Bett zurücksinken, wo ihn in weniger als einer Minute der Schlaf überkam.
    Nebenan beendete Abdullah sein Salat und schloss dann sein Notebook an das Telefon an. Er wählte eine 800er-Nummer und hörte, wie sein Computer mit Fiepen und Rauschen die Netzwerkverbindung herstellte. Wenige Sekunden später stellte er fest, dass er neue E-Mails hatte.
    Drei Nachrichten und den üblichen Spam. Er lud die Mails herunter und speicherte sie, dann trennte er die Verbindung. Er war nicht länger als 15 Sekunden online gewesen –
    eine weitere Sicherheitsvorkehrung, die ihnen allen eingeschärft worden war.
    Was Abdullah nicht wusste: Einer der vier Accounts wurde von der National Security Agency überwacht und war bereits teilweise entschlüsselt worden. Wenn sein Account -
    der nur durch eine Buchstabenkombination und ein paar Zahlen gesichert war – den von Saeed kontaktierte, wurde er ebenfalls identifiziert, allerdings nur als Empfänger, nicht als Absender. Saeeds Team hatte als erstes seinen Bestimmungsort erreicht, Colorado Springs im Bundesstaat Colorado – die Stadt war durch einen Codenamen chiffriert –, und nun in einem Motel zehn Kilometer vom Angriffsziel entfernt eine bequeme Bleibe gefunden. Sabawi, der Iraker, befand sich in Des Moines, Iowa, und Mehdi in Provo, Utah. Auch diese beiden Teams waren an ihren Zielorten eingetroffen und erwarteten den Beginn der Operation. Nur noch weniger als 36 Stunden bis zur Ausführung der Mission. Abdullah würde es Mustafa überlassen, auf die Mails zu reagieren. Die Antwort war ohnehin schon vorprogrammiert und lautete: »190,2«. Damit war der 190ste Vers der zweiten Sure gemeint – nicht gerade ein Schlachtruf, sondern vielmehr eine Bestärkung des Glaubens, der sie hergeführt hatte. In dem Vers hieß es: Führt eure Mission durch.
    314

    Brian und Dominic sahen sich auf dem History Channel eine Sendung über Hitler und den Holocaust an. Über dieses Thema war schon so viel geforscht worden, dass man hätte meinen können, es gäbe nichts Neues mehr herauszufinden. Trotzdem gelang es den Historikern irgendwie immer wieder. Zum Teil war das wohl den umfangreichen Aufzeichnungen zu verdanken, die die Deutschen in Stollen im Harz hinterlassen hatten. Die Gelehrten würden sicher noch ein paar Jahrhunderte lang damit beschäftigt sein, daraus die Denkprozesse jener menschlichen Bestien zu erschließen, die derartige Verbrechen erst geplant und dann ausgeführt hatten.
    »Was hältst du davon, Brian?«, fragte Dominic.
    »Ich schätze, das Ganze hätte mit einem Pistolenschuss verhindert werden können. Das Problem ist nur, dass niemand so weit in die Zukunft blicken kann – nicht mal eine Zigeunerin mit einer

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