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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nach finanziert –, nicht besonders kapitalin-tensiv. Sie haben ein paar unauffällige kleine Geschäfte bemerkt. Das war schon recht pfiffig. Ist Ihnen aber auch aufgefallen, dass Uda, wenn er nach Hause fliegt, immer eine Gulfstream-V chartert?«
    »Ähm – nein«, gestand Jack. »Das habe ich nicht überprüft. Ich ging davon aus, dass er überallhin erster Klasse fliegt.«
    307

    »Genau das tut er, und zwar allererster Klasse – wie Sie und Ihr Vater früher. Jack, keine Kleinigkeit ist so winzig, dass es sich nicht trotzdem lohnen könnte, sie zu überprü-
    fen.«
    »Was halten Sie von seinem Umgang mit Kreditkarten?«
    »Absolut unauffällig, aber gerade dadurch auch wiederum bemerkenswert. Wenn er wollte, könnte er alles mit Kreditkarte bezahlen, aber wie es scheint, benutzt er für eine ganze Reihe von Ausgaben Bargeld – und er gibt weniger Bargeld aus, als er für den Eigengebrauch beiseite schafft. Zum Beispiel für diese Callgirls – so was schert in Saudi keinen Menschen, das heißt: Er bezahlt sie in bar, weil er es will, nicht weil er es muss. Er versucht, Teile seines Lebens im Dunkeln zu halten – aus Gründen, die nicht unmittelbar ersichtlich sind. Vielleicht nur zur Übung. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich herausstellte, dass er mehr Kreditkarten besitzt, als wir bisher wissen –
    ungenutzte Konten. Ich werde nachher mal seine Bank-konten durchackern. Der Bursche versteht sich noch nicht recht auf Geheimhaltung. Zu jung, zu unerfahren und keine richtige Ausbildung darin. Aber – ja, ich denke, er ist ein Spieler, der hofft, schon bald in die oberste Liga aufzustei-gen. Die Jungen und Reichen sind nicht gerade für ihre Geduld berühmt«, schloss Cunningham.
    Darauf hätte ich selbst kommen müssen, sagte sich der Junior.
    Ich muss mich in diesen Kram besser reindenken. Wieder eine wichtige Lektion: Keine Kleinigkeit ist so winzig, dass es sich nicht trotzdem lohnen könnte, sie zu überprüfen. Mit was für einem Typen haben wir es zu tun? Wie sieht er die Welt? Wie will er die Welt verändern? Sein Vater hatte ihm immer eingeschärft, wie wichtig es sei, die Welt durch die Augen des Gegners zu betrachten, in sein Hirn hineinzukriechen und die Welt dann mit einem anderen Blick zu fixieren.
    Bin Sali ist ein Typ, der von seiner Leidenschaft für Frauen getrieben wird – aber steckt noch mehr dahinter?
    308

    Kauft er sich Huren, weil er Spaß daran hat, sie aufs Kreuz zu legen, oder legt er damit zugleich den Feind aufs Kreuz?
    In der islamischen Welt betrachtet man Amerika und Großbritannien im Prinzip als ein und denselben Feind. Die gleiche Sprache, die gleiche Arroganz, das gleiche verdammte Militär, da die Briten und die Amerikaner in vielen Dingen so eng kooperieren.
    Das war zu bedenken. Setze niemals irgendetwas voraus, ohne die Welt durch die Augen deines Feindes betrachtet zu haben.
    Keine schlechte Erkenntnis für eine Mittagspause.
    Roanoke City glitt rechts an ihnen vorbei. Zu beiden Seiten der I-81 erstreckten sich sanfte grüne Hügel, hauptsächlich Weideland. Viele Milchfarmen, nach der Anzahl der Kühe zu urteilen. Grüne Hinweistafeln am Highway bezeichneten Straßen, die für Mustafa nirgendwohin führten. Und wieder weiß getünchte, quaderförmige Kirchen. Mustafa und seine Kameraden überholten Schulbusse, sahen aber keine Polizeiautos. Er hatte gehört, dass in manchen amerikanischen Staaten die Highway-Polizei zivile Fahrzeuge benutzte – gewöhnliche Autos, ähnlich wie seins, wahrscheinlich aber mit zusätzlicher Funkantenne. Er fragte sich, ob die Fahrer darin wohl Cowboyhüte trugen. Das wäre entschieden fehl am Platz, so viele Kühe es in dieser Gegend auch geben mochte. Mustafa dachte an die zweite Sure des Koran, Die Kuh. Wenn Allah dir befiehlt, eine Kuh zu schlachten, so musst du sie schlachten, ohne viele Fragen zu stellen. Eine Kuh, weder alt noch jung, voll erwachsen, zwischen beidem, eine Kuh, die dem Herrn gefällt. Gefielen Allah nicht alle Opfer, sofern nicht Hochmut der Antrieb dazu war? Gewiss taten sie das – wenn sie in der Demut des rechten Glaubens dargeboten wurden, denn Allah nahm die Gaben der wahren Gläubigen gern und mit Wohlgefallen an.
    Genau so war es.
    Und er und seine Freunde würden weitere Opfer darbringen, indem sie die Ungläubigen schlachteten.
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    Dann erblickte er ein Schild, das auf den INTERSTATE
    HIGHWAY 64 hinwies – allerdings nach Westen, falsche Richtung. Sie mussten nach Osten, über die

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