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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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faszinierend, wie viel Einblick wir in die Geschäfte dieser europäischen Banken nehmen können. Wenn das Justizministerium derartige Möglichkeiten hätte, würden die mal richtig aufräumen – nur dass man diese Art von Beweisen nicht bei Gericht vorbringen kann.«
    »Tja, Dave, die Verfassung ist schon manchmal ein echter Klotz am Bein. Und dann noch die verdammten Bürgerrechte…«
    Cunningham erstickte beinahe an seinem Eiersalat.
    »Kommen Sie mir bloß nicht damit! Das FBI bewegt sich oft genug in der rechtlichen Grauzone – meist weil irgendein Informant was liefert, ob gefragt oder ungefragt, und dem dann nachgegangen wird –, aber das bleibt alles innerhalb der Regeln für die Strafverfolgung. Meist läuft es auf ein Abkommen mit Schuldbekenntnis hinaus. Diese Typen finden einfach nicht genug Anwälte, die sich für all ihre schmuddeligen Angelegenheiten hergeben. Also die Mafiosi, meine ich.«
    »Ich kenne Pat Martin. Dad hält große Stücke auf ihn.«
    »Er ist ein aufrechter Mann und ungemein clever. Er hätte Richter werden sollen. Das ist der richtige Job für einen Juristen.«
    305

    »Zahlt sich nicht wirklich aus.« Jacks offizielles Gehalt auf dem Campus lag bereits weit über dem, was irgendein Staatsbediensteter bekam. Nicht schlecht für einen Berufs-anfänger.
    »Das ist allerdings ein Problem, aber…«
    »Armut ist keine Ehre, sagt mein Dad. Er hat sogar zeit-weilig mit dem Gedanken gespielt, sämtlichen gewählten Volksvertretern die Diäten zu streichen, damit sie mal lernen, was echte Arbeit ist. Aber am Ende hat er es gelassen, weil er fürchtete, das würde nur zu noch größerer Bestech-lichkeit führen.«
    Der Wirtschaftsprüfer griff diese Bemerkung auf. »Wissen Sie, Jack, es ist erstaunlich, mit wie wenig man einen Kongressabgeordneten bestechen kann. Entsprechend schwer sind diese Bestechungsgelder aufzuspüren«, grollte der CPA. »Der reinste Dschungel – vom Flugzeug aus erkennt man da herzlich wenig.«
    »Was ist mit unseren Terroristenfreunden?«
    »Manche von denen wissen die Annehmlichkeiten des Wohlstands durchaus zu schätzen. Viele stammen aus be-güterten Familien, und sie genießen den Luxus.«
    »Wie bin Sali.«
    Dave nickte. »Er hat kostspielige Vorlieben. Sein Auto verschlingt eine ziemliche Stange Geld. Was das für einen Benzinverbrauch haben muss, vor allem im Londoner Stadtverkehr… Und der Sprit ist da drüben nicht gerade billig.«
    »Aber meist fährt er mit dem Taxi.«
    »Er kann es sich leisten. Ist wahrscheinlich noch nicht mal so unvernünftig. Parken kostet im Londoner Finanzviertel mit Sicherheit auch nicht wenig, und die dortigen Taxen sind recht komfortabel.« Er blickte auf. »Aber das wissen Sie bestimmt. Sie waren ja selbst schon oft in London.«
    »Gelegentlich«, bestätigte Jack. »Nette Stadt, nette Leute.«
    Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass eine Leibwache aus Secret-Service-Agenten und einheimischen Polizisten dort 306

    nicht von Nachteil war. »Haben Sie sich noch Gedanken über unseren Freund bin Sali gemacht?«
    »Ich muss mir die Daten näher ansehen, aber wie ich schon sagte – er benimmt sich wirklich so, als wäre er einer unserer Spieler. Wenn er zur New Yorker Mafia gehörte, würde ich ihn für einen angehenden consigliere halten.«
    Jack verschluckte sich fast an seinem Cream Soda. »Ist das was Hohes?«
    »Die ›goldene Regel‹, Jack: Wer das Gold hat, macht die Regeln. Bin Sali hat Zugriff auf tonnenweise Geld. Seine Familie ist reicher, als Ihnen bewusst ist. Wir reden hier über fünf Milliarden Dollar.«
    »So viel?« Ryan war überrascht.
    »Sehen Sie sich die Konten noch mal genau an, mit denen er gerade umzugehen übt. Er spielt bislang mit nicht mal fünfzehn Prozent davon. Sein Vater schränkt seine Befugnisse wahrscheinlich ein. Denken Sie daran, der Junge betreibt Kapitalerhaltung. Derjenige, dem das Geld gehört –
    sein Vater –, gibt ihm nicht auf Anhieb alles in die Hand, ganz gleich, wie gut seine Ausbildung ist. In der Finanzbranche lernt man das eigentlich Wichtige erst, nachdem man sich sein Diplom an die Wand gehängt hat. Der Junge zeigt viel versprechende Ansätze, nur dass er noch jeder Laune hinterherläuft. Das ist für einen jungen Burschen aus reichem Haus nichts Ungewöhnliches, aber wenn man ein paar Gigabucks in der Brieftasche hat, hält man so jemanden lieber vorerst an der langen Leine. Im Übrigen ist das, was er anscheinend finanziert – das heißt, was er unseren Vermutungen

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