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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ohnehin nicht infrage. Du weißt schon, die Verfassung und so. Man kann denen allenfalls androhen, dass sie eine miese Zeit im Knast verbringen werden, und sie anbrüllen, aber selbst da sind Grenzen gesetzt.«
    »Und die singen trotzdem?«
    »Meistens. Vernehmungstechnik ist eine hohe Kunst.
    Manche sind wahre Meister darin. Ich hatte nie viel Gelegenheit, sie selbst zu lernen, aber ich habe bei ein paar Kollegen beobachtet, wie sie das Spiel aufziehen. Der eigentliche Trick besteht darin, eine persönliche Beziehung zu dem Hundesohn aufzubauen – etwa zu einem Kinderschänder Sachen zu sagen wie: Dieses verdorbene kleine Ding hat geradezu danach verlangt, wie? Nachher könnte man dann natürlich kotzen, aber worauf es ankommt, ist, den Bastard zum Auspacken zu bringen. Im Kittchen machen seine Zel-lenkumpane ihm dann ohnehin schlimmer die Hölle heiß, als man selbst es jemals könnte. Als Pädophiler im Knast zu sitzen ist so ziemlich das Letzte, was man sich wünschen würde.«
    »Kann ich mir vorstellen, Enzo. Vielleicht hast du deinem Freund da unten in Alabama letztendlich sogar einen Gefallen getan.«
    »Kommt drauf an, ob man an die Hölle glaubt«, erwiderte Dominic. Er vertrat darüber seine eigenen Ansichten.
    Wills war an diesem Morgen früh dran. Als Jack eintrat, sah er ihn bereits an seiner Workstation sitzen. »Heute waren Sie mal schneller.«
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    »Das Auto meiner Frau ist aus der Werkstatt zurück. Jetzt kann sie zur Abwechslung die Kinder aus der Nachbar-schaft zur Schule bringen«, erklärte Wills. »Aus Meade ist wieder was reingekommen – werfen Sie mal einen Blick darauf«, wies er Jack an.
    Jack fuhr seinen Computer hoch und meldete sich mit seinem persönlichen Code an, um sich die Datei mit den Aufzeichnungen über den Funkverkehr zwischen den beiden Behörden vom Server im Untergeschoss herunterzu-ziehen.
    Ganz oben auf der Liste erschien eine abgefangene Nachricht, die die NSA in Fort Meade als FLASH an die CIA und das FBI und die Homeland Security weitergeleitet hatte.
    Eine dieser Behörden hatte mit Sicherheit bereits früh an diesem Tag den Präsidenten davon in Kenntnis gesetzt.
    Merkwürdigerweise bestand der Inhalt lediglich aus einer Reihe Zahlen.
    »Und?«, fragte Jack.
    »Das könnte auf eine Passage aus dem Koran hinweisen.
    Der Koran hat 114 Suren – Kapitel – mit jeweils unterschiedlich vielen Versen. Wenn die Zahlen tatsächlich diesen Bezug haben, dann bezeichnen sie einen Vers mit nicht besonders dramatischem Inhalt. Scrollen Sie mal runter und sehen Sie selbst.«
    Jack drückte die Maustaste. »Das ist alles?«
    Wills nickte. »Das ist alles, aber in Meade geht man davon aus, dass eine solch unbedeutende Nachricht wahrscheinlich auf etwas anderes – etwas Wichtiges – verweist. Spione neigen dazu, um die Ecke zu denken, wenn’s ans Einge-machte geht.«
    »Also echt… wollen Sie damit sagen, weil es so unwichtig aussieht, ist es möglicherweise besonders wichtig? Verdammt, Tony, dann könnte man sich an so ziemlich allem aufhängen! Was wissen die sonst noch? Kennen sie zum Beispiel das Netzwerk, über das sich der Typ eingeloggt hat?«
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    »Es ist ein europäisches Netzwerk, in Privatbesitz, mit 800er-Nummern in aller Welt, und wir wissen, dass schon einige böse Jungs es benutzt haben. Von wo aus sich der jeweilige Teilnehmer einloggt, kann man nicht feststellen.«
    »Okay, also erstens wissen wir nicht, ob die Botschaft ü-
    berhaupt eine Bedeutung hat. Zweitens können wir nicht ermitteln, von wo aus sie versendet wurde. Drittens haben wir keine Möglichkeit rauszufinden, wer sie empfangen hat oder wo zum Teufel derjenige steckt. Sonst noch was? Der Absender – was wissen wir über den?«
    »Er – oder sie, das ist auch möglich – steht im Verdacht, einer unserer Spieler zu sein.«
    »In welchem Team?«
    »Raten Sie mal. Die NSA-Profiler schließen anhand der Syntax – die aus früheren Botschaften bekannt ist – darauf, dass Arabisch die Muttersprache ist. Die Psychokomiker von der CIA bestätigen das. Sie haben schon früher Nachrichten von diesem Vogel abgefangen. Er sagt gelegentlich unerfreuliche Dinge zu unerfreulichen Leuten, und zwar in zeitlichem Zusammenhang mit ein paar anderen fiesen Geschichten.«
    »Wäre es möglich, dass diese Botschaft etwas mit dem Sprengstoffattentäter zu tun hat, den die israelische Polizei heute früh erwischt hat?«
    »Möglich schon, aber nicht allzu wahrscheinlich. Soweit wir im Bilde sind, unterhält der

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