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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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unter den vieren die Runde.
    In den Augen ihrer Feinde mochten sie Fanatiker sein, doch letztlich waren sie auch nur Menschen – die Anspannung des Augenblicks machte ihnen zu schaffen und ließ sich von Minute zu Minute schwerer ertragen. Der Kaffee putschte sie noch mehr auf, bis sie schließlich mit zittrigen Händen und zusammengekniffenen Augen die Fernsehnachrichten verfolgten. Alle paar Sekunden warfen sie einen Blick auf die Uhr und wünschten vergebens, die Zeiger würden sich schneller bewegen. Währenddessen tranken sie noch mehr Kaffee.
    »Na, hat die Aufregung jetzt auch uns angesteckt?«, fragte Jack Tony auf dem Campus. Er wies auf seinen Computer.
    »Was ist da, was ich nicht sehe, Kollege?«
    Wills ließ seinen Stuhl zurückrollen. »Es ist ein Zusammenspiel mehrerer Einzelaspekte. Möglicherweise ist was dran. Vielleicht handelt es sich auch nur um ein zufälliges Zusammentreffen. Oder um ein bloßes Konstrukt, dem Geist professioneller Analytiker entsprungen. Und wissen Sie, wie man rausfindet, was davon nun zutrifft?«
    »Indem man eine Woche wartet und dann überprüft, ob tatsächlich was passiert ist?«
    Darüber musste Tony Wills lachen. »Junger Mann, Sie werden hier wirklich noch zu einem echten Nachrichtendienstler. Meine Güte, ich habe in dieser Branche schon mehr Vorhersagen den Bach runtergehen gesehen als bei 337

    den Preakness-Rennen in Pimlico. Schauen Sie, solange man etwas nicht wirklich weiß, tappt man eben im Dunkeln
    – nur dass die Leute in unserer Branche dieser Wahrheit nicht gern ins Auge sehen.«
    »Ich kann mich noch erinnern, als ich klein war, da war Dad manchmal beschissen drauf…«
    »Er war während des kalten Krieges bei der CIA. Die gro-
    ßen Bosse verlangten ständig nach Vorhersagen, die niemand wirklich machen konnte – wenigstens keine ernst zu nehmenden. Ihr Vater war meist derjenige, der sagte:
    ›Warten Sie ab und sehen Sie selbst.‹ Das hat diese Leute natürlich erst recht zur Weißglut gebracht, aber, wissen Sie, meist hatte er Recht, und unter seiner Leitung ist es nie zu irgendwelchen Desastern gekommen.«
    »Werde ich jemals so gut sein?«
    »Da stecken Sie Ihre Hoffnungen ganz schön hoch, junger Mann – aber man kann nie wissen. Sie haben Glück, dass sie hier gelandet sind. Der Senator weiß wenigstens, was es bedeutet, wenn jemand sagt: ›Das weiß ich nicht.‹
    Es bedeutet, dass der Betreffende ehrlich ist und sich nicht für den lieben Gott hält.«
    »Ja, ich entsinne mich noch, wie es im Weißen Haus zuging. Wirklich kaum zu glauben, wie viele Leute in Washington sich tatsächlich dafür hielten.«
    Dominic saß am Steuer. Die fünf oder sechs Kilometer bis in die Stadt hinunter waren angenehm zu fahren. »Victoria’s Secret? Meinst du, wir erwischen sie dabei, wie sie ein Nachthemd kauft?«, spekulierte Brian.
    »Davon können wir nur träumen«, entgegnete Dominic, während er nach links auf die Rio Road abbog.
    »Wir sind früh dran. Sollen wir zuerst deine Schuhe kaufen?«
    »Gute Idee. Park bei Belk für Herren.«
    »Roger, Skipper.«
    338

    »Ist es so weit?«, fragte Rafi. Diese Frage hatte er in den vergangenen 30 Minuten bereits dreimal gestellt.
    Mustafa sah auf die Uhr: 11.48 Uhr. Es wurde allmählich Zeit. Er nickte.
    »Packt eure Sachen, meine Freunde.«
    Ihre Waffen hatten sie – ungeladen und in ihre Einzelteile zerlegt – in Einkaufstaschen verstaut. Zusammengesetzt waren sie zu sperrig und auffällig. Jeder Mann hatte zwölf geladene Magazine mit je 30 Schuss dabei, die paarweise mit Klebeband verbunden waren. Zu jeder Waffe gehörte auch ein großer Dämpfer, der auf den Lauf geschraubt wurde – nicht so sehr um den Schall zu dämpfen, sondern hauptsächlich wegen der Zielgenauigkeit. Mustafa rief sich Juans Erläuterungen ins Gedächtnis: Diese Waffen neigten dazu, nach oben rechts zu ziehen. Mit seinen Freunden hatte er über die Waffen schon ausführlich gesprochen. Sie alle konnten schießen, sie hatten diese Maschinenpistolen bereits ausprobiert, als sie sie in Empfang nahmen, und wussten folglich, wie sie damit umgehen mussten. Außerdem würden die Waffen in einem Umfeld zum Einsatz kommen, das, wie die amerikanischen Soldaten es ausdrückten, reich an Zielen war.
    Zuhayr und Abdullah schleppten das Gepäck nach drau-
    ßen und verstauten es im Kofferraum ihres gemieteten Ford. Nach kurzem Nachdenken beschloss Mustafa, auch die Waffen dort unterzubringen, und so trugen die vier ihre Einkaufstaschen zum

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