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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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für unsere kleine Einsatzübung?«
    »Jawohl, Sergeant Major«, erwiderte Brian grinsend. »Wir werden Michelle zum Lunch erledigen.«
    »Dazu müssen Sie erst mal unbemerkt an sie herankom-men.«
    »Im Wald war das einfacher. Wissen Sie, darauf bin ich nämlich besonders trainiert.«

    334

    »Brian, was meinen Sie wohl, was wir hier die ganze Zeit über gemacht haben?«, fragte Pete in liebenswürdigem Tonfall.
    »Ach, darum geht es?«
    »Besorg dir erst mal neue Schuhe«, riet Dominic.
    »Ja, ich weiß – die hier liegen in den letzten Zügen.« Der Leinenstoff löste sich bereits von der Gummisohle ab, und die Sohlen selbst waren ebenfalls ziemlich hinüber. Aber es widerstrebte Brian nun mal zutiefst, sie wegzuwerfen. Er war mit diesen Laufschuhen so manche Meile gerannt, und in solchen Dingen können Männer sentimental sein – was schon mehr als eine Ehefrau auf die Palme gebracht hat.
    »Wir gehen etwas früher in die Mall. Foot Locker ist direkt neben dem Stand, wo die Kinderwagen vermietet werden«, erinnerte Dominic seinen Bruder.
    »Ja, ich weiß. Okay, Pete – irgendwelche Anweisungen bezüglich Michelle?«, fragte Brian. »Ich meine, zu einem Einsatz gehört doch, dass man vorher ein Briefing bekommt.«
    »Recht haben Sie, Major. Also, ich schlage vor, Sie suchen sie bei Victoria’s Secret, gegenüber von The Gap. Wenn Sie dicht genug rankommen, ohne bemerkt zu werden, haben Sie gewonnen. Wenn sie Sie auf mehr als drei Meter Entfernung mit Namen anspricht, haben Sie verloren.«
    »Fair ist das nicht gerade«, wandte Dominic ein. »Sie weiß, wie wir aussehen – vor allem Größe und Gewicht. In Wirklichkeit hätten die bösen Jungs diese Informationen nicht. Man kann sich zwar größer machen, als man ist, aber nicht kleiner.«
    »Und hohe Absätze vertrag ich nicht, müssen Sie wissen –
    die gehen so auf die Knöchel«, fügte Brian hinzu.
    »Das sähe bei Ihren Beinen ohnehin nicht besonders vorteilhaft aus, Aldo«, stichelte Alexander. »Wer hat denn jemals behauptet, dieser Job sei leicht?«
    Nur dass wir immer noch nicht wissen, worin der verdammte Job überhaupt besteht!, grollte Brian im Stillen. »Von mir aus 335

    – wir improvisieren, wir passen uns an, und wir werden siegen.«
    »Was ist denn in dich gefahren – hältst du dich neuerdings für Dirty Harry?«, fragte Dominic, der gerade den letzten Bissen seines McMuffin aß.
    »Der ist der Lieblingszivilist des gesamten Corps, Mann.
    Hätte bestimmt einen prima Gunny abgegeben.«
    »Vor allem mit seiner Smith Kaliber .44.«
    »Bisschen laut für eine Handwaffe. Auch nicht so leicht zu handhaben. Außer vielleicht die Magnum Automatik.
    Schon mal mit so einer geschossen?«
    »Nein, aber in der Waffenkammer in Quantico habe ich damit hantiert. Verdammtes Ding – da brauchte man ’nen Anhänger, um die rumzukarren, aber ich wette, sie macht hübsche Löcher.«
    »Das allerdings, aber um die unauffällig am Körper zu tragen, musst du schon Hulk Hogan sein.«
    »Schon klar, Aldo.« Vom praktischen Standpunkt gesehen, dienten die fanny packs eher der Bequemlichkeit als der Tarnung. Jedem Cop war auf den ersten Blick klar, was sich darin befand – wenn auch die meisten Zivilisten es wohl nicht erkannten. Jeder der Brüder hatte in seiner Tasche eine geladene Pistole und ein Reservemagazin. Pete verlangte, dass sie die Waffen zu der heutigen Übung trugen, weil er es ihnen zusätzlich erschweren wollte, sich Michelle Peters unbemerkt zu nähern. Nun, was war von einem Ausbilder schon anderes zu erwarten?
    Auch im acht Kilometer entfernten Holiday Inn Express hatte der Tag begonnen. Anders als an den Vortagen rollten diesmal alle ihre Gebetsteppiche aus und sprachen ihr rituelles Morgengebet wie ein Mann – zum letzten Mal, wie sie annahmen. Es dauerte nur einige Minuten. Vorher hatten sie sich gewaschen, um sich für die bevorstehende Aufgabe zu reinigen. Zuhayr nahm sich sogar die Zeit, seinen erst kürzlich gewachsenen Bart in Form zu bringen. Sorgfältig 336

    stutzte er den Teil, den er in die Ewigkeit mitzunehmen gedachte. Als er mit dem Ergebnis zufrieden war, zog er sich an.
    Erst nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, bemerkten die Männer, dass bis zum vereinbarten Zeitpunkt noch mehrere Stunden blieben. Abdullah ging zu Dunkin’
    Donuts hoch, um zum Frühstück Kaffee und etwas zu essen zu holen. Diesmal brachte er sogar eine Zeitung mit. Während die Männer ihren Kaffee tranken und Zigaretten rauchten, machte sie

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