12 - Im Auge des Tigers
tot«, berichtete Dominic.
»Sind Sie verletzt?«, fragte der Captain Brian und wies auf das Blut auf seinem Hemd.
Aldo schüttelte den Kopf. »Nicht die kleinste Schramme.
Capt’n. Aber da drin liegen massenhaft verletzte Zivilisten.«
»Was haben Sie beide hier gemacht?«, fragte der Captain weiter.
»Schuhe gekauft«, erwiderte Brian mit einem bitteren Unterton.
»Verarschen kann ich mich selbst«, versetzte der Polizist und warf einen Blick auf den Eingang zur Mall. Doch die Furcht vor dem, was ihn dort drin erwartete, hielt ihn zu-rück. »Irgendwelche Vorschläge?«
»Sperren Sie das Gelände ab«, antwortete Dominic. »Ü-
berprüfen Sie alle Nummernschilder. Sehen Sie nach, ob die 359
Täter Ausweispapiere bei sich trugen. Sie kennen doch die Vorschriften, nicht wahr? Wer ist der Leiter der hiesigen FBI-Außenstelle?«
»Hier gibt es nur einen Residenten. Die nächste richtige Dienststelle liegt in Richmond. Die habe ich schon verständigt. Der Leiter ist ein gewisser Mills.«
»Jimmy Mills? Den kenne ich. Also, das Bureau schickt hoffentlich bald eine Menge Leute her. Das Beste, was Sie jetzt tun können, ist, inzwischen den Tatort zu sichern und sich um die Verwundeten zu kümmern. Da drin sieht’s aus wie auf einem Schlachtfeld, Capt’n.«
»Kann ich mir denken. Tja, dann bis nachher.«
Dominic wartete ab, bis der Polizist im Gebäude verschwunden war, dann hakte er seinen Bruder unter, und gemeinsam gingen sie zu seinem Mercedes. Die Polizeipos-ten an der Parkplatzausfahrt – zwei Uniformierte, einer von ihnen mit einem Schrotgewehr bewaffnet – erkannten den FBI-Ausweis und winkten sie durch. Zehn Minuten später erreichten sie das Plantagenhaus.
»Was ist passiert?«, fragte Alexander, der sie in der Küche erwartete. »Ich habe im Radio gehört…«
»Pete, was die Skrupel angeht, die ich hatte – Sie wissen schon«, begann Brian.
»Ja, aber was…«
»Die können Sie vergessen, Pete. Ein für alle Mal«, verkündete Brian.
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Kapitel 14
Paradies
Die Reporterteams strömten in Scharen nach Charlottesville, wie Geier über einen frischen Kadaver herfallen – anfangs jedenfalls, doch dann begann die Sache komplizierter zu werden.
Die nächste Meldung kam von der Citadel Mall – einem Einkaufszentrum in Colorado Springs, Colorado –, dann eine weitere aus Provo im Bundesstaat Utah und schließlich noch eine aus Des Moines, Iowa. Das ergab wirklich eine gigantische Story. Bei dem Anschlag in Colorado waren unter anderem sechs Kadetten der Air Force Academy ums Leben gekommen – einige weitere konnten sich ins Freie retten. Auch 26 Zivilisten hatten tödliche Verletzungen erlitten.
Von Colorado Springs war die Nachricht schnell nach Provo, Utah, gelangt, und der dortige Polizeichef hatte mit dem Instinkt eines guten Cops Funkstreifenwagen zu sämtlichen Einkaufszentren der Stadt geschickt. Beim Provo Towne Center landeten sie einen Treffer. Jede der Polizei-streifen war mit dem obligatorischen Schrotgewehr ausgestattet, und es kam zu einer schier endlosen Schießerei zwi-361
schen vier bewaffneten Terroristen und sechs Cops – die allesamt mit ihren Waffen umzugehen verstanden. Das Ergebnis waren zwei schwer verwundete Polizisten, drei tote Zivilisten – insgesamt elf Bürger des Ortes hatten sich an dem Gefecht beteiligt – und vier tote Terroristen, die in einem – wie das FBI es später nannte – geballten Ansturm zur Strecke gebracht wurden. In Des Moines wäre es ähnlich abgelaufen, wenn nicht die dortige Polizei zu spät reagiert hätte. Dort war am Ende zwar auch keiner der vier Attentäter mehr am Leben, aber jene hatten 31 Bürger mit in den Tod gerissen.
In Colorado hatten sich zwei überlebende Terroristen in einem Ladenlokal verschanzt. Sie wurden aus nicht einmal 50 Meter Entfernung von einem SWAT-Team der Polizei in Schach gehalten. Zusätzlich befand sich eine Schützen-Company der Nationalgarde, die der Gouverneur des Staates umgehend angefordert hatte, auf dem Weg zum Ort des Geschehens. Die Männer brannten regelrecht darauf, die Fantasie eines jeden Soldaten auszuleben: die Eindringlinge mit Feuerkraft und taktischem Vorgehen zur Strecke zu bringen und ihre Überreste den Pumas zum Fraß vorzuwer-fen. Das Ganze dauerte mehr als eine Stunde, doch mithilfe von Rauchbomben und einer Feuerkraft, die ausgereicht hätte, eine ganze Armee von Invasoren zu vernichten, beendeten die Wochenendkrieger schließlich in einer spektakulären Aktion das Leben
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