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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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der zwei Kriminellen – die, wie sich herausstellte, Araber waren.
    Zu diesem Zeitpunkt saß bereits ganz Amerika vor dem Fernseher und verfolgte, was Reporter in New York und Atlanta zu berichten hatten, die allerdings selbst nicht viel wussten. Mit der Präzision von Grundschulkindern versuchten sie, die Vorfälle des Tages zu erklären, wiederhol-ten dabei endlos die wenigen erhärteten Fakten, die sie hatten zusammentragen können, und zerrten »Experten«
    vor die Kamera, die ebenfalls wenig zu sagen wussten, das Wenige aber wortreich verpackten. Das Ganze diente im-362

    merhin dazu, Sendezeit zu füllen, wenn auch nicht dazu, die Öffentlichkeit zu informieren.
    Auch auf dem Campus gab es Fernseher, und die Arbeit dort kam fast vollständig zum Erliegen, weil sich sämtliche Mitarbeiter vor den Geräten versammelten.
    »Gott im Himmel!«, stieß Jack jr. hervor. Andere hatten Ähnliches gemurmelt oder gedacht und zeigten sich von den Ereignissen sehr betroffen, denn sie gehörten technisch gesehen der nachrichtendienstlichen Gemeinschaft an, und die hatte es versäumt, im Vorfeld dieses Anschlags auf ihr Heimatland strategische Warnungen auszusprechen.
    »Das ist ganz einfach«, bemerkte Tony Wills. »Wenn wir kein Personal für die Aufklärung vor Ort haben, können wir wohl kaum rechtzeitig Bescheid wissen – es sei denn, die bösen Jungs würden ihre Absprachen völlig sorglos per Handy treffen. Aber die Medien binden ja aller Welt auf die Nase, mit welchen Methoden wir denen auf die Schliche kommen, und die bösen Jungs merken sich das natürlich.
    Die Stabsleute im Weißen Haus sind auch nicht besser – die erzählen den Reportern mit wachsender Begeisterung, wie clever sie sind, und plaudern dabei Einzelheiten über Ab-hörmaßnahmen aus. Wenn man sich so ansieht, wie sie mit geheimsten und sensibelsten Informationen um sich werfen, fragt man sich manchmal, ob sie mit den Terroristen unter einer Decke stecken.« In Wirklichkeit gaben die Stabsdeppen vor den Reportern natürlich nur an – so ziemlich das Einzige, was sie konnten.
    »Das heißt, für den Rest des Tages werden die Medien-fuzzis über ein ›neuerliches Versagen der Nachrichtendienste‹ lamentieren, stimmt’s?«
    »Jede Wette«, bestätigte Wills. »Dieselben Leute, die den Nachrichtendiensten Steine in den Weg legen, beschweren sich jetzt über deren Unfähigkeit – allerdings ohne dazuzu-sagen, dass sie selbst keine Gelegenheit ausgelassen haben, ihnen die Arbeit unmöglich zu machen. Dasselbe gilt natür-363

    lich für den Kongress. Tja, was soll’s – gehen wir wieder an die Arbeit. Die NSA wird verstärkt darauf achten, wo in der Opposition dieser Vorfall womöglich Jubel auslöst – das sind schließlich auch nur Menschen, nicht wahr? Die trommeln sich ganz gern mal auf die Brust, wenn sie eine Operation durchgezogen haben. Wollen wir doch mal sehen, ob unser Freund bin Sali auch zu denen gehört.«
    »Aber wer ist der große Kahuna, der dahintersteckt?«, fragte Jack.
    »Mal sehen, ob wir das rauskriegen.« Wichtiger war jetzt allerdings – was Wills nicht extra betonte – herauszufinden, wo der Mistkerl steckte. Ein Gesicht in Verbindung mit einem Aufenthaltsort war entschieden mehr wert als nur das Gesicht allein.
    In der obersten Etage hatte Hendley seine leitenden Mitarbeiter vor seinem Fernseher versammelt.
    »Ideen?«
    »Pete hat aus Charlottesville angerufen. Möchte jemand raten, wo unsere zwei Auszubildenden zu der betreffenden Zeit waren?«, fragte Jerry Rounds.
    »Sie scherzen«, erwiderte Tom Davis.
    »Durchaus nicht. Die beiden haben den bösen Jungs gründlich den Garaus gemacht, und zwar im Alleingang.
    Jetzt sind sie wieder im Haus. Und noch ein Bonus: Brian –
    der Marine – hatte Skrupel vor der Aufgabe, für die er eingesetzt werden sollte. Aber das gehört nun der Vergangenheit an, wie Pete berichtet. Der Bursche kann es gar nicht erwarten, zu echten Einsätzen losgeschickt zu werden. Au-
    ßerdem meint Pete, dass die zwei allmählich so weit sind.«
    »Dann brauchen wir nur noch gesicherte Informationen über Zielpersonen?«, fragte Hendley.
    »Meine Leute überprüfen alles, was von der NSA rein-kommt. Es ist wohl davon auszugehen, dass die bösen Jungs jetzt untereinander in Kontakt treten. Die Funkstille der letzten Zeit sollte hiermit beendet sein«, dachte Rick 364

    Bell laut. »Wenn wir bereit sind, aktiv zu werden, dann sollten wir sehr bald schon Gelegenheit dazu haben.«
    Das war Sam

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