12 - Im Auge des Tigers
eine Meile oder so an die Stelle ran, um uns die Sache aus der Nähe anzusehen, und wenn es 416
interessant genug war, forderten wir Luftunterstützung an und machten alles zu Kleinholz. War ziemlich gruselig anzusehen«, fasste Brian zusammen.
»Das kann ich mir vorstellen.« Jack machte eine Dose Bier auf.
»Um noch mal auf diesen bin Sali zu kommen, den mit der Freundin – Rosalie Parker?« Wie die meisten Polizisten hatte Dominic ein gutes Namensgedächtnis. »Hast du nicht gesagt, er hat nach den Anschlägen regelrechte Freudentän-ze aufgeführt?«
»Ja«, bestätigte Jack. »Fand das Ganze richtig klasse.«
»Und gegenüber wem hat er diese Begeisterung geäu-
ßert?«
»Gegenüber Freunden, mit denen er per E-Mail in Kontakt steht. Die Engländer haben seine Telefone angezapft, und was seine E-Mails betrifft – wie gesagt, darüber darf ich euch nichts erzählen. Die europäischen Telefonsysteme sind nicht annähernd so sicher, wie die Leute denken – ich meine, jeder weiß, dass man Handygespräche abhören kann und so, aber dort drüben bringen die Cops Sachen, die wir uns hier nicht erlauben könnten. Vor allem die Engländer.
Die hören Telefone ab, um IRA-Typen auf die Schliche zu kommen. Und wie ich gehört habe, sind die gesetzlichen Beschränkungen in den übrigen europäischen Ländern noch lockerer.«
»Das stimmt«, bestätigte Dominic. »Es gab ein paar europäische Polizisten in Quantico, im nationalen Academy-Programm – da machen Cops so was wie ihren Doktor. Wenn die Jungs mal ein bisschen was intus hatten, haben sie allerlei erzählt. Aber noch mal zu diesem bin Sali –
er fand also gut, was diese Irren gemacht haben, hm?«
»Der hat sich gefreut, als hätte sein Team die Super Bowl gewonnen«, antwortete Jack sofort.
»Und er finanziert diese Leute?«, fragte Brian weiter.
»Ja.«
»Interessant«, war daraufhin Brians ganzer Kommentar.
417
Er hätte noch eine weitere Nacht bleiben können, aber da er am Morgen Verschiedenes zu erledigen hatte, fuhr er in seinem schwarzen Aston Martin Vanquish nach London zurück. Die Innenausstattung war anthrazitfarben, und der handgefertigte Zwölfzylindermotor durfte seine gesamten 456 PS Leistung bei weitem nicht ausfahren, als er auf der M4 mit 170 km/h in Richtung Osten brauste. In diesem Wagen zu fahren war fast noch besser als Sex. Es war schade, dass Rosalie nicht dabei war, aber – er warf einen raschen Blick auf seine Begleiterin – Mandy war zum Bettanwärmen auch nicht schlecht, wenn auch für seinen Geschmack ein bisschen zu dünn. Wenn sie nur etwas mehr auf den Rippen gehabt hätte! Aber das war in Europa derzeit nicht in Mode. Die Idioten, die hier das Ideal für Frauenkörper bestimmten, waren wahrscheinlich Päderasten, die wollten, dass alle Frauen aussahen wie Jungen. Die können doch nicht ganz dicht sein, dachte bin Sali.
Jedenfalls fuhr Mandy gern in diesem Auto – wesentlich lieber als Rosalie, die leider immer Angst bekam, wenn er schnell fuhr. Sie hatte nicht genügend Vertrauen in sein fahrerisches Können. Er hoffte, dieses Auto nach Hause mitnehmen zu können – er würde es natürlich auf dem Luftweg transportieren. Sein Bruder besaß zwar auch einen schnellen Wagen, aber der Händler hatte ihm versichert, dass diese Rakete auf vier Rädern 300 km/h brachte, und im Königreich gab es einige gute ebene, gerade Straßen. Okay, er hatte einen Cousin, der für die Royal Saudi Air Force Tornado-Kampfflugzeuge flog, aber dieses Auto gehörte ihm, Uda, und das machte einen gewaltigen Unterschied.
Leider ließ die Polizei hier in England nicht zu, dass er den Wagen richtig ausfuhr – noch eine Geschwindigkeitsübertretung, und sie würden ihm womöglich den Führerschein abnehmen, diese Spielverderber. Zu Hause hätte er solche Probleme nicht. Und nachdem er gesehen hätte, was wirklich in dem Wagen drinsteckte, würde er ihn nach Gatwick zurückfliegen lassen und weiter dazu benutzen, Frauen in 418
Erregung zu versetzen, was fast genauso gut war wie das eigentliche Fahren. Mandy wurde dadurch jedenfalls eindeutig erregt. Er durfte nicht vergessen, eine hübsche Vuitton-Tasche zu besorgen und morgen zu ihr nach Hause bringen zu lassen. Es konnte nicht schaden, Frauen gegen-
über großzügig zu sein, und Rosalie sollte ruhig merken, dass sie Konkurrenz bekommen hatte.
So schnell, wie es Verkehr und Polizei erlaubten, raste er in die Stadt, rauschte an Harrods vorbei, durch den Stra-
ßentunnel, und
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