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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nicht richtig machen.«
    »Dafür sind Kritiker schließlich da – um allen klarzuma-chen, dass sie viel schlauer sind als die Person, die sie kritisieren.«
    »Beim FBI nennt man solche Leute Anwälte oder OPR –
    ›Abteilung innere Sicherheit«, klärte Dominic die Tischrun-de auf. »Bevor die ihr Amt antreten, wird ihnen der Humor operativ entfernt.«
    »Bei den Marines gibt es spezielle Berichterstatter, und ich wette, dass keiner von denen jemals die Grundausbildung durchlaufen hat.« Zumindest hatten aber die Typen, die in der Intelligence Group arbeiteten, die als Basic School bezeichnete Grundausbildung des Marine Corps absolviert.
    »Ich finde, wir sollten mal anstoßen«, schlug Dominic vor und hob sein Weinglas. »Darauf, dass uns niemand zu kritisieren hat.«
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    »Tote kritisieren nicht«, fügte Jack mit einem Schmunzeln hinzu. Teufel, dachte er, was wird Dad bloß sagen, wenn er erfährt, was ich hier mache?

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Kapitel 16
Die Pferde der Jäger
    Sonntag war für die meisten Menschen ein Tag der Ruhe, und das galt – mit Ausnahme des Sicherheitspersonals –
    auch für die Mitarbeiter des Campus. Gerry Hendley war der Überzeugung, Gott habe verdammt Recht damit gehabt, den arbeitsfreien Sonntag einzuführen. Eine Sieben-Tage-Woche steigerte nach Hendleys Meinung die wöchentliche Produktivität einer Person durchaus nicht um 16,67 Prozent. Im Gegenteil – das Gehirn stumpfte ab, wenn ihm jegliche Möglichkeit zur freien Betätigung – oder auch einfach nur der Luxus des Nichtstuns – versagt wurde.
    Der heutige Tag war natürlich eine Ausnahme. Heute würden sie zum ersten Mal wirklich schwarze Operationen planen. Der Campus bestand inzwischen seit mehr als 19
    Monaten, und diese Zeit war hauptsächlich darauf verwandt worden, seine Tarnung als Broker- und Arbitrage-firma zu etablieren. Die Abteilungsleiter des Unternehmens waren häufig mit den Acela-Zügen nach New York gefahren, um sich mit ihren Pendants aus der weißen Arbeitswelt zu treffen, und auch wenn sie die ganze Zeit das Gefühl 410

    gehabt hatten, als ginge es ziemlich zäh voran, war es ihnen rückblickend betrachtet doch erstaunlich schnell gelungen, sich in der Branche einen Namen zu machen. Natürlich hatten sie der Öffentlichkeit nur in seltenen Fällen die tatsächlichen Ergebnisse ihrer Devisenspekulationen und Geschäfte mit einigen sorgfältigst ausgewählten Aktien mitgeteilt. Manchmal handelte es sich sogar um Insidergeschäfte mit Unternehmen, die selbst nichts von ihrem Glück ahnten. Das oberste Ziel war dabei gewesen, die Tarnung zu wahren, aber da sich der Campus selbst finanzierte, musste er auch Gewinne einfahren. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Amerikaner für verdeckte Operationen Anwälte eingesetzt, die Engländer hingegen Banker. Wie sich herausstellte, verstanden sich beide Berufsgruppen meisterhaft darauf, andere Menschen aufs Kreuz zu legen… und umzubringen.
    Es musste was mit der Weltanschauung dieser Leute zu tun haben, dachte Hendley über seinem Kaffee.
    Ihm gegenüber saßen Jerry Rounds, der Leiter der Strate-gischen Planung, und Sam Granger, der Leiter der Einsatzabteilung. Bereits vor der Fertigstellung des Gebäudes hatte Hendley sich zusammen mit den beiden Gedanken darüber gemacht, wie die Welt gegenwärtig aussah und wie einige ihrer Ecken und Kanten am besten abgerundet werden könnten. Auch Rick Bell war anwesend, der Chef der Analyse-Abteilung, der seine Arbeitstage damit zubrachte, die
    ›Ausbeute‹ von NSA und CIA zu sichten und in der Flut unzusammenhängender Informationen Bedeutungszu-sammenhänge zu suchen – unterstützt natürlich von den 35.000 Analytikern in Langley, Fort Meade und weiteren Regierungseinrichtungen. Wie alle hochrangigen Analytiker beschäftigte er sich auch gern mit der Planung realer Einsätze. Hier auf dem Campus hatte er die Möglichkeit dazu, denn Hendley Associates war zu klein, als dass die eigene Bürokratie hier ein Hindernis dargestellt hätte. Bell und Hendley fürchteten jedoch, dass sich das irgendwann ändern könnte, und daher sorgten beide dafür, dass keine 411

    Privatreiche errichtet wurden. Ihres Wissens war der Campus weltweit einzigartig. Die Institution war so konzipiert worden, dass sie binnen zwei oder drei Monaten wieder in Luft aufgelöst werden konnte. Da Hendley Associates nicht auf außenstehende Investoren angewiesen war, erregte das Unternehmen in der Öffentlichkeit keinerlei Aufmerksamkeit. Im Übrigen war

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