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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Veneto, um sich aus dem Geldautomaten tausend Euro zu ziehen. Der Euro hatte – gepriesen sei Allah – das Reisen in Europa erheblich bequemer gemacht. In puncto Stabilität reichte er zwar noch nicht an den US-Dollar heran, aber mit ein bisschen Glück würde bald auch das geschafft sein, was ihm, Mohammed, das Reisen noch mehr erleichtern würde.
    Wer einmal in Rom war, konnte kaum anders, als diese Stadt zu lieben. Verkehrstechnisch günstig gelegen, mit internationalem Flair, vielen Ausländern und lauter gast-freundlichen Menschen, die für Geld katzbuckelten, was das Zeug hielt. Auch für Frauen bot die Stadt zahlreiche Vorzüge, so zum Beispiel Einkaufsmöglichkeiten, wie man sie in Riad schwerlich fand. Seine englische Mutter hatte Rom sehr gemocht, und die Gründe dafür lagen auf der Hand. Gutes Essen, hervorragende Weine und dazu ein historisches Ambiente, dessen Ursprünge in die Zeiten vor dem Propheten zurückreichten, Segen und Frieden sei mit ihm. Viele starben hier von den Händen der Cäsaren, wurden im Kolosseum zur Ergötzung der Massen abgeschlachtet oder wurden hingerichtet, weil sie auf die eine oder andere Weise das Missfallen des Kaisers erregt hatten. Wahrscheinlich war es zur Zeit des Römischen Reichs auf den Straßen der Stadt sehr friedlich zugegangen. Wie sollte es anders sein, bei einer derart rigorosen Strafverfolgung?
    Selbst die Schwachen waren in der Lage zu erkennen, dass Fehlverhalten unliebsame Konsequenzen nach sich zog. So war es in seiner Heimat, und so, hoffte er, würde es auch bleiben, nachdem man sich der Königsfamilie entledigt hätte – indem man sie entweder umbrachte oder aus dem Land jagte, vielleicht in ein bequemes Exil in England oder der Schweiz, wo Leute von Adel, sofern sie über das nötige Geld verfügten, ein behagliches Leben in Saus und Braus 511

    führen konnten. Beide Alternativen wären Mohammed und seinen Gesinnungsgenossen recht. Hauptsache, die Königsfamilie regierte nicht länger sein von Korruption zerfressenes Land. Einerseits krochen sie vor den Ungläubigen und verkauften ihnen Öl für Geld, andererseits herrschten sie über ihr Volk, als seien sie die Söhne Mohammeds selbst.
    Damit musste ein für alle Mal Schluss sein. Sein Abscheu gegen Amerika war nichts gegen seinen Hass auf die Herrscher seines eigenen Landes. Aber Amerika war dennoch sein Hauptziel, denn es besaß ungeheure Macht, die es entweder zu seinem eigenen Vorteil einsetzte oder teilweise auf andere übertrug, damit diese sie im Sinne der imperia-listischen Interessen Amerikas ausübten. Amerika bedrohte alles, was ihm, Mohammed, teuer war. Amerika war ein ungläubiges Land, das die Juden schützte und unterstützte.
    Amerika war in sein eigenes Land eingedrungen und hatte dort Truppen und Waffen stationiert, zweifellos mit dem Ziel, die gesamte islamische Welt zu unterwerfen und auf diese Weise in seinem engstirnigen und konfessionell ge-prägten Eigeninteresse über eine Milliarde Gläubige zu herrschen. Amerika an seinen empfindlichsten Stellen zu treffen war für ihn zu einer fixen Idee geworden. Nicht einmal die Israelis boten derart attraktive Angriffsziele. Bei aller Bösartigkeit waren die Juden doch bloß Amerikas Handlanger, Vasallen, die für Geld und Waffen amerikanische Interessen vertraten, ohne zu ahnen, auf welch zynische Weise sie ausgenutzt wurden. Die iranischen Schiiten hatten Recht gehabt. Amerika war der Große Satan, Iblis persönlich, so mächtig, dass es schwer war, ihm einen vernichtenden Schlag zu versetzen, aber in seiner Bösartigkeit dennoch verwundbar für die rechtschaffenen Streiter Allahs und aller Gläubigen.
    Der Chefportier des Hotels Bayerischer Hof hatte sich selbst übertroffen, fand Dominic: Es war ihm gelungen, ihnen einen Porsche 911 zu beschaffen. Der Wagen hatte den Kof-512

    ferraum vorn, und es hatte einige Anstrengung erfordert, ihre Reisetaschen hineinzuquetschen, aber am Ende war es doch gelungen. Auf jeden Fall war der Porsche besser als ein Mercedes mit schwachem Motor. Der 911 war ein heißes Teil. Brian würde sich mit den Straßenkarten herumschlagen, während Dominic den Wagen in südöstlicher Richtung, an den Alpen entlang, nach Wien steuerte. Dass der Zweck ihrer Reise ein weiterer Mordauftrag war, beschäftigte die beiden im Augenblick wenig. Schließlich dienten sie ihren Land – und zwar mit einem Ausmaß an Loyalität, das wohl kaum noch zu übertreffen war.
    »Brauche ich einen Sturzhelm?«, erkundigte sich

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