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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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etwas konfrontiert werden, worauf sie nicht vorbereitet sind? In solch einem Fall brauchen sie eine zweite Meinung – oder wie auch immer Sie es sonst nennen wollen
    – zu den vorliegenden Daten. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei einem Einsatz einen Fehler machen. Genau das ist nämlich meine größte Sorge: dass sie einen Fehler machen, dass dieser Fehler für irgendeinen armen Schlucker tödlich ist – und dass die Durchführung ihrer weiteren Missionen darunter leidet. Schuldgefühle, Reue, und am Ende fangen sie womöglich noch an, darüber zu reden. Können wir das gänzlich ausschließen?«
    »Nun, vielleicht nicht hundertprozentig. Aber das hieße 515

    auch, dass wir der Gleichung eine weitere Variable hinzu-fügen – jemanden, der nein sagen könnte, wenn ein Ja die richtige Entscheidung wäre. Nein sagen kann jeder, aber es ist nicht unbedingt richtig. Man kann es mit der Vorsicht auch übertreiben.«
    »Das denke ich nicht.«
    »Also gut. Und wen wollen Sie schicken?«, fragte Granger.
    »Überlegen wir mal. Es sollte… es muss jemand sein, den sie kennen und dem sie vertrauen…« Hendley schwieg nachdenklich.
    Der Leiter der Einsatzabteilung wurde nervös. Der Big Boss hatte sich etwas in den Kopf gesetzt, und Granger war sich nur allzu deutlich bewusst, dass Hendley der Chef des Campus war und dass sein Wort innerhalb dieser Mauern nicht angefochten werden konnte. Wenn also Granger die Aufgabe zufiele, jemanden auszuwählen, um diese Idee seines Chefs umzusetzen, sollte es möglichst jemand sein, der keinen Mist baute.
    Die Autobahn war fantastisch, geradezu genial angelegt.
    Unwillkürlich fragte sich Dominic, wer sie in Auftrag gegeben hatte. Dann wurde ihm bewusst, dass die Straße aussah, als gäbe es sie schon ziemlich lange. Außerdem verband sie Deutschland und Österreich… hatte vielleicht Hitler persönlich den Bau angeordnet? Wäre das nicht der Witz des Jahrhunderts? Wie auch immer, jedenfalls gab es keine Geschwindigkeitsbegrenzung, und der Sechszylindermotor des Porsche schnurrte wie ein Tiger, der warmes Fleisch wittert. Die deutschen Autofahrer waren erstaunlich rücksichtsvoll. Man brauchte nur die Lichthupe zu betätigen, und schon machten sie einem Platz, als wären sie durch göttliches Gebot dazu aufgefordert worden. Eindeutig nicht wie in Amerika, wo eine verhutzelte alte Dame in ihrem klapprigen Pinto auf der äußersten linken Fahrspur dahinzockelte, weil sie Linkshänderin war und es ihr Spaß 516

    machte, die Irren in ihren Corvettes aufzuhalten. Auf den Bonneville Salt Flats hätte man sich auch nicht besser aus-toben können. Brian tat indessen sein Bestes, nicht im Beifahrersitz zu versinken. Gelegentlich schloss er die Augen und dachte an die Terrain-Kontur-Tiefflüge, an denen er bei der Aufklärungsabteilung der Marines teilgenommen hatte.
    Damals waren sie durch die Schluchten der Sierra Nevada geknattert, und das nicht selten in CH-46-Hubschraubern, die älter waren als er. Aber er hatte es überlebt, also würde er wohl auch diese Wahnsinnsfahrt überleben. Außerdem zeigte ein Marine niemals Furcht oder Schwäche. Und der Nervenkitzel war schließlich auch nicht zu verachten – ungefähr wie bei einer Achterbahnfahrt ohne vorgelegten Sicherheitsbügel. Enzo schien jedenfalls voll auf seine Kosten zu kommen, und Aldo beruhigte sich damit, dass er immerhin angeschnallt war und dass dieser deutsche Su-perflitzer wahrscheinlich von denselben Konstrukteuren gebaut worden war, die auch den Tiger-Panzer entworfen hatten. Als sie in die Berge kamen, wurde es noch beängstigender, aber schon bald wurde die Landschaft wieder flacher und die Straße gerader. Gott sei Dank.
    »Die Berge hallen wider von den Klängen der Mu-hu-si-i-ik«, jodelte Dominic schief.
    »Solltest du jemals in der Kirche so falsch singen, lässt Gott dich auf der Stelle tot umfallen«, warnte ihn Brian und suchte schon mal den Stadtplan für Wien heraus.
    Die Straßen der österreichischen Hauptstadt waren das reinste Labyrinth. Ihre Geschichte reichte bis in die Zeit vor den römischen Legionen zurück, die immerhin gerade Stra-
    ßenabschnitte von einer gewissen Länge benötigt hatten, um am Geburtstag des Kaisers an ihrem tribunus militaris vorbeizumarschieren. Die inneren und äußeren Ringstra-
    ßen, die auf dem Stadtplan zu erkennen waren, folgten vermutlich dem Verlauf der alten Stadtmauern. Die Türken hatten mehr als einmal vor Wien gestanden, um Österreich

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