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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Brian skeptisch. In dieses Auto einzusteigen, war ein Gefühl, als ob man sich buchstäblich auf den Straßenbelag setzte.
    »Nicht, wenn ich am Steuer sitze, Aldo. Stell dich nicht so an. Jetzt geht die Post ab.«
    Der Wagen hatte einen grässlichen Blauton, aber der Tank war voll und der Sechszylindermotor perfekt eingestellt.
    Die Deutschen legten eben großen Wert auf Perfektion.
    Nachdem Enzo, von seinem Bruder dirigiert, die Stadt hinter sich gelassen hatte und auf die Autobahn nach Wien aufgefahren war, beschloss er auszuprobieren, was aus dem Porsche tatsächlich rauszuholen war.
    »Glauben Sie, die beiden brauchen vielleicht etwas Unterstützung?« Hendley hatte Sam Granger gerade in sein Büro bestellt.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Granger zurück. ›Die beiden‹ bezog sich natürlich auf die Caruso-Brüder.
    »Ich meine nachrichtendienstliche Unterstützung«, erklär-te der ehemalige Senator. »Bisher haben wir sie in dieser Hinsicht mehr oder weniger allein gelassen.«
    »Tja, darüber haben wir uns eigentlich nie richtig Gedanken gemacht.«
    »Genau so ist es.« Hendley lehnte sich in seinem Sessel zurück. »In gewisser Weise operieren sie nackt. Keiner von 513

    beiden hat nennenswerte Geheimdiensterfahrung. Was ist, wenn sie mal den Falschen erwischen? Okay, höchstwahrscheinlich hätte auch das keine rechtlichen Konsequenzen für sie, aber für ihre Moral wäre so was nicht gerade förderlich. Ich kann mich an einen Typen von der Mafia erinnern, der, glaube ich, in Atlanta einsaß. Er hatte irgendeinen armen Teufel umgebracht, von dem er dachte, er wollte ihm an den Kragen, aber es war der Falsche. Das hat den Burschen völlig aus der Bahn geworfen. Fing plötzlich an zu singen wie ein Kanarienvogel. So haben wir unseren ersten großen Durchbruch gegen die Mafia geschafft und erste Einblicke in ihre Organisationsstrukturen gewonnen – Sie erinnern sich sicher.«
    »Selbstverständlich. Es war ein gewisser Joe Valachi, eine eher untergeordnete Charge. Allerdings dürfen Sie nicht vergessen, dass er ein Krimineller war.«
    »Und Brian und Dominic sind gute Jungs. Entsprechend schwerer könnten derartige Schuldgefühle ihnen zu schaffen machen. Etwas nachrichtendienstliche Unterstützung würde also sicher nicht schaden.«
    Granger war von dem Vorschlag überrascht. »Ich sehe die Notwendigkeit einer besseren Nachrichtenevaluation durchaus ein und gebe auch gern zu, dass dieses virtuelle Büro‹ seine Nachteile hat. Zum Beispiel können die Jungs keine direkten Fragen stellen. Allerdings könnten sie sich gegebenenfalls immer noch per E-Mail bei uns Rat holen…«
    »Was sie bisher nicht getan haben«, konstatierte Hendley nüchtern.
    »Gerry, sie haben gerade erst die zweite Phase ihrer Mission abgeschlossen. Das ist noch ein bisschen früh, um in Panik zu geraten. Die beiden sind hochintelligente und extrem fähige junge Männer. Deshalb haben wir sie ausgesucht. Sie sind in der Lage, selbstständig zu denken, und genau das erwarten wir doch von unseren Einsatzagenten.«
    »Wir stützen uns hier einzig und allein auf Vermutungen
    – und wir projizieren diese Vermutungen auch noch auf die 514

    Zukunft. Halten Sie das wirklich für klug?« Hendley hatte auf dem Capitol Hill gelernt, seine Ideen durchzuboxen.
    Darin war er unschlagbar.
    »Sich auf Vermutungen zu stützen ist nie gut. Das weiß ich, Gerry. Aber das Gleiche gilt auch für zusätzliche Risikofaktoren. Woher sollen wir wissen, dass wir den beiden den richtigen Mann zur Seite stellen? Was, wenn wir dadurch nur einen weiteren Unsicherheitsfaktor einbringen? Ist das etwa wünschenswert?« Grangers Meinung nach litt Hendley an der tödlichsten aller Abgeordnetenkrankheiten.
    Man konnte etwas sehr schnell zu Tode kontrollieren.
    »Ich will damit doch nur sagen, dass es nicht schaden könnte, jemanden mit einer etwas anderen Denkweise da-beizuhaben – jemanden, der die Daten und Fakten aus einer anderen Perspektive betrachtet. Die Carusos sind sehr gut.
    Das weiß ich. Aber sie sind unerfahren. Worauf es mir ankommt, ist, zu verhindern, dass sich da eine einseitige Sichtweise einschleicht. Und dazu müsste man den beiden jemanden mit einem anderen Background zur Seite stellen.«
    Granger fühlte sich in die Ecke gedrängt. »Okay, ich kann Ihre Überlegungen nachvollziehen, aber das würde die Sache in einem Maß komplizieren, das ich nicht für wünschenswert halte.«
    »Aber betrachten Sie es doch mal so: Was, wenn die beiden mit

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