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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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um mit dem Rauschen des Wassers ihr Gespräch zu übertönen, falls Wanzen im Zimmer angebracht wären. »Er ist ein Freund von Mr Atef. Er war bei ihm, als wir ihn in München erledigt haben.«
    »Wie könnt ihr da so sicher sein?«
    »Hundertprozentig sicher können wir natürlich nicht sein
    – aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er zufällig in beiden Städten auftaucht und dann auch noch im richtigen Hotel absteigt?«, fragte Brian durchaus berechtigter-weise.
    »Hundertprozentige Sicherheit ist besser«, wandte Jack ein.
    »Klar, aber wenn die Chancen tausend zu eins stehen, dass du gewinnst, machst du deinen Einsatz und würfelst«, gab Dominic zurück. »Nach allem, was wir wissen, ist der Bursche zumindest ein nachweislicher Komplize, also jemand, den man beim FBI einem Verhör unterziehen würde.
    Das heißt, er ist bestimmt nicht hier, um fürs Rote Kreuz zu sammeln.« Er hielt kurz inne. »Also schön, die Situation ist nicht optimal, aber viel besser wird sie nicht werden, und deshalb finde ich, wir sollten dieses Risiko eingehen.«
    Jetzt hieß es für Jack, aus dem Bauch heraus zu entschei-540

    den. War er überhaupt ermächtigt, in solch einer Sache grünes Licht zu geben? Granger hatte nichts dergleichen gesagt. Jack war als nachrichtendienstliche Unterstützung für die Zwillinge hier. Aber was genau bedeutete das? Klasse – er hatte einen Job ohne Aufgabenbeschreibung und ohne konkrete Befugnisse. Das war alles nicht besonders logisch. Er erinnerte sich, dass sein Vater mal gesagt hatte, Aufgabe des Hauptquartiers sei es nicht, den Einsatzleuten vor Ort das Denken abzunehmen, denn die Einsatzleute besäßen selbst Augen und Ohren und würden schließlich dazu ausgebildet, selbstständig zu denken. Allerdings war in diesem Fall Jacks Ausbildung wahrscheinlich mindestens ebenso gut wie die der Zwillinge. Nur dass er im Gegensatz zu ihnen das Gesicht der mutmaßlichen Zielperson noch nie gesehen hatte. Wenn er nein sagte, könnten sie ihm ohne weiteres erwidern, er solle sich seine Meinung sonstwohin stecken. Und da er nicht die Macht besaß, ihnen Befehle zu erteilen, würden Brian und Dom letztlich doch tun und lassen, was sie wollten, während er blöd dastünde und noch nicht einmal wüsste, wer eigentlich Recht hatte. Dieser Geheimdienstkram war mit einem Mal ganz schön unüber-sichtlich geworden. Er, Jack, saß in einem Sumpf fest, und weit und breit war kein Hubschrauber in Sicht, der ihn da rausholte.
    »Also gut, Jungs, letztendlich bleibt das euch überlassen.«
    Eigentlich erschien Jack das selbst wie eine ziemlich feige Art, sich aus der Affäre zu ziehen – erst recht, als er hinzu-fügte: »Trotzdem wäre mir wohler bei der Sache, wenn wir hundertprozentig sicher wären.«
    »Mir auch. Aber wie gesagt, die Chancen stehen tausend zu eins. Aldo?«
    Brian überlegte kurz, ehe er nickte. »Mir reicht die Sicherheit. Er wirkte in München sehr betroffen wegen seines Freundes. War schon reichlich komisch, wenn jemand, der selbst nicht zu den bösen Jungs gehört, mit solchen Leuten befreundet wäre. Deshalb: Erledigen wir ihn.«
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    »Okay.« Jack fügte sich seufzend in das Unvermeidliche.
    »Wann?«
    »So bald wie möglich«, erwiderte Brian. Das genaue Vorgehen würden er und sein Bruder später besprechen. Dar-
    über brauchte Jack nicht Bescheid zu wissen.
    Fa’ad gelangte an diesem Abend um 22.14 Uhr zu der Ü-
    berzeugung, dass er ein ziemlicher Glückspilz war – kaum hatte er sich eingeloggt, als ihn auch schon Elsa K 69 über instant message kontaktierte. Offenbar hat›e ›sie‹ ihn in angenehmer Erinnerung behalten.
    »Was sollen wir heute Abend machen?«, fragte er ›sie‹.
    »Ich habe mir schon was überlegt: Stell dir vor, wir sind in einem Lager. Ich bin eine Jüdin, und du bist der Kom-mandant… Ich biete dir meine Gunst an, um mein Leben zu retten…«, schlug ›sie‹ vor.
    Eine erregendere Fantasie hätte er sich kaum vorstellen können. »Dann mal los«, tippte er.
    Und so ging es eine Weile hin und her, bis es schließlich hieß: »Ich bin gar keine Österreicherin. Ich bin eine amerikanische Musikstudentin, die zwischen die Fronten geraten ist…«
    Das wurde ja immer besser. »Ach ja? Ich habe schon viel über die amerikanischen Jüdinnen gehört und was die so für Schweinereien draufhaben…«
    Und so ging es fast eine Stunde lang weiter.
    Wie nicht anders zu erwarten, konnte Jack Ryan nicht einschlafen. Obwohl er im Flugzeug relativ viel

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