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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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immer erster Klasse, stieg nur in Spit-zenhotels ab und genoss überhaupt allerlei Komfort. Gelegentlich meldete sich deswegen sogar sein Gewissen. Die gefährlichen und, wie er fand, bewundernswerten Aktionen führten andere aus, aber als er seine derzeitige Tätigkeit aufgenommen hatte, war ihm gesagt worden, ohne ihn und seine elf Kameraden könne die Organisation nicht funktionieren. Das stärkte seine Moral ebenso sehr wie das Wissen, dass seine Tätigkeit, so wichtig sie war, keine nennenswerten Risiken mit sich brachte. Er nahm Botschaften in Empfang und gab sie weiter, oft an die Agenten selbst, die ihn alle sehr respektvoll behandelten, so, als stammten die Anweisungen für ihre Missionen von ihm selbst – ein Irrglau-be, den er nicht aufklärte. In zwei Tagen würde er also weitere Befehle entgegennehmen, die er dann entweder an den Kollegen weiterleiten müsste, der geografisch am nächsten stationiert war – Ibrahim Salih el-Adel in Paris –, oder an einen gegenwärtig noch unbekannten Agenten. Diesbezügliche Anweisungen sollte er noch an diesem Tag erhalten, um gegebenenfalls die nötigen Absprachen treffen und dann situationsbedingt vorgehen zu können. Der Job konnte langweilig und aufregend zugleich sein, und angesichts der bequemen Tätigkeit und des nicht vorhandenen persönlichen Risikos war es sehr einfach, ein Held der Bewegung zu sein – denn als einen solchen betrachtete er sich mitunter.
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    Sie spazierten den Kärntner Ring entlang, der schon bald in den Schubertring überging und eine Biegung nach Nordosten machte. Auf der Nordseite befand sich der Ferrari-Showroom. »Und, wie geht’s euch beiden so?«, erkundigte sich Jack, sobald sie im Freien waren, wo sie wegen des Verkehrslärms nicht mehr abgehört werden konnten.
    »Zwei erledigt«, sagte Dominic. »Einer steht noch aus, hier in Wien. Dann geht es weiter. Wohin, wissen wir noch nicht. Eigentlich dachten wir, das wüsstest du.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Nein. Diesbezüglich habe ich keine Anweisungen erhalten.«
    »Warum haben sie dich dann überhaupt hergeschickt?«, wollte Brian wissen.
    »Ich soll wohl so was wie euer Berater sein. Euch mit nachrichtendienstlichen Informationen versorgen und so.
    Das hat mir jedenfalls Granger gesagt. Ich weiß über die Sache in London Bescheid. Wir haben massenhaft Insider-material von den Briten bekommen – indirekt natürlich. Es wurde mit der Diagnose Herzinfarkt zu den Akten gelegt.
    Über München weiß ich nicht viel. Was könnt ihr mir dar-
    über erzählen?«
    Dominic antwortete: »Ich habe ihn mir vorgeknöpft, als er aus der Moschee kam. Ist auf dem Gehsteig zusammengebrochen. Der Rettungswagen kam ziemlich schnell. Die Sanitäter haben ihn erst vor Ort behandelt und dann ins Krankenhaus gebracht. Mehr weiß ich nicht.«
    »Er ist tot«, teilte Ryan den beiden mit. »Wir haben eine Nachricht abgefangen. Er war zum betreffenden Zeitpunkt mit jemandem zusammen, der sich im Internet
    ›Honeybear‹ nennt. Nachdem der seinen Kumpel hatte sterben sehen, meldete er es einem Typen mit dem Handle 56MoHa, der, wie wir annehmen, zurzeit irgendwo in Italien ist. Der Typ in München – Atef – war Anwerber und Kurier. Wir wissen, dass er einen der Attentäter von letzter Woche angeworben hatte. Ihr könnt also sicher sein, dass er sich seinen Platz auf der Liste verdient hatte.«
    534

    »Wissen wir«, sagte Brian. »Haben sie uns schon gesagt.«
    »Womit erledigt ihr diese Typen eigentlich?«
    »Damit.« Dominic zog den goldenen Stift aus seiner Ja-cketttasche. »Man vertauscht die Spitze, indem man hier vorn dreht, und sticht das Opfer damit, vorzugsweise in den Hintern. Das Mittel, das man der Zielperson damit injiziert, heißt Succinylcholin und knipst jeden in null Komma nix aus. Es wird sogar nach dem Tod im Körper wieder abgebaut und ist darum nicht nachzuweisen, es sei denn, der Pathologe wäre ein Genie und hätte noch dazu eine Menge Glück.«
    »Lähmt es die Opfer?«
    »Ja, sie brechen zusammen und können nicht mehr atmen. Dauert etwa dreißig Sekunden, bis die Wirkung einsetzt. Dann kippen sie um, und alles weitere erledigt sich von selbst. Sieht aus wie ein Herzinfarkt und weist bei der Obduktion auch alle entsprechenden Symptome auf. Für unsere Zwecke ideal.«
    »Irre«, sagte Jack. »Und in Charlottesville wart ihr beiden auch dabei?«
    »Yep.« Das kam von Brian. »Das war echt kein Vergnü-
    gen. Ein kleiner Junge ist in meinen Armen gestorben. Ganz schön

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