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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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machen.«
    Dieser Ausspruch wiederum hatte noch nicht in der Washington Post gestanden. Aber das war der Grund dafür, dass der Vater des jungen Mannes den Campus ins Leben gerufen hatte – was der junge Mann selbst allerdings nicht wusste.
    »Das ist nun doch übertrieben. So jemand kann eben mal passieren.«
    »Tja, warten wir nur ab, bis die Hinrichtung dieses Irren vom Ku-Klux-Klan unten in Mississippi ansteht – wetten, dass Kealty die Strafe umwandelt?«
    »Das ist für ihn nun mal eine grundsätzliche Frage – er ist aus Prinzip gegen die Todesstrafe«, wandte Hendley ein.
    »Sagt er jedenfalls. So denken viele Leute, und daran ist nichts Ehrenrühriges.«
    »Prinzip? Was weiß der denn schon von Prinzipien?«
    »Wenn Sie Politik diskutieren möchten – es gibt da ein nettes Grillrestaurant, anderthalb Kilometer von hier an der Route 29«, schlug Gerry vor.
    »Nein, das möchte ich nicht. Entschuldigen Sie, dass ich abgeschweift bin, Sir!«
    Dieser Bursche lässt sich nicht so leicht in die Karten schauen, dachte Hendley. »Oh, nicht dass ich etwas gegen das Thema hätte! Aber ich habe leider nicht mehr so viel Zeit. Nun, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin neugierig.«
    »Worauf?«
    »Was Sie hier machen«, sagte der Besucher.
    62

    »Hauptsächlich Devisenarbitrage.« Hendley streckte sich, angespannt von dem harten Arbeitstag, der hinter ihm lag.
    »Mhm«, machte der Junge mit einem leichten Anflug von Zweifel in der Stimme.
    »Damit kann man ganz ordentlich Geld verdienen, wenn man gute Informationen hat und die Nerven, etwas daraus zu machen.«
    »Wissen Sie, Dad hält große Stücke auf Sie. Er sagt, es ist eine Schande, dass der Kontakt zwischen Ihnen beiden ab-gebrochen ist.«
    Hendley nickte. »Ja, und das ist meine Schuld, nicht seine.«
    »Er hat auch gesagt, Sie hätten eigentlich zu viel Grips, um so in die Scheiße zu geraten.«
    Eigentlich wäre das ein Fauxpas von geradezu seismi-schen Ausmaßen gewesen, aber ein Blick in die Augen des Jungen ließ keinen Zweifel daran, dass er es durchaus nicht beleidigend gemeint hatte – eher fragend. Ob es wirklich eine Frage sein sollte?, überlegte Hendley plötzlich.
    »Das waren schwere Zeiten für mich, Jack«, erklärte Gerry. »Und jeder macht mal einen Fehler. Selbst Ihrem Dad ist schon der ein oder andere unterlaufen.«
    »Das stimmt. Aber Dad hatte das Glück, Arnie zu kennen, der ihm den Arsch gerettet hat.« Das bot dem Gastgeber die Gelegenheit zu einem Ausweichmanöver, die er prompt ergriff.
    »Wie geht’s Arnie?«, fragte Hendley, um Zeit zu schinden. Er rätselte noch immer, was der Junge hier wollte, und allmählich wurde ihm ein wenig unbehaglich zumute, auch wenn er sich das selbst nicht recht erklären konnte.
    »Prima. Er wird demnächst Kanzler der University of O-hio. Ist bestimmt der richtige Mann für diesen Job, und Dad meint, er braucht mal was Ruhiges. Das finde ich auch. Wie Arnie es geschafft hat, noch keinen Herzinfarkt zu kriegen, ist Mom und mir ein Rätsel. Vielleicht müssen manche Leute wirklich ständig was um die Ohren haben.« Während der 63

    Junge sprach, blickte er Hendley unentwegt in die Augen.
    »Ich habe aus Gesprächen mit Arnie eine Menge gelernt.«
    »Und von Ihrem Vater?«
    »Ach, so das eine oder andere. Aber am meisten habe ich von den übrigen Burschen gelernt.«
    »Wen meinen Sie?«
    »Mike Brennan zum Beispiel. Der war damals als Agent vom Secret Service für mich zuständig«, erklärte Jack. »Hat am Holy Cross seinen Abschluss gemacht, anschließend Karriere beim Secret Service. Verteufelt guter Pistolenschütze. Der Bursche hat mir das Schießen beigebracht.«
    »Ach ja?«
    »Der Service hat einen Schießstand bei der alten Post, nur ein paar Blocks vom Weißen Haus entfernt. Ich gehe immer noch ab und zu hin. Mike ist jetzt Ausbilder an der Secret Service Academy oben in Beltsville. Wirklich ein prima Kerl, clever und umgänglich. Wissen Sie, er war so was wie mein Babysitter, und ich hab ihm immer Löcher in den Bauch gefragt: was die Leute vom Secret Service so machen, wie ihre Ausbildung abläuft, wie sie denken – worauf sie achten, wenn sie Mom und Dad beschützen. Ich habe eine Menge von ihm gelernt. Und von all den anderen auch.«
    »Zum Beispiel?«
    »Von den FBI-Leuten: Dan Murray, Pat O’Day – Pat ist Murrays Major Case Inspector. Tritt demnächst in den Ruhestand. Will in Maine Rinder züchten – können Sie sich das vorstellen? ’ne Rinderfarm, ausgerechnet da oben…

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