12 - Im Auge des Tigers
Der kann schießen wie Wild Bill Hickock in seinen besten Zeiten. Manchmal vergisst man völlig, dass er in Princeton studiert hat. Pat hat mächtig was auf dem Kasten. Er erzähl-te mir damals eine Menge darüber, wie das Bureau bei Ermittlungen vorgeht. Und seine Frau, Andrea, kann wirklich Gedanken lesen. Sie hat während einer verdammt heiklen Zeit Dads Leibwache befehligt. Hat an der University of Virginia ihren Master in Psychologie gemacht. Von der hab ich total viel mitgekriegt. Und natürlich von den CIA-64
Leuten, Ed und Mary Pat Foley – Gott, die beiden sind wirklich ein Paar! Aber wissen Sie, wer von allen am interessantesten war?«
Hendley wusste es. »John Clark?«
»Genau. Man musste ihn nur erst mal zum Reden bringen. Ich schwöre, im Vergleich zu dem sind die Foleys die reinsten Plaudertaschen. Aber wenn er einem einmal vertraut, ist er nicht mehr ganz so zugeknöpft. Als er seine Medal of Honor verliehen bekam, war ich dabei. Da war ein kurzer Bericht im Fernsehen – Chief Petty Officer der Navy im Ruhestand erhält Auszeichnung für Verdienste im Viet-namkrieg. Ungefähr sechzig Sekunden Filmaufnahmen an einem Tag, als es sonst nicht viel Neues gab. Und wissen Sie was? Nicht ein Reporter fragte, was Clark gemacht hat, nachdem er aus der Navy ausgeschieden war. Nicht einer!
Herrgott, sind das Schwachköpfe! Bob Holtzman wusste, glaube ich, ein bisschen Bescheid. Er war auch da, stand in der Ecke gegenüber von mir. Für einen Nachrichtenfuzzi hat der ganz schön was drauf. Dad mag ihn, traut ihm aber keine zwei Schritte über den Weg. Jedenfalls ist Big John –
ich meine, Clark – so ein richtiger Macher. Wo der schon überall gewesen ist und was er alles gemacht und geleistet hat, das geht auf keine Kuhhaut! Warum ist er eigentlich nicht hier?«
»Jack, mein Junge, wenn Sie zur Sache kommen, dann nehmen Sie aber auch wirklich kein Blatt vor den Mund«, sagte Hendley mit einem Anflug von Bewunderung in der Stimme.
»Als Sie seinen Namen nannten, da wusste ich: Jetzt hab ich Sie, Sir.« Hendley bemerkte ein kurzes Aufflackern von Triumph in Jacks Augen. »Ich habe mich schon einige Wochen lang mit Ihnen beschäftigt.«
»Ach ja?« Bei dieser Bemerkung spürte Hendley, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
»Alles halb so schwer. Die Informationen sind öffentlich zugänglich, man muss nur die richtigen Verbindungen 65
herstellen. Wie bei den Bildern in diesen Kinderheftchen, wo die Linien zwischen den Punkten ein Bild ergeben. Wissen Sie, ich wundere mich eigentlich, dass die Medien nie über dieses Unternehmen berichten.«
»Junger Mann, wenn das eine Drohung sein soll…«
»Wie?« Jack jr. stutzte. »Meinen Sie, ich will Sie erpres-sen? Nein, Senator, was ich sagen wollte, ist: Bei dieser Menge an Rohinformationen, die quasi auf der Straße he-rumliegen, muss man sich doch fragen, wie es kommt, dass bisher nie ein Reporter darüber gestolpert ist. Ich meine, selbst ein blindes Huhn findet mal ein Korn, verstehen Sie?«
Er schwieg für einen Moment, dann hellte sich sein Blick wieder auf. »Ah, jetzt begreife ich! Sie haben ihnen geliefert, was sie erwarteten, und sie damit abgehängt.«
»Das ist keine große Kunst. Allerdings kann es gefährlich sein, diese Leute zu unterschätzen«, warnte Hendley.
»Reden Sie einfach nicht mit ihnen. Dad hat mir schon vor langer Zeit geraten: ›Wer nichts sagt, der sagt auch nichts Falsches.‹ Er hat immer nur durch Arnie Sachen durchsi-ckern lassen. Niemand hat der Presse irgendwas verraten, wenn Arnie nicht die Anweisung dazu gegeben hatte. Jede Wette, die Medien hatten Angst vor dem Kerl. Er war es schließlich, der die Akkreditierung dieses Times-Reporters für das Weiße Haus widerrufen hat. Die Lektion hat gesessen.«
»Ich erinnere mich«, erwiderte Hendley. Es hatte ziemlichen Stunk deswegen gegeben, aber selbst die New York Times hatte recht bald eingesehen, dass es ein empfindlicher Verlust war, keinen Reporter im Presseraum des Weißen Hauses zu haben. Dieses Lehrstück zum Thema Anstand hatte beinahe sechs Monate lang nachgewirkt. Arnie konnte nachtragender sein als die Medien, was schon etwas heißen wollte. Arnold van Damm war eben ein echter Pokerspieler.
»Worauf wollen Sie hinaus, Jack? Warum sind Sie hergekommen?«
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»Senator, ich will in der obersten Liga mitspielen. Und ich denke, dass die oberste Liga genau hier ist.«
»Erklären!«, forderte Hendley. Wie viel hatte sich der Junge tatsächlich schon
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