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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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rührte um. Zu seiner Überraschung war der Kaffee hier genauso gut wie in seiner Heimat.
    Mohammed merkte: Er würde lange brauchen, um hier eine Einigung zu erzielen. Sein Gast war nicht so hochrangig, wie es ihm lieb gewesen wäre. Aber der gemeinsame Feind hatte der Organisation seines Gegenübers mehr Schaden zugefügt als seiner – was er noch immer erstaunlich fand. Diese Leute hatten also mehr als Grund genug, ernsthafte Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Ihnen fehlte jedoch – wie allen Menschen, deren Antriebskraft finanzielles Interesse war – das ehrliche Interesse an der Sache, das Mohammeds eigene Kollegen auszeichnete. Und auf diesem Mangel beruhte ihre größere Verwundbarkeit. Mohammed war allerdings nicht so dumm, sie darum als unterlegen zu betrachten. Er war schließlich nicht Superman, nur weil er einen einzigen israelischen Spion getötet hatte.
    Pablos Leute waren offenbar Experten in ihrem Geschäft –
    nur dass sie ihre Schwächen hatten. Wie auch seine eigenen Leute ihre Schwächen hatten. Wie jeder außer Allah selbst seine Schwächen hatte. Wer sich das bewusst machte, beschränkte seine Erwartungen auf ein realistisches Maß und überwand desto leichter die Enttäuschung, wenn etwas schief lief. Man durfte nicht zulassen, dass Gefühle dem
    »Geschäft« im Weg standen – als solches hätte sein Gast sein heiliges Anliegen wohl fälschlich bezeichnet. Doch da Mohammed es hier mit einem Ungläubigen zu tun hatte, musste er Zugeständnisse machen.
    »Was können Sie uns bieten?«, fragte Pablo und ließ damit seine Habgier durchblicken, ganz wie Mohammed es erwartet hatte.
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    »Sie brauchen ein zuverlässiges Netzwerk in Europa, nicht wahr?«
    »Allerdings.« Das Kartell hatte in letzter Zeit einige Schwierigkeiten gehabt. Und die europäischen Polizeibehörden waren in ihrem Handlungsspielraum nicht so stark eingeschränkt wie die in Amerika.
    »Wir verfügen über ein solches Netzwerk.« Und Muslime machten bekanntlich in der Regel keine Drogengeschäfte –
    in Saudi-Arabien beispielsweise konnten solche Machenschaften einen Mann leicht den Kopf kosten. Umso besser für Pablo und seine Leute.
    »Und wie sähe die Gegenleistung aus?«
    »Sie verfügen über ein ausgefeiltes Netzwerk in Amerika und haben gute Gründe, diesem Land nicht zugetan zu sein, nicht wahr?«
    »So ist es«, bestätigte Pablo. Die Regierung von Pablos Heimatland hatte im Kampf gegen die militanten ideologischen Verbündeten des Kartells in den Bergen neuerdings beträchtliche Erfolge erzielt. Lange würde die Fuerzas Ar-madas Revolucionarias de Columbia, kurz: FARC, dem Druck nicht mehr standhalten können. Dann würde sie sich zweifellos gegen ihre »Freunde« wenden – »Verbündete«
    war eigentlich der passendere Ausdruck –, um sich den Eintritt in das demokratische System zu erkaufen. Das könnte für die Sicherheit des Kartells zu einer ernsthaften Bedrohung werden. Die politische Instabilität war ihr bester Freund in Südamerika, doch die würde wohl nicht ewig andauern. Das Gleiche traf für seinen Gastgeber zu, sagte sich Pablo – insofern hatten sie in der Tat gemeinsame Interessen. »Was genau müssten wir für Sie tun?«
    Mohammed erklärte es ihm, ohne ausdrücklich hinzuzufügen, dass die Dienste des Kartells nicht mit Geld vergütet wurden. Die erste Lieferung, die Mohammeds Leute nach Griechenland – das wäre wohl am einfachsten – einschleu-sen würden, sollte ausreichen, um das Abkommen zu besiegeln.
    57

    »Ist das alles?«
    »Mein Freund, in unserem Geschäft sind Ideen weitaus bedeutsamer als Objekte. Die wenigen materiellen Dinge, die wir brauchen, sind ziemlich kompakt und können, wenn nötig, vor Ort beschafft werden. Und ich gehe selbstverständlich davon aus, dass Sie uns mit Reisepapieren aushelfen können.«
    Pablo verschluckte sich beinahe an seinem Kaffee. »Sicher, das lässt sich ohne weiteres einrichten.«
    »Also, spricht noch irgendetwas dagegen, dieses Bündnis zu schließen?«
    »Ich muss noch mit meinen Vorgesetzten Rücksprache halten«, erklärte Pablo zurückhaltend, »aber auf den ersten Blick sehe ich keinen Grund, warum unsere Interessen nicht vereinbar sein sollten.«
    »Ausgezeichnet. Wie läuft die weitere Kommunikation ab?«
    »Mein Boss zieht es vor, persönlich mit seinen Geschäfts-partnern zu sprechen.«
    Mohammed überdachte das einen Moment lang. Das Reisen bereitete ihm und seinen Kollegen Unbehagen, aber es ließ sich wohl nicht vermeiden. Im

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