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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Weltkrieg. Die meisten dieser Leute waren Banker. ›Wild Bill‹ Donovan hat für das Office of Strategie Services Juristen rekrutiert, aber die Briten haben Banker eingesetzt, um den Feind zu schwä-
    chen. Ich fragte mich warum, und Dad sagte: ›Banker sind sehr clever. Sie kennen sich damit aus, in der realen Welt Geld zu machen, Juristen dagegen sind nicht ganz so clever.‹ Ich denke, er bezog das auch auf sich selbst – weil er doch aus der Finanzbranche kommt. Aber Sie sind ein anderes Kaliber, Senator. Ich denke, dass Sie als Nachrichtendienstler arbeiten, und ich halte Hendley Associates für ein privat finanziertes Geheimdienstunternehmen, das an den Büchern vorbei arbeitet – völlig unabhängig von Staatsgel-dern. Auf diese Weise brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, dass Senatoren und Kongressfuzzis bei Ihnen rum-schnüffeln und irgendwas ausplaudern, weil sie meinen, Sie täten was Unrechtes. Teufel auch, ich hab sogar mit Google gesucht, und Ihr Unternehmen wird im Internet ganze sechs Mal erwähnt. Da finden Sie ja über die Frisur meiner Mutter schon mehr. Women’s Wear Daily ist immer mit Leidenschaft über sie hergefallen. Hat Dad gründlich ange-kotzt.«
    »Ich erinnere mich.« Jack Ryan sen. hatte sich einmal vor Reportern über diese Angelegenheit ausgelassen und war dafür zum Gespött der tratschenden Massen geworden. »Er hat mir gegenüber angemerkt, dass Heinrich VIII. den Re-69

    portern dafür einen ganz besonderen Haarschnitt verpasst hätte.«
    »Genau – mit dem Beil, im Tower of London. Sally hat sich ziemlich darüber amüsiert. Sie hat Mom auch wegen ihrer Frisur genervt. In diesem Punkt haben wir Männer es wohl leichter, was?«
    »Und in puncto Schuhe. Aber meine Frau hatte für Mano-lo Blahniks nichts übrig. Sie zog vernünftige Schuhe vor, von denen ihr nicht die Füße wehtaten«, erinnerte sich Hendley. Im nächsten Augenblick prallte er gegen eine innere Betonwand. Es tat noch immer weh, über sie zu sprechen. Wahrscheinlich würde das auch so bleiben. Letztlich zeigte dieser Schmerz, wie sehr er sie geliebt hatte. So gern er auch an sie dachte, er brachte es nicht fertig, in der Öffentlichkeit mit einem Lächeln auf den Lippen über sie zu reden. Wäre er in der Politik geblieben, dann hätte er sich gezwungen gesehen, so zu tun, als sei er darüber hinweg – als sei seine Liebe zwar unvergänglich, aber nicht mehr schmerzlich. Ja, klar! Noch ein Preis, den man als Politiker zu zahlen hatte: Neben seiner Männlichkeit musste man auch seine Menschlichkeit aufgeben. Und diesen Preis war er nicht bereit gewesen zu zahlen. Nicht einmal um Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Einer der Gründe dafür, dass er und Jack Ryan sen. immer so gut miteinander ausgekommen waren, lag darin, dass sie so viel gemeinsam hatten.
    »Sie glauben also ernsthaft, das hier sei eine nachrichtendienstliche Einrichtung?«, fragte er seinen Besucher so leichthin, wie er es in dieser Situation vermochte.
    »Ja, Sir, genau das glaube ich. Wenn, sagen wir mal, die NSA ein Auge auf die Machenschaften der großen Zentral-banken hat, sind Sie hier in der idealen Position, von den Informationen zu profitieren, die der Nachrichtendienst durch Abhörmaßnahmen und so weiter gewinnt und nach Langley weiterleitet. Das ist Insiderwissen vom Feinsten für Ihre Devisengeschäfte, und wenn Sie sich immer schön 70

    bedeckt halten – das heißt, nicht zu gierig werden –, können Sie langfristig haufenweise Geld damit machen, ohne dass es jemandem ernsthaft auffällt. Dafür sorgen Sie, indem Sie keine Investoren anlocken. Die würden viel zu viel ausplaudern. Und auf diese Weise finanzieren Sie das, worum es hier eigentlich geht. Was das allerdings genau ist, dar-
    über habe ich noch nicht großartig spekuliert.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein, Sir.«
    »Sie haben nicht mit Ihrem Vater darüber gesprochen?«
    »Keineswegs.« Jack jr. schüttelte den Kopf. »Er hätte ohnehin nur abgeblockt. Dad hat mir immer eine Menge er-zählt, wenn ich Fragen gestellt habe, aber über so etwas sprach er nicht.«
    »Worüber hat er Ihnen denn etwas erzählt?«
    »Über bestimmte Leute, über die Politiker, mit denen er zu tun hatte. Sie wissen schon: welcher ausländische Staatspräsident auf kleine Mädchen steht oder auf kleine Jungs. Mann, so was kommt haufenweise vor, besonders in Übersee. Er schilderte, was das für Menschen waren, ihre Denkweise, ihre persönlichen Prioritäten und

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