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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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mehr.« Das war keine bahnbrechende Erkenntnis. Sie brauchten immer mehr.
    »Wen haben wir zurzeit da unten?« Eigentlich hätte Hendley das selbst wissen müssen, aber er litt an der gleichen Krankheit wie so viele in der Behörde: Er hatte Schwierigkeiten, stets sämtliche aktuellen Informationen im Kopf zu behalten.
    »Jetzt gerade? Ed Castilanno ist in Bogota und versucht was über das Kartell rauszukriegen, allerdings unter strengster Tarnung. Unter allerstrengster Tarnung«, erinnerte Davis seinen Boss.

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    »Wissen Sie, Tom, manchmal ist diese ganze Nachrichtenbeschaffung doch ein Scheißspiel.«
    »Kopf hoch, Gerry! Die Bezahlung ist dafür um Klassen besser – wenigstens für uns Untergebene«, fügte er mit einem schiefen Grinsen hinzu. Seine elfenbeinfarbenen Zähne hoben sich leuchtend von der bronzefarbenen Haut ab.
    »Ja, Landarbeiter müssen wirklich arme Schweine sein.«
    »Wenigstens hat Massa erlaubt, dass ich was lernen, Lesen und Schreiben und so. Hätt schlimmer sein könn’, muss keine Baumwolle nich mehr pflücken, Massa Gerry.«
    Hendley verdrehte die Augen. In Wirklichkeit hatte Davis in Dartmouth studiert, wo seine dunkle Hautfarbe ihm erheblich weniger Probleme beschert hatte als in seinem Heimatstaat. Sein Vater baute in Nebraska Mais an und wählte die Republikaner.
    »Was kostet so eine Erntemaschine eigentlich heutzutage?«, erkundigte sich der Boss.
    »Machen Sie Witze? Weit über zweihunderttausend! Dad hat letztes Jahr eine neue gekauft und lamentiert jetzt noch über die Kosten. Das Ding wird allerdings auch halten, bis die Enkelkinder reich gestorben sind. Mäht den Mais hek-tarweise nieder wie ein Rangerbataillon einen Haufen böser Jungs.« Davis hatte bei der CIA als Einsatzagent erfolgreich Karriere gemacht und sich besonders darauf spezialisiert, Geldtransfers über Staatsgrenzen hinweg zu verfolgen. Bei Hendley Associates entdeckte er, dass seine Talente auch in geschäftlicher Hinsicht durchaus nützlich waren, was na-türlich seiner ursprünglichen Leidenschaft keinen Abbruch tat. »Wissen Sie, dieser Bursche vom FBI, Dominic, der hatte bei seinen ersten Einsätzen in Newark mit ein paar ganz spannenden Fällen von Finanzkriminalität zu tun. Aus einem davon entwickelt sich gerade eine umfangreiche Ermittlung – da wird ein internationales Bankhaus unter die Lupe genommen. Für ein Greenhorn hat er einen ganz guten Riecher.«
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    »Und hinzu kommt, dass er aus eigener Initiative töten kann«, ergänzte Hendley.
    »Ich sage ja, der Bursche gefällt mir, Gerry. Er ist in der Lage, aus dem Stand zu entscheiden, was andere erst nach zehn Dienstjahren hinkriegen.«
    »Zwei Brüder also. Interessant«, bemerkte Hendley, den Blick wieder auf die Mappen gerichtet.
    »Liegt vielleicht in der Familie. Immerhin war schon der Großvater Polizist bei der Mordkommission.«
    »Und vorher war er bei der 101st Airborne. Okay, Tom, Sie haben mich überzeugt – nehmen Sie die beiden unter die Lupe, und zwar schnell. Wir werden schon bald etwas zu tun bekommen.«
    »Meinen Sie?«
    »Die Lage da draußen bessert sich nicht von selbst.«
    Hendley machte eine Handbewegung in Richtung Fenster.
    Sie saßen in einem Straßencafe in Wien. Die Abende waren milder geworden, sodass etliche Gäste bereits wieder an den Tischen auf dem breiten Gehweg vor dem Lokal Platz nahmen, um ihre Mahlzeit unter freiem Himmel zu genie-
    ßen.
    »Also, welches Anliegen haben Sie?«, fragte Pablo.
    »Es gibt Berührungspunkte in unseren jeweiligen Interessen«, antwortete Mohammed und fügte erklärend hinzu:
    »Wir haben gemeinsame Feinde.«
    Sein Blick schweifte ab. Frauen in der steifen hiesigen Tracht gingen vorüber. Die Verkehrsgeräusche, insbesondere der Lärm der elektrischen Straßenbahnen, garantierten, dass niemand die Unterhaltung der beiden Männer belauschen konnte. Für den zufälligen, ja sogar für den geschulten Beobachter saßen dort zwei Ausländer – von denen es in dieser Kaiserstadt ja nicht wenige gab –, die ruhig und freundlich ein geschäftliches Gespräch führten. Sie unterhielten sich auf Englisch, was ebenfalls nicht ungewöhnlich war.
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    »Ja, das ist wahr«, musste Pablo einräumen. »Jedenfalls was die Feinde betrifft. Wie steht es mit den Interessen?«
    »Sie verfügen über Möglichkeiten, die uns nützen könnten. Wir verfügen über Möglichkeiten, die Ihnen nützen könnten«, erklärte der Muslim geduldig.
    »Verstehe.« Pablo goss Sahne in seinen Kaffee und

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