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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Schrullen.
    Welches Land sein Militär besonders pflegte, welche Länder gute Spionagedienste hatten und welche nicht. Übrigens auch eine Menge über die Leute auf dem Capitol Hill.
    Zeugs, das man in Büchern oder in der Zeitung liest, nur dass einem da manchmal ganz schöne Scheiße aufgetischt wird. Was von Dad kam, stimmte wirklich. Ich habe mich gehütet, das irgendwo weiterzuerzählen«, versicherte der junge Ryan seinem Gegenüber.
    »Nicht mal in der Schule?«
    »Nichts, das ich nicht vorher schon in der Post gelesen hatte. Die Zeitungen entdecken eine Menge, aber sie posau-nen zu leichtfertig Dinge aus, die Leuten, die sie auf dem Kieker haben, schaden. Dagegen halten sie über Leute, die sie mögen, bewusst Dinge zurück. In der Nachrichtenbran-che geht es wohl so ähnlich zu wie unter Frauen, die am 71

    Telefon oder am Kartentisch den neuesten Klatsch austauschen. Da kommt es weniger auf harte Fakten an als vielmehr darauf, über Leute zu lästern, die man nicht leiden kann.«
    »Journalisten sind auch nur Menschen.«
    »Ja, Sir. Aber wenn meine Mom jemanden an den Augen operiert, fragt sie nicht danach, ob sie denjenigen mag oder nicht. Sie hat einen Eid geschworen und hält sich daran.
    Dad ist genauso. Und so haben sie mich auch erzogen«, schloss Jack, eigentlich John Patrick Ryan jr. »Wie jeder Vater seinem Sohn sagt: Was immer du vorhast – mach es richtig oder lass es ganz!«
    »Heutzutage denkt nicht jeder so«, gab Hendley zu bedenken, auch wenn er selbst seinen beiden Söhnen George und Foster genau dasselbe eingeschärft hatte.
    »Mag sein, Senator, aber dafür kann ich nichts.«
    »Wie gut kennen Sie sich in unserer Branche aus?«, fragte Hendley.
    »Grundlagenwissen. Genug, um mitzureden, aber nicht genug, um selbst mitzumischen. Ich habe es nicht von der Pike auf gelernt.«
    »Und Ihr Studium in Georgetown?«
    »Geschichte, Wirtschaft als Hauptfach, so ähnlich wie Dad. Ich habe ihn manchmal über sein Hobby ausgefragt -
    er mischt immer noch gern ein bisschen auf dem Kapital-markt mit und hat Freunde in der Branche, George Winston zum Beispiel, seinen damaligen Finanzminister. Die beiden reden viel miteinander. George hat immer wieder versucht, Dad zu überreden, in sein Unternehmen einzutreten, aber der lässt sich über ein Schwätzchen hinaus auf nichts ein –
    was der Freundschaft aber keinen Abbruch tut. Die beiden kloppen sogar zusammen Golfbälle. Dad spielt leider lau-sig.«
    Hendley lächelte. »Ich weiß. Haben Sie es mal versucht?«
    Jack jr. schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich kann schon fluchen. Onkel Robby war ein ziemlich guter Spieler. Him-72

    mel, den vermisst Dad wirklich! Tante Sissy besucht uns noch häufig. Sie und Mom spielen zusammen Klavier.«
    »Das war eine üble Geschichte.«
    »Dieser elende, primitive Rassistenarsch!«, entfuhr es Jack. »Entschuldigung! Robby war der erste Mensch aus meinem näheren Umfeld, der einem Mord zum Opfer gefallen ist.« Das Erstaunliche an der Sache war, dass der Mörder lebend gefasst wurde. Die Polizei des Bundesstaats Mississippi kam dem Kommando vom Geheimdienst damals um eine halbe Sekunde zuvor, aber noch ehe jemand auf den Bastard schießen konnte, stellte irgendein Zivilist ihn, und so wanderte er ins Gefängnis. Immerhin wurde dadurch etwaigen Verschwörungsspinnereien jegliche Grundlage entzogen. Der Täter war Mitglied des Ku-Klux-Klans, 76 Jahre alt, und es ging ihm einfach gegen den Strich, dass durch Ryans Rücktritt sein farbiger Vizepräsident in das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten aufsteigen sollte. Gerichtsverfahren, Schuldspruch und Verurteilung gingen innerhalb kürzester Zeit über die Büh-ne – es gab eine vollständige Videoaufzeichnung des Mordes, ganz zu schweigen von den sechs Augenzeugen, die allesamt nicht weiter als zwei Meter vom Mörder entfernt gewesen waren. Selbst die Stars and Bars auf dem State House in Jackson wehten für Robby Jackson auf Halbmast, was bei einigen Leuten Entrüstung auslöste. »Sie volvere Parcas«, bemerkte Jack.
    »Was heißt das?«
    »Die Schicksalsgöttinnen, Senator. Eine spinnt den Faden.
    Eine misst ihn. Und eine schneidet ihn ab. ›So spinnen die Parzen‹, heißt das römische Sprichwort. Ich habe Dad nie zuvor so fertig erlebt. Mom hat es wesentlich besser ver-kraftet. Ärzte lernen wohl, mit der Vorstellung zu leben, dass Menschen sterben. Dad hätte den Kerl am liebsten eigenhändig abgeknallt. Das war ein harter Schlag.«
    Die Fernsehkameras

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