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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hielten seinerzeit fest, wie der Präsident bei der Trauerfeier in der Kapelle der Naval Academy 73

    weinte. Sie volvere Parcas. »Nun, Senator, was spinnt das Schicksal hier für mich?«
    Die Frage brachte Hendley keineswegs aus dem Konzept
    – er hatte sie schon seit geraumer Zeit kommen sehen.
    Trotzdem war sie alles andere als leicht zu beantworten.
    »Was ist mit Ihrem Vater?«
    »Wer sagt denn, dass er es erfahren muss? Sie verfügen über sechs Tochtergesellschaften, die Sie vermutlich dazu nutzen, Ihre Börsengeschäfte zu vertuschen.« Das herauszufinden, war gar nicht so einfach gewesen, aber Jack verstand sich aufs Schnüffeln.
    »Nicht ›vertuschen‹«, korrigierte Hendley ihn. »Unauffällig ›abwickeln‹ meinetwegen, aber nicht ›vertuschen‹.«
    »Entschuldigung. Wie gesagt, ich habe mich viel mit Ge-heimdienstlern herumgetrieben.«
    »Sie haben viel gelernt.«
    »Ich hatte auch ein paar ausgezeichnete Lehrer.«
    Ed und Mary Pat Foley, John Clark, Dan Murray und seinen eigenen Vater – dieser verdammte kleine Neunmalkluge hatte wirklich ein paar hervorragende Lehrer, dachte Hendley.
    »Was genau, meinen Sie, könnten Sie hier tun?«
    »Sir, ich bin vielleicht schlau, aber so schlau nun auch wieder nicht. Ich werde noch eine Menge lernen müssen, das ist mir ebenso klar wie Ihnen. Vielleicht wollen Sie wissen, was ich tun will. Ich will meinem Land dienen«, sagte Jack ruhig. »Ich will dazu beitragen, dass Dinge geleistet werden, die geleistet werden müssen. Ich brauche kein Geld. Mein Dad und mein Großvater haben für mich in Treuhandfonds angelegt – ich meine Joe Muller, Moms Vater. Verflucht, wenn ich wollte, könnte ich Jura studieren, mir selbst den Weg ins Weiße Haus erarbeiten und irgendwann da landen, wo Ed Kealty jetzt steht. Aber mein Dad ist kein König, und ich bin kein Prinz. Ich will meinen eigenen Weg gehen und sehen, wohin er führt.«
    »Ihr Dad dürfte nichts davon erfahren, wenigstens vorerst nicht.«
    74

    »Na und? Er hat auch eine Menge vor mir geheim gehalten.« Jack fand die Vorstellung offenbar recht witzig. »Wie du mir, so ich dir – das ist doch nur recht und billig, oder etwa nicht?«
    »Ich werde darüber nachdenken. Sie haben eine E-Mail-Adresse?«
    »Ja, Sir.« Jack reichte ihm seine Karte.
    »Geben Sie mir ein paar Tage Bedenkzeit.«
    »Ja, Sir. Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.« Er stand auf und gab Hendley die Hand. Dann verließ er den Raum.
    Der Junge war im Handumdrehen erwachsen geworden, dachte Hendley. Ständig Geheimdienstler um sich zu haben, war dabei vielleicht ganz nützlich – oder schädlich, je nach dem, was für ein Typ man war. Aber dieser Junge hatte gute Anlagen, sowohl von seiner Mutter als auch von seinem Vater. Und er besaß offensichtlich Grips. Neugierig war er auch, in der Regel ein sicheres Anzeichen für Intelligenz.
    Und Intelligenz war das Einzige, wovon es auf der Welt nie genug geben konnte.
    »Und?«, fragte Ernesto.
    »Es war interessant«, erwiderte Pablo und zündete sich eine dominikanische Zigarre an.
    »Was wollen sie von uns?«, erkundigte sich sein Boss.
    »Mohammed hat zuerst von unseren gemeinsamen Interessen gesprochen und von unseren gemeinsamen Feinden.«
    »Wenn wir versuchen würden, da drüben Geschäfte zu machen, würde es uns den Kopf kosten«, bemerkte Ernesto.
    Ihm ging es immer nur ums Geschäftemachen.
    »Das habe ich auch angesprochen. Er sagte, der Markt bei ihnen sei klein und für uns kaum der Mühe wert. Sie exportieren nur Rohstoffe. Womit er Recht hat. Aber er sagte auch, er könne uns helfen, auf dem neuen europäischen 75

    Markt Fuß zu fassen. Seine Organisation verfüge über eine leistungsfähige Operationsbasis in Griechenland. Seit die innereuropäischen Grenzen offen sind, könne man die Wa-re am bequemsten über Griechenland nach Europa ein-schleusen. Sie verlangen für die technische Unterstützung kein Geld von uns. Sie sagen, sie wollen nur eine Grundlage des guten Willens schaffen.«
    »Die müssen unsere Hilfe wirklich bitter nötig haben«, bemerkte Ernesto.
    »Sie verfügen selbst über ganz beachtliche Ressourcen, wie sie bereits unter Beweis gestellt haben, jefe. Aber anscheinend brauchen sie professionelle Hilfe dabei, Menschen und Waffen zu schmuggeln. Jedenfalls verlangen sie wenig und bieten viel.«
    »Und was sie uns bieten, wird unseren Geschäften dien-lich sein?«, fragte Ernesto skeptisch.
    »Es wird in jedem Fall die Yanquis zwingen, ihre

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