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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Frage, was diese Organisation tut.«
    »Menschen töten«, sagte Dominic Caruso prompt. Die Worte rutschten ihm unwillkürlich heraus.
    »Warum denken Sie das?«, fragte Alexander scheinbar überrascht.
    »Die Einrichtung ist klein. Nach den Autos auf dem 115

    Parkplatz draußen zu urteilen, ist außer uns niemand hier.
    Für einen Spitzenagenten kann ich zu wenig Erfahrung vorweisen. Ich habe nichts weiter getan, als jemanden abzuknallen, der es verdient hatte, und am nächsten Tag sitze ich plötzlich im Hauptquartier dem stellvertretenden Direktor gegenüber. Wiederum ein paar Tage später fahre ich nach Washington, und die schicken mich hier runter. Das hier ist eine außerordentlich spezielle, außerordentlich kleine Einrichtung, und das, was sie tut – was immer das sein mag –, wird von höchster Stelle gedeckt. Sie verkaufen hier wohl kaum Staatsanleihen, oder?«
    »Aus den Berichten über Sie geht hervor, dass Sie über ausgeprägte analytische Fähigkeiten verfügen«, sagte Alexander. »Können Sie lernen, den Mund zu halten?«
    »Ich nehme doch an, dass das hier nicht nötig ist. Aber –
    ja, wenn es die Situation erfordert, kann ich das durchaus«, sagte Dominic.
    »Okay. Lektion eins: Ihr Burschen wisst, was schwarz bedeutet, nicht wahr? So bezeichnet man ein Programm oder Projekt, von dem die Regierung offiziell keine Kenntnis hat.
    Es wird allgemein so getan, als existiere es nicht. Der Campus geht einen Schritt weiter: Wir existieren tatsächlich nicht. Kein Mitarbeiter der Regierung besitzt auch nur ein einziges schriftliches Dokument, in dem ein Sterbenswörtchen über uns steht. Und Sie beide, meine jungen Gentlemen, hören in diesem Moment ebenfalls auf zu existieren.
    Also, Captain – oder muss ich schon Major sagen? – Caruso, Sie bekommen Ihr Gehalt auf irgendein Konto überwiesen, das Sie erst in dieser Woche neu eröffnet haben, aber Sie sind kein Marine mehr. Man hat sie zu einem Einsatz unbekannter Art abkommandiert. Und Sie, Special Agent Dominic Caruso…«
    »Ich weiß schon. Gus Werner hat es mir gesagt. Sie haben sich ein Schlupfloch geschaffen und es beim Durchschlüpfen mitgenommen.«
    Alexander nickte. »Ehe Sie diesen Ort verlassen, werden 116

    Sie beide Ihre offiziellen Ausweispapiere, Hundemarken und so weiter hier zurücklassen. Ihre Namen können Sie möglicherweise behalten – ein Name ist nichts weiter als eine Reihe von Buchstaben, und in dieser Branche glaubt Ihnen ohnehin niemand, dass Sie Ihren richtigen Namen benutzen. Das war das Komische während meiner Zeit im Außeneinsatz für die Agency: Wenn ich an einer Sache dran war, habe ich manchmal den Namen gewechselt, ohne dar-
    über nachzudenken. Verdammt peinlich, als es mir bewusst wurde! Wie bei einem Schauspieler: Plötzlich ist man Mac-beth, obwohl man eigentlich Hamlet sein müsste. Es ist allerdings nie ein Schaden daraus entstanden, und ich habe in der Schlussszene auch nicht ins Gras gebissen.«
    »Was genau werden wir tun?« Die Frage kam von Brian.
    »In der Hauptsache Ermittlungsarbeit. Geldtransfers verfolgen. Das ist eine Spezialität des Campus. Wie und warum, erfahren Sie später. Sie beide werden wahrscheinlich im Zweiergespann arbeiten. Sie, Dominic, übernehmen die Schwerstarbeit in Sachen Ermittlung. Brian, Sie unterstützen ihn in den handfesteren Angelegenheiten und lernen nebenbei, was – apropos, wie haben Sie ihn vorhin genannt?«
    »Ach, Sie meinen Enzo? Den Spitznamen habe ich ihm verpasst, als er gerade den Führerschein gemacht hatte.
    Weil er immer mit Bleifuß gefahren ist – Sie wissen schon, wie Enzo Ferrari.«
    Dominic deutete lachend auf seinen Bruder: »Und er heißt Aldo, weil er sich so unmöglich kleidet. Wie in dieser Weinreklame, Aldo Cella: ›keiner Mode unterworfen‹ – ein Familienscherz.«
    »Okay, gehen Sie zu Brooks Brothers, und besorgen Sie sich was Anständiges zum Anziehen«, befahl Pete Alexander Brian. »Sie werden sich die meiste Zeit über als Geschäftsmann oder als Tourist tarnen. Dazu brauchen Sie nicht gerade wie der britische Thronfolger rumzulaufen, aber auf ordentliche Kleidung müssen Sie schon achten.
    117

    Außerdem werden Sie sich beide die Haare wachsen lassen
    – vor allem Sie, Aldo.«
    Brian fuhr sich mit der Hand über die Stoppeln, die ihn überall in der zivilisierten Welt als Marine kenntlich machten. Dabei hätte es schlimmer sein können – die Ranger der Army waren in puncto Haartracht noch radikaler. Brian würde bereits in etwa

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