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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gewöhnlich ausse-110

    henden Landstraße. Vielleicht handelte es sich auch nur um eine Zufahrt, denn es gab keinerlei Fahrbahnmarkierungen.
    Ein paar hundert Meter weiter entdeckte Dominic zwei rote Ziegelpfeiler mit einem weißen Gittertor dazwischen, das sich einladend öffnete. Wiederum 300 Meter dahinter stand ein Haus mit sechs weißen Säulen an der Frontseite. Diese trugen ein Schieferdach, das ziemlich alt zu sein schien. Die Wände bestanden aus verwitterten Ziegelsteinen, die vor hundert oder mehr Jahren einmal rot gewesen sein mochten. Das Gebäude war mit Sicherheit über ein Jahrhundert alt, womöglich zwei. Der feine Kies, der die Auffahrt bedeckte, war frisch geharkt. Wo man hinsah, wuchs üppiges, golfplatzgrünes Gras. Jemand trat aus einem Seiteneingang und bedeutete Dominic, links am Gebäude vorbeizufahren.
    Als er um die Ecke bog, erlebte er eine Überraschung. Das Herrenhaus – wie anders sollte man ein Wohnhaus von diesen Ausmaßen bezeichnen? – war größer, als es auf den ersten Blick erschien, und mit einem geräumigen Parkplatz ausgestattet. Darauf standen derzeit ein Chevy Suburban, ein Buick SUV und… ein weiterer C-Klasse-Mercedes, der genau so aussah wie Dominics, nur dass er laut Kennzeichen aus North Carolina stammte. Das konnte kein Zufall sein.
    »Enzo!«
    Dominic fuhr herum. »Aldo!«
    Die beiden Brüder bekamen oft zu hören, wie ähnlich sie sich doch sähen. Allerdings fiel diese Ähnlichkeit noch stärker auf, wenn man die zwei nicht zusammen sah. Beide hatten dunkles Haar und helle Haut. Brian war 24 Millimeter größer, Dominic vier oder fünf Kilo schwerer. Schon von klein auf hatten die beiden äußerst unterschiedliche Cha-rakterzüge an den Tag gelegt, was sich bis ins Erwachse-nenalter hinein noch steigerte. Da die Brüder italienischer Abstammung waren, umarmten sie sich herzlich, wie es dortzulande üblich war, jedoch ohne sich zu küssen – so italienisch waren sie wiederum nicht.
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    »Was zum Teufel machst du denn hier?«, fragte Dominic als Erster.
    »Das könnte ich dich auch fragen«, versetzte Brian, während er sich anschickte, seinem Bruder mit dem Gepäck zu helfen. »Ich habe von deiner Schießerei in Alabama gelesen.
    Was war das für eine Geschichte?«
    »Ein Pädophiler«, antwortete Dominic und holte seinen kleinen Koffer aus dem Wagen. »Hatte ein niedliches kleines Mädchen vergewaltigt und ermordet. Ich kam ungefähr eine halbe Stunde zu spät.«
    »Hey, Enzo, niemand ist perfekt! In den Zeitungen stand, dass du seiner Karriere ein Ende bereitet hast.«
    Dominic blickte Brian direkt in die Augen. »Ja, immerhin das ist mir gelungen.«
    »Wie genau?«
    »Drei in die Brust.«
    »So was verfehlt doch nie seine Wirkung«, bemerkte Captain Brian Caruso. »Und kein Anwalt vergießt Tränen über seine Leiche.«
    »Nein, in diesem Fall nicht.« Dominics Worte klangen nicht im Entferntesten heiter – sein Bruder hörte die bittere Befriedigung heraus.
    »Mit dieser hier, hm?« Der Marine zog die Automatik seines Bruders aus dem Halfter. »Hübsch«, kommentierte er.
    »Schießt auch ziemlich gut. Vorsicht, die ist geladen.«
    Brian nahm das Magazin heraus und ließ die Patrone aus der Kammer springen. »Zehn Millimeter?«
    »Genau. FBI-Dienstwaffe. Macht ganz nette Löcher. Das Bureau ist darauf zurückgekommen, nachdem Inspector O’Day diese Schießerei mit den bösen Jungs hatte – du weißt schon, die Sache mit der Kleinen von Onkel Jack.«
    Brian erinnerte sich noch gut an die ganze Geschichte – an den Überfall auf Katie Ryan an ihrer Schule, kurz nachdem ihr Dad Präsident geworden war, die erbitterte Schießerei, die Toten.
    112

    »Dieser Bursche hatte wirklich Mumm in den Knochen«, sagte er. »Und dabei war er nicht mal ein Ex-Marine. Er kam ganz normal von der Navy und wurde dann Polizist.
    Hieß es jedenfalls in Quantico.«
    »Sie haben ein Video von der Aktion gemacht – zu Aus-bildungszwecken. Ich bin dem Burschen einmal begegnet, hab ihm die Hand geschüttelt, zusammen mit zwanzig anderen Jungs. Mein lieber Mann, der Hurensohn kann wirklich schießen. Er hat davon geredet, wie wichtig es ist, den richtigen Moment abzupassen, dass der erste Schuss entscheidend ist und so. Er hat die beiden Typen mit jeweils zwei Kopfschüssen erledigt.«
    »Wie hat er es geschafft, nicht die Nerven zu verlieren?«
    Katie Ryans Rettung war für beide Caruso-Jungs ein ein-schneidendes Ereignis gewesen. Sie war immerhin ihre Cousine ersten Grades

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