12 - Im Auge des Tigers
gemeinsam –, um sich draußen die Beine zu vertreten und sich ein wenig die Umgebung anzusehen. Dabei hielten sie verstohlen, aber höchst aufmerksam nach etwaigen Verfolgern Ausschau, entdeckten jedoch keine. Um 10.25 Uhr fanden sie sich am vereinbarten Treffpunkt ein.
Diego war bereits dort. Er trug ein weißes Hemd mit blauen Streifen und las in einer Zeitung.
»Diego?«, sprach Mustafa ihn freundlich an.
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»Sie müssen Miguel sein«, antwortete die Kontaktperson mit einem Lächeln, erhob sich und schüttelte ihm die Hand.
»Bitte, setzen Sie sich doch.« Pablo schaute sich prüfend um. Ah, da saß »Miguels« Kollege allein an einem Tisch und bestellte gerade Kaffee. Dabei hielt er die Umgebung im Blick wie ein Profi. »Nun, wie gefällt es Ihnen in Mexico City?«
»Ich wusste nicht, dass die Stadt so groß und betriebsam ist.« Mustafa deutete mit einer Handbewegung auf das Gewimmel auf den Gehwegen rundum. »Und die Luft ist schlecht.«
»Das ist hier in der Tat ein Problem. Die Berge behindern den Luftaustausch. Nur bei starkem Wind wird die Luft wirklich frisch. Wie wäre es mit einem Kaffee?«
Mustafa nickte. Pablo winkte nach dem Kellner und hob das Kännchen. Das Straßencafe im europäischen Stil war nicht allzu voll. Etwa die Hälfte der Tische war besetzt. Die Gäste saßen in Grüppchen zusammen, unterhielten sich –
manche geschäftlich, andere privat – und achteten nicht auf die beiden Männer. Wenig später erschien der Kellner mit einem frischen Kännchen Kaffee. Mustafa goss sich eine Tasse ein und wartete ab, bis der andere das Wort ergriff.
»Nun, was kann ich für Sie tun?«
»Wir sind alle eingetroffen, wie verabredet. Wie bald kann es weitergehen?«
»Wie bald möchten Sie denn wieder aufbrechen?«, fragte Pablo zurück.
»Heute Nachmittag würde uns gut passen, aber das ist für Ihre Planung vielleicht etwas zu kurzfristig.«
»In der Tat. Wie wäre es mit morgen, sagen wir gegen dreizehn Uhr?«
»Ausgezeichnet«, erwiderte Mustafa angenehm überrascht. »Wie werden wir über die Grenze gelangen?«
»Dazu muss ich sagen, dass ich nicht direkt daran beteiligt bin. Sie werden jedenfalls bis kurz vor die Grenze gefahren und dort von jemandem in Empfang genommen, der 201
darauf spezialisiert ist, Menschen und bestimmte Waren nach Amerika einzuschleusen. Sie müssen etwa sechs Kilometer zu Fuß gehen – ein etwas strapaziöser Marsch, aber die Hitze ist zu dieser Jahreszeit noch erträglich. In Amerika angekommen, werden Sie mit Fahrzeugen zu einem sicheren Haus bei Santa Fe in New Mexico gebracht. Von dort aus können Sie entweder per Flugzeug an Ihre Zielorte Weiterreisen oder Autos mieten.«
»Waffen?«
»Was genau brauchen Sie?«
»Am liebsten wären uns AK-47.«
Pablo schüttelte prompt den Kopf. »Die können wir nicht beschaffen, aber wir können Ihnen Uzis und Ingram-Maschinenpistolen besorgen. Kaliber neun Millimeter Para-bellum mit jeweils, sagen wir, sechs Dreißig-Schuss-Magazinen. Die sollten für Ihre Zwecke vollauf genügen.«
»Wir brauchen mehr Munition«, widersprach Mustafa sofort. »Zwölf Magazine und zusätzlich drei Kisten Munition für jede Waffe.«
Pablo nickte. »Das ist problemlos zu machen.« Die Mehr-kosten würden nur ein paar tausend Dollar betragen. Man würde Waffen und Munition auf dem freien Markt kaufen müssen. Theoretisch bestand für ihre Gegner die Möglichkeit zu ermitteln, woher sie stammten und/oder wer sie gekauft hatte, aber das war eher unwahrscheinlich. Die Mehrzahl der Waffen würden Ingrams sein, nicht die hö-
herwertigen, präziseren israelischen Uzis, aber das würde diesen Leuten nichts ausmachen. Wer weiß, vielleicht hatten sie sogar religiöse Vorbehalte dagegen, eine Waffe in die Hand zu nehmen, die von Juden produziert worden war.
»Darf ich fragen, über welche Mittel Sie verfügen, um Ihre Reisekosten zu decken?«
»Jeder von uns trägt fünftausend US-Dollar in bar bei sich.«
»Davon können Sie kleinere Ausgaben wie Essen und Tanken bestreiten, aber für das Übrige brauchen Sie Kredit-202
karten. Die amerikanischen Mietwagenfirmen akzeptieren kein Bargeld, und ein Flugticket können Sie damit auf keinen Fall bezahlen.«
»Wir besitzen welche«, erwiderte Mustafa und zog eine Kreditkarte hervor. Er und sämtliche Mitglieder des Teams hatten in Bahrain Visa-Cards bekommen, sogar mit aufeinander folgenden Nummern. Die Umsätze sämtlicher Karten gingen zu Lasten desselben Schweizer Bankkontos,
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