Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
es, über exklusive Informationen zu verfügen, die der Außenwelt vorent-halten blieben, und waren nicht daran interessiert, an diesem Zustand etwas zu ändern.
    Die Kommunikation der National Security mit der Central Intelligence Agency lief für gewöhnlich so ab, dass Erstere zu Letzterer sagte: »Das hier ist interessant, was meint ihr dazu?« Ihre Denkweise war unterschiedlich. Und ihre Handlungsweise – sofern sie überhaupt handelten – war ebenfalls unterschiedlich. Das lag daran, dass in jeder der beiden Behörden ein anderes Betriebsethos herrschte. Manches Mal führte der Gedankenaustausch zu interessanten neuen Einsichten.
    Aber wenigstens verliefen ihre Denkrichtungen parallel, nicht divergent. Insgesamt betrachtet hatte die CIA die besseren Analytiker, während sich die NSA besser auf die Informationsbeschaffung verstand. In beiden Fällen gab es natürlich Ausnahmen von der Regel, und in beiden Fällen kannten sich die wirklich hochkarätigen Leute gegenseitig und sprachen untereinander mehr oder weniger dieselbe Sprache.
    Das wurde am nächsten Morgen im Funkverkehr zwischen den Behörden deutlich. Ein hochrangiger Analytiker in Fort Meade schickte die Meldung als FLASH, also mit höchster Dringlichkeitsstufe, an seinen Kollegen in Langley. Damit 210

    war sichergestellt, dass sie auf dem Campus zur Kenntnis genommen wurde. Als Jerry Rounds zur Arbeit erschien, sah er sie zuoberst auf seiner E-Mail-Liste, und nahm sie zur morgendlichen Konferenz mit. »Diesmal werden wir sie empfindlich treffen«, sagt dieser Bursche. Was kann er damit meinen?«, fragte Jerry Rounds in den Raum hinein.
    Tom Davis fehlte. Er hatte in New York übernachtet, wo er mit Mitarbeitern der Anleihenabteilung von Morgan Stan-ley zum Frühstück verabredet war. Es war immer ärgerlich, wenn Geschäftliches Geschäftlichem in die Quere kam.
    »Wie gut ist die Übersetzung?«, erkundigte sich Gerry Hendley.
    »In der Fußnote steht, dieser Aspekt sei unproblematisch.
    Der Sprecher ist deutlich zu verstehen, keine statischen Geräusche. Ein simpler Aussagesatz in gepflegtem Arabisch ohne besondere Feinheiten, über die man sich Gedanken machen müsste«, erklärte Rounds.
    »Urheber und Empfänger?«, fragte Hendley weiter.
    »Der Anrufer ist ein gewisser Fa’ad, Nachname unbekannt. Wir kennen den Burschen. Wir nehmen an, dass er der mittleren Kommandoebene angehört – eher ein Planer als einer für Einsätze vor Ort. Bisher hat noch niemand Nä-
    heres über ihn rausgekriegt. Der Angerufene«, fuhr Bell fort, »scheint ein Neuling zu sein – oder wahrscheinlicher einer von den Alten mit einem neuen Telefon. Es handelt sich um ein altes Analoggerät, sodass kein Stimmenprofil erstellt werden konnte.«
    »Dann ist vermutlich eine Operation im Gange…«, bemerkte Hendley.
    »Sieht so aus«, stimmte Rounds zu. »Art und Ort unbekannt.«
    »Das heißt, wir wissen im Grunde einen Dreck.« Hendley griff nach seiner Kaffeetasse und brachte ein Stirnrunzeln zustande, das allenfalls in den Kategorien der Richterskala zu beschreiben gewesen wäre. »Was werden sie unternehmen?«
    211

    Granger meldete sich zu Wort: »Nichts Effektives, Gerry.
    Die sitzen in der Zwickmühle. Wenn sie überhaupt etwas starten – zum Beispiel die Gefahrenstufe auf der Farbskala ein Stückchen weiter in Richtung Rot rücken –, lösen sie Alarm aus, und das haben sie in der Vergangenheit schon so oft getan, dass es inzwischen nur noch kontraproduktiv ist. Kein Mensch wird es ernst nehmen, solange sie nicht den Text und die Quelle bekannt geben – und wenn sie das tun, ist die Quelle verbrannt, für nichts und wieder nichts.«
    »Und wenn sie keinen Alarm schlagen und in der Situation was passiert, sind sie die Gearschten. Dann nimmt der Kongress sie nämlich auseinander.« Gewählte Volksvertreter lieferten weitaus emsiger Probleme als Lösungen. Unproduktives Lamentieren war prächtig dazu geeignet, aus einer Sache politisches Kapital zu schlagen. Die CIA und andere Stellen würden also weiterhin daran arbeiten, jene Leute zu identifizieren, die sich in einem entfernten Teil der Welt per Handy unterhielten. Das war ruhmlose, zähe Polizeiarbeit, auf deren Tempo die ungeduldigen Politiker keinen Einfluss hatten – und große Geldbeträge dafür zu verheizen, brachte die Sache ebenfalls nicht voran, was für Leute, die sich auf nichts anderes verstanden, doppelt frust-rierend war.
    »Sie versuchen also den Spagat und tun etwas, wovon sie wissen, dass

Weitere Kostenlose Bücher