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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sagen wir, drei-hunderttausend Dollar. Ganz genau hab ich’s noch nicht raus, jedenfalls sind es keine riesigen Summen.«
    »Wie lange brauchen Sie noch, um es näher einzugren-zen?«
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    »Wenn ich weiter in diesem Tempo vorankomme? Verdammt, wenn ich Glück habe, vielleicht eine Woche. Ich komm mir vor, als wäre ich in New York in der Rushhour hinter einem einzelnen Auto her.«
    »Bleiben Sie dran. Ich sag doch, es ist weder einfach noch spaßig.«
    »Aye, aye, Sir.« Das hatte er von den Marines im Weißen Haus aufgeschnappt. Die hatten es manchmal sogar zu ihm gesagt – bis sein Vater es bemerkte und dem Jux augenblicklich ein Ende bereitete. Jack wandte sich wieder seinem Computer zu. Er machte sich von Hand auf einem linierten Schreibblock Notizen, weil er damit besser zurechtkam, und übertrug sie jeden Nachmittag in eine separate Compu-terdatei. Beim Schreiben bemerkte er, dass Tony das kleine Büro verließ und die Treppe hinaufging.
    »Dieser Junge hat den richtigen Blick«, teilte Wills Rick Bell in der obersten Etage mit.
    »Ach ja?« Bell fand es ein wenig verfrüht, etwas über den Frischling zu sagen, ganz gleich, wer sein Vater war.
    »Ich hab ihn auf einen jungen Saudi angesetzt, der in London lebt. Uda bin Sah heißt der Knabe – wickelt für seine Familie Geldgeschäfte ab. Die Briten werfen ein Auge auf ihn, weil er mal mit jemandem telefoniert hat, für den sie sich interessieren.«
    »Und?«
    »Und unser Junior hat ein paar hunderttausend Pfund aufgespürt, deren Verbleib unklar ist.«
    »Wie sicher ist das?«, fragte Bell.
    »Wir werden einen erfahrenen Mitarbeiter hinzuziehen müssen, aber ich denke… dieser Junge hat den richtigen Riecher.«
    »Wie wär’s mit Dave Cunningham?« Ein ehemaliger Ermittler in Wirtschaftskriminalität, früher beim Justizministerium in der Abteilung für organisiertes Verbrechen beschäftigt und dann zum Campus übergewechselt. Dave, der 238

    stramm auf die 60 zuging, hatte einen legendären Instinkt für Zahlen. Auf dem Campus wurde er in der Abteilung für Börsengeschäfte hauptsächlich für »konventionelle« Aufgaben eingesetzt. Er hätte es an der Wall Street weit bringen können, zog es jedoch vor, seinen Lebensunterhalt mit der Jagd auf böse Jungs zu verdienen. Auf dem Campus konnte er dieser Leidenschaft weit über das gesetzlich vorgeschrie-bene Ruhestandsalter für Regierungsbeamte hinaus nachgehen.
    »Ich finde auch, Dave wäre genau der Richtige«, stimmte Tony zu.
    »Okay, schicken wir die Dateien aus Jacks Computer zu Dave rüber und warten ab, was er dazu sagt.«
    »Einverstanden, Rick. Haben Sie gestern den Bericht der NSA über die Ausbeute aus ihren Quellen gesehen?«
    Bell blickte auf. »Ja, ist mir nicht entgangen.« Drei Tage hatte der Nachrichtenverkehr aus Quellen, die die staatlichen Nachrichtendienste für interessant hielten, um 17 Prozent abgenommen, und zwei besonders interessante Quellen waren völlig versiegt. Wenn im Funkverkehr einer Militär-einheit ein derartiges Phänomen auftrat, erwies sich dies manchmal als Anzeichen dafür, dass eine Operation unmittelbar bevorstand. So etwas gab den Nachrichtendienstlern, die für das Abhören zuständig waren, immer zu denken.
    Zwar handelte es sich meist nur um bedeutungslose Zufäl-le, aber es war auch schon oft genug ein Vorbote für etwas Ernstzunehmendes gewesen. Entsprechend hektisch reagierten die zuständigen Agenten auf derartige Beobachtun-gen.
    »Und – fällt Ihnen dazu was ein?«, fragte Wills.
    Bell schüttelte den Kopf. »Ich habe dem Aberglauben schon vor bestimmt zehn Jahren abgeschworen.«
    Tony Wills offenbar nicht. »Rick, wir müssen ran. Wir hätten schon längst rangemusst.«
    »Ich verstehe Sie ja, aber wir können so was hier nicht zur Entscheidungsgrundlage machen.«
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    »Rick, ich komme mir vor wie ein Zuschauer im Sportstadion – meinetwegen auf der Trainerbank, aber aufs Feld gehen und mitmischen kann man trotzdem nicht, selbst wenn man will.«
    »Und was wollen Sie – den Schiedsrichter umbringen?«, fragte Bell.
    »Nein, nur den Typen, der gerade ein Foul plant.«
    »Geduld, Tony, Geduld.«
    »Ist ’ne Tugend, aber sie zu erwerben, ist ein Scheißspiel, wie?« Wills war das trotz langjähriger Erfahrung nie wirklich gelungen.
    »Wenn Sie sich schon beklagen, was soll Gerry dann erst sagen?«
    »Ich weiß, Rick, ich weiß.« Er stand auf. »Also dann.«
    Sie hatten keinen anderen Menschen gesehen, kein Auto, keinen Hubschrauber. Hier

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