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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schwert, deinen Dolch und deine Flinte wiederhaben?“
    „Das tust du nicht, Effendi!“ erwiderte er erstaunt.
    „Ich tue es. Ein Scheik soll der Edelste seines Stammes sein; ich mag dich nicht wie einen Huteijeh oder wie einen Chelawijeh (Verachtete Stämme, die zum Pöbel gerechnet werden, ungefähr wie die Paria in Indien) behandeln. Du sollst vor Mohammed Emin, den Scheik der Haddedihn, treten wie ein freier Mann, mit den Waffen in der Hand.“
    Ich gab ihm seinen Säbel und auch die anderen Waffen. Er sprang auf und starrte mich an.
    „Wie ist dein Name, Sihdi?“
    „Die Haddedihn nennen mich Emir Kara Ben Nemsi.“
    „Du ein Christ, Emir! Heute erfahre ich, daß die Nazarah keine Hunde, sondern daß sie edelmütiger und weiser sind als die Moslemim. Denn glaube mir: mit den Waffen, die du mir wiedergibst, hast du mich leichter überwunden, als es mit den Waffen geschehen könnte, die du bei dir trägst und mit denen du mich töten könntest. Zeige mir doch deinen Dolch!“
    Ich tat es. Er prüfte die Klinge und meinte dann:
    „Dieses Eisen breche ich mit der Hand auseinander; siehe dagegen meinen Schambijeh!“
    Er zog ihn aus der Scheide. Es war ein Kunstwerk, zweischneidig, leicht gekrümmt, wunderbar damasziert, und in arabischer Sprache stand zu beiden Seiten der Wahlspruch: ‚Nur nach dem Sieg in die Scheide‘. Er war gewiß von einem jener alten, berühmten Waffenschmiede in Damaskus gefertigt worden, welche heutzutage ausgestorben sind und mit denen sich jetzt keiner mehr vergleichen kann.
    „Gefällt er dir?“ fragte der Scheik.
    „Er ist wohl fünfzig Schafe wert!“
    „Sage hundert oder hundertfünfzig, denn es haben ihn zehn meiner Väter getragen, und er ist niemals zersprungen. Er sei dein; gib mir den deinigen dafür!“
    Das war ein Tausch, den ich nicht zurückweisen durfte, wenn ich den Scheik nicht unversöhnlich beleidigen wollte. Ich gab also meinen Dolch hin.
    „Ich danke dir, Hadschi Eslah el Mahem; ich werde diese Klinge tragen zum Andenken an dich und zu Ehren deiner Väter!“
    „Sie läßt dich nie im Stich, so lange deine Hand fest bleibt!“
    Da hörten wir den Hufschlag eines Pferdes und gleich darauf bog ein Reiter um den Felsenvorsprung, welcher unser Versteck nach Süden abschloß. Es war kein anderer als mein kleiner Halef.
    „Sihdi, du sollst kommen!“ rief er, als er mich erblickte.
    „Wie steht es, Hadschi Halef Omar?“
    „Wir haben gesiegt.“
    „Ging es schwer?“
    „Es ging leicht. Alle sind gefangen!“
    „Alle?“
    „Mit ihren Scheiks! Hamdullillah! Nur Eslah el Mahem, der Scheik der Obeïde, fehlt.“
    Ich wandte mich an diesen:
    „Siehst du, daß ich dir die Wahrheit sagte?“ Dann fragte ich Halef: „Trafen die Abu Mohammed zur rechten Zeit ein?“
    „Sie kamen hart hinter den Dschowari und schlossen das Wadi so, daß kein Feind entkommen konnte. Wer sind diese Männer?“
    „Es ist Scheik Eslah el Mahem, von dem du sprachst.“
    „Deine Gefangenen?“
    „Ja, sie werden mit mir kommen.“
    „Wallah, billah, tillah! Erlaube, daß ich gleich zurückkehre, um diese Kunde Mohammed Emin und Scheik Malek zu bringen!“
    Er jagte wieder davon.
    Scheik Eslah bestieg eines unserer Pferde; auch der Grieche wurde auf eines derselben gesetzt; die übrigen mußten gehen. So setzte sich der Zug in Bewegung. Wenn es im Wadi Deradsch nicht mehr Blut gekostet hatte, als bei uns, so konnten wir zufrieden sein.
    Der bereits erwähnte Talpaß führte uns auf die andere Seite der Berge; dann ging es auf der Ebene stracks nach Süden. Wir hatten das Wadi noch lange nicht erreicht, als ich vier Reiter bemerkte, welche uns entgegenkamen. Ich eilte auf sie zu. Malek, Mohammed Emin und die Scheiks der Abu Mohammed und der Alabeïde-Araber waren es.
    „Du hast ihn gefangen?“ rief mir jetzt Mohammed Emin entgegen.
    „Eslah el Mahem? Ja.“
    „Allah sei Dank! Nur er fehlte uns noch. Wie viele Männer hat dich der Kampf gekostet?“
    „Keinen.“
    „Wer wurde verwundet?“
    „Keiner. Nur einer der Feinde erhielt einen Schuß.“
    „So ist Allah gnädig gewesen mit uns. Wir haben nur zwei Tote und elf Verwundete.“
    „Und der Feind?“
    „Dem ist es schlimmer ergangen. Er wurde so fest eingeschlossen, daß er sich nicht zu rühren vermochte. Unsere Schützen trafen gut und konnten doch nicht selbst getroffen werden, und unsere Reiter hielten fest zusammen, wie du es ihnen gelehrt hast. Sie ritten alles nieder, als sie aus den Schluchten

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