12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem
dir sind?“
„Die werden auch nichts nehmen; sie haben alles, was sie brauchen.“
„So wirst du nehmen müssen, was wir dir als Dank darbringen werden. Dein Haupt ist nicht so alt wie eines der unsrigen, aber du hast dennoch unsern Kriegern gelehrt, wie man über einen großen Feind siegt, ohne viele Tote zu haben.“
„Wenn ihr mir danken wollt, so tut denen wohl, welche als eure Feinde verwundet in euren Zelten liegen, und seht, ob ihr eine Ruine findet, aus welcher man Figuren und Steine mit fremden Schriften graben kann. Mein Gefährte wünscht solche Dinge zu sehen. Nun habt ihr gehört, was ich euch zu sagen habe; Allah erleuchte eure Weisheit, damit ich bald erfahre, was ihr beschlossen habt!“
„Du sollst bleiben und mit uns beraten!“
„Ich kann nichts anderes sagen, als was ich bereits gesagt habe. Ihr werdet das Richtige treffen.“
Ich ging hinaus und beeilte mich, den gefangenen Scheiks Datteln und Wasser zu besorgen. Dann traf ich auf Halef, welcher mich nach dem Wadi Deradsch begleitete, welches ich jetzt näher in Augenschein nehmen wollte. Die gefangenen Abu Hammed kannten mich. Einige von ihnen erhoben sich ehrerbietig, als ich vor ihnen vorüberging, und andere steckten flüsternd die Köpfe zusammen. Im Hintergrund wurde ich von den dort anwesenden Abu Mohammed mit Freuden begrüßt. Sie waren ganz begeistert, die mächtigen Feinde auf eine so leichte Weise besiegt zu haben. Ich ging von Gruppe zu Gruppe, und so kam es, daß mehrere Stunden vergangen waren, als ich die Zelte wieder erreichte.
Während dieser Zeit hatten die nach dem Weideplatz gesandten Boten dafür gesorgt, daß das Lager abgebrochen und in die unmittelbare Nähe des Wadi Deradsch verlegt wurde. Die ganze Ebene wimmelte bereits von Herden, und nun gab es Hammeln genug zu den Festmahlzeiten, welche heute abend in jedem Zelt zu erwarten waren. Mohammed Emin hatte mich bereits gesucht.
„Dein Wort ist so gut wie deine Tat“, meinte er. „Es ist befolgt worden. Die Obeïde werden den Haddedihn, die Abu Hammed den Abu Mohammed und die Dschowari den Alabeïde den Tribut bezahlen.“
„Wieviel Kriegsentschädigung entrichten die einzelnen Stämme?“
Er nannte die Ziffern; sie waren bedeutend, doch nicht grausam; dies freute mich außerordentlich, zumal ich mir sagen konnte, daß mein Wort hier nicht ganz ohne Einfluß gewesen war gegenüber den grausamen Gewohnheiten, welche in solchen Fällen in Anwendung kamen. Von Sklaverei war keine Rede gewesen.
„Wirst du mir eine Bitte erfüllen?“ fragte der Scheik.
„Gern, wenn ich kann. Sprich sie aus!“
„Wir werden einen Teil der Herden der Besiegten holen; dazu brauchen die Männer, welche wir senden, weise und tapfere Anführer. Ich und Scheik Malek müssen hier bei den Gefangenen bleiben. Wir brauchen drei Anführer, einen zu den Obeïde, einen zu den Abu Hammed und einen zu den Dschowari. Die Scheiks der Abu Mohammed und der Alabeïde sind bereit; es fehlt uns der Dritte. Willst du es sein?“
„Ich will.“
„Wohin willst du gehen?“
„Wohin gehen die anderen?“
„Sie wollen dir die erste Wahl überlassen.“
„So gehe ich zu den Abu Hammed, weil ich bereits einmal bei ihnen gewesen bin. Wann sollen wir aufbrechen?“
„Morgen. Wie viele Männer willst du mit dir nehmen?“
„Vierzig Mann von den Abu Hammed und sechzig von deinen Haddedihn. Auch Halef Omar nehme ich mit.“
„So suche sie dir heraus. Werden die Abu Hammed bewaffnet sein müssen?“
„Nein, denn dies wäre ein großer Fehler. Seid ihr mit den Scheiks der Besiegten bereits einig geworden?“
„Nein. Das wird bis zum letzten Gebet heute geschehen.“
„Behalte die angesehenen Krieger hier und schicke nur die gewöhnlichen Männer mit uns fort; diese sind zum Treiben der Herde gut genug.“
Ich ging, um mir meine Leute auszuwählen; dabei traf ich auf Lindsay.
„Gefragt, Sir?“ redete er mich an.
„Noch nicht.“
„Warum nicht?“
„Ist nicht nötig, denn ich habe den Scheiks Auftrag gegeben, nachzuforschen.“
„Herrlich! Prächtig! Scheiks wissen alles! Werde Ruinen finden!“
„Ich denke es! Wollt Ihr einen interessanten Ritt mitmachen?“
„Wohin?“
„Bis unterhalb von El Fattha, wo der Tigris durch die Hamrinberge geht.“
„Was dort?“
„Die Kriegsentschädigung holen, welche in Herden besteht.“
„Bei wem?“
„Bei dem Stamm Abu Hammed, der uns damals unsere Pferde raubte.“
„Köstlich, Sir! Bin dabei! Wie viele Männer
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