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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einschließen; wir aber steigen hinter dem Grab empor und stehen rund um das Tal, wenn sie eingerückt sind. Dann können wir sie niederstrecken bis auf den letzten Mann, wenn sie sich nicht ergeben. Andernfalls aber sende ich einen Boten an den Mutessarif und stelle meine Bedingungen, unter denen ich sie freigebe. Er wird sich dann vor dem Großherrn in Stambul zu verantworten haben.“
    „Er wird diesem die Angelegenheit in einem falschen Licht schildern.“
    „Aber es wird ihm nicht gelingen, den Padischah zu täuschen; denn ich habe vorhin eine heimliche Gesandtschaft nach Stambul gesandt, welche ihm zuvorkommen wird.“
    Ich mußte mir im Innern eingestehen, daß Ali Bey nicht nur ein mutiger, sondern auch ein kluger und darum vorsichtiger Mann sei.
    „Und wie willst du mich verwenden?“ fragte ich ihn.
    „Du sollst mit jenen ziehen, welche unsere Frauen und Kinder und unsere Habe beschützen werden.“
    „Eure Habe nehmt ihr mit?“
    „So viel wir fortbringen. Ich werde noch heute allen Bewohnern von Baadri sagen lassen, daß sie alles nach dem Tal Idiz schaffen mögen, aber heimlich, damit mein Plan nicht verraten werde.“
    „Und Scheik Mohammed Emin?“
    „Er geht mit dir. Ihr könntet jetzt nicht nach Amadijah kommen, da der Weg dorthin bereits nicht mehr frei ist.“
    „Die Türken würden das Bu-Djeruldu des Großherrn und den Ferman des Mutessarif achten müssen.“
    „Aber es sind Leute aus Kerkjuk dabei, und wie leicht ist es möglich, daß einer von ihnen Mohammed Emin kennt!“
    Noch während wir sprachen, kamen zwei Männer in das Haus. Es waren meine beiden alten Bekannten Pali und Melaf, welche ganz außer sich waren, als sie mich erblickten, und mir vor Freude wohl zehnmal die Hände küßten.
    „Wo ist der Pir?“ fragte Ali Bey.
    „Im Grab des Jonas bei Kufjundschik. Er sendet uns, um dir zu sagen, daß wir am zweiten Tag des Festes früh am Morgen überfallen werden sollen.“
    „Kennt ihr den Vorwand, welchen der Mutessarif angeben wird?“
    „Es sind in Malthaijah von einem Dschesidi zwei Türken erschlagen worden. Er will die Täter in Scheik Adi holen. Es sind in Malthaijah von zwei Türken zwei Dschesidi erschlagen worden, so lautet die Wahrheit. Siehst du, Emir, wie diese Türken sind? Sie erschlagen meine Leute, um Ursache zum Einfall in unser Gebiet zu haben. Mögen sie finden, was sie suchen!“
    Ich begab mich mit meinem Dolmetscher nach meinem Zimmer, wo ich meine Übungen begann. Mohammed Emin saß wortlos dabei, rauchte seine Pfeife und wunderte sich baß darüber, daß ich mir so viele Mühe gab, ein Buch zu lesen und die Worte einer fremden Sprache zu verstehen. Dies tat ich während des ganzen Tages und am Abend. Auch der nächste Tag verging unter dieser angenehmen Beschäftigung.
    Unterdessen hatte ich bemerkt, daß die Bewohner von Baadri ihre Habe ohne Aufsehen fortschafften; auch wurde in einer Stube unseres Hauses eine große Menge Kugeln gegossen. Beifügen muß ich noch, daß der Esel des Buluk Emini während dieser Zeit nicht wieder laut geworden war, da ihm sein Herr und Meister sofort bei Einbruch der Dunkelheit den Stein an den Schwanz befestigt hatte.
    Pilger kamen fortwährend, bald einzeln, bald in Familien und bald in größeren Trupps. Viele waren arm und auf die Mildtätigkeit anderer angewiesen. Dann trieb einer eine Ziege oder einen fetten Hammel herbei; reichere Leute hatten einen Ochsen oder zwei, ja einige Male sah ich sogar ganze Herden vorüberziehen. Das waren die Liebes- und Opfergaben, welche die wohlhabenden zum heiligen Grab brachten, damit ihre armen Brüder nicht Mangel leiden sollten. So viele auch kamen und gingen: – meine Baschi-Bozuks und Arnauten blieben verschollen, und ich habe bis zum heutigen Tag nicht erfahren, wo sie geblieben sind.
    Am dritten Tag, dem ersten Tag des Festes, saß ich mit meinem Dolmetscher wieder beim Buch. Es war noch vor Sonnenaufgang. Ich war in die Arbeit so vertieft, daß ich gar nicht bemerkte, daß der Buluk Emini eingetreten war.
    „Emir!“ rief er, nachdem er sich bereits einige Male geräuspert hatte, ohne daß es von mir bemerkt worden war.
    „Was gibt es?“
    „Fort!“
    Jetzt erst bemerkte ich, daß er bereits gespornt und gestiefelt sei, übergab dem Sohn Seleks das Buch und sprang auf. Ich hatte ganz vergessen, daß ich mich baden und frische Wäsche anlegen müsse, wenn ich überhaupt am Grab des Heiligen würdig erscheinen wollte. Ich nahm die Wäsche zu mir, ging hinab und ich

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