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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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im Orient!
    „Und wer ist der Oberste aller Priester?“
    „Der Scheik von Baadri. Du hast ihn noch nicht gesehen, denn er befindet sich bereits in Scheik Adi, um das Fest vorzubereiten. Hast du noch etwas zu fragen?“
    „Noch vieles! Werden eure Kinder getauft?“
    „Getauft und beschnitten.“
    „Gibt es unreine Speisen, welche ihr nicht essen dürft?“
    „Wir essen kein Schweinefleisch und haben keine blaue Farbe, denn der Himmel ist so erhaben, daß wir seine Farbe nicht unsern irdischen Dingen geben mögen.“
    „Habt ihr ein Kiblah?“
    „Ja. Wenn wir beten, so wenden wir das Angesicht dem Ort zu, an welchem an diesem Tag die Sonne aufgegangen ist. Auch die Toten werden bei ihrem Begräbnis so gelegt, daß ihr Angesicht nach dieser Gegend gerichtet ist.“
    „Weißt du, woher eure Religion gekommen ist?“
    „Scheik Adi, der Heilige, hat sie uns gelehrt. Wir selbst aber sind aus den Ländern des untern Euphrat gekommen. Dann zogen unsere Väter nach Syrien, nach dem Sindschar und endlich hierher.“
    Ich hätte sehr gern noch weiter gefragt, aber es erschallte von oben her ein Schrei, und als wir emporblickten, erkannten wir Selek, welcher im Begriff war, zu uns herabzusteigen. Bald stand er neben uns und reichte uns die Hand.
    „Beinahe hätte ich euch erschossen“, lautete sein Gruß.
    „Uns? Warum?“ fragte ich.
    „Von oben herab hielt ich euch für Fremde, und solche dürfen in dieses Tal nicht eindringen. Dann aber erkannte ich euch. Ich komme, um nachzusehen, ob das Tal der Vorbereitungen bedarf.“
    „Zur Aufnahme der Flüchtigen?“
    „Der Flüchtigen? Wir werden nicht fliehen; aber ich habe dem Bey erzählt, wie listig du die Feinde der Schammar nach jenem Tal locktest, in welchem ihr sie gefangen nahmt, und wir werden ganz dasselbe tun.“
    „Ihr wollt die Türken hierher locken?“
    „Nein, sondern nach Scheik Adi; die Pilger aber sollen während des Kampfes hier untergebracht werden. Der Bey hat es so befohlen, und der Scheik ist damit einverstanden.“
    Er untersuchte das Wasser und die Höhlen und fragte uns dann, ob wir ihn zurückbegleiten wollten. Dies verstand sich ganz von selbst. Wir führten unsere Pferde empor, saßen dann auf und hielten stracks auf Baadri zu. Als wir dort ankamen, fand ich den Bey einigermaßen in Aufregung.
    „Ich habe Kunde erhalten, seitdem du fortgeritten bist“, sagte er. „Die Türken aus Diarbekir stehen bereits am Ghomelfluß, und die aus Kerkjuk haben unterhalb der Berge auch schon denselben Fluß erreicht.“
    „So sind deine Kundschafter vom Amadijah bereits zurück?“
    „Sie sind gar nicht bis Amadijah gekommen, denn sie mußten sich teilen, um diese Truppen zu beobachten. Es ist nun erwiesen, daß der geplante Überfall nur uns gilt.“
    „Ist es bereits bekannt?“
    „Nein, denn dadurch könnte der Feind erfahren, daß er uns gerüstet finden wird. Ich sage dir, Emir, ich werde entweder sterben oder diesem Mutessarif eine Lehre geben, die er nie vergessen soll.“
    „Ich werde bis nach dem Kampf bei dir bleiben.“
    „Ich danke dir, Emir; aber kämpfen sollst du nicht!“
    „Warum nicht?“
    „Du bist mein Gast: Gott hat mir dein Leben anvertraut.“
    „Gott kann es am besten schützen. Soll ich dein Gast sein und dich allein in den Kampf gehen lassen? Sollen die Deinen von mir erzählen, daß ich ein Feigling bin?“
    „Das werden sie niemals sagen. Bist du nicht auch der Gast des Mutessarif gewesen? Hast du nicht seinen Paß und seine Briefe in der Tasche? Und jetzt willst du gegen ihn kämpfen? Mußt du nicht deinen Arm aufheben für den Sohn deines Freundes, den ihr befreien wollt? Und kannst du mir nicht dienen, auch ohne daß du meine Feinde tötest?“
    „Du hast recht in allem, was du sagst. Ich wollte aber auch nicht töten, sondern vielleicht dahin wirken, daß kein Blut vergossen wird.“
    „Laß diese Sorge mir, Effendi! Ich trachte nicht nach Blut; ich will nur den Tyrannen von mir weisen.“
    „Wie willst du dies durchführen?“
    „Weißt du, daß in Scheik Adi bereits dreitausend Pilger eingetroffen sind? Bis zum Beginn des Festes werden es sechstausend und noch mehr sein.“
    „Männer, Frauen und Kinder?“
    „Ja. Die Frauen und Kinder sende ich in das Tal Idiz und nur die Männer bleiben zurück. Die Truppen aus Diarbekir und Kerkjuk werden sich auf dem Weg von Kaloni her vereinigen, und die aus Mossul kommen über Dscherraijah oder Aïn Sifni herauf. Sie wollen uns in dem Tal des Heiligen

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