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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dattelbaststricke, eile an das Seitenbord und werfe ihn dem Bedrohten zu. Er faßt danach – ergreift ihn – wird emporgezogen – es ist – Abrahim-Mamur.
    Sobald er das Verdeck glücklich erreicht hatte, schüttelte er das Wasser aus seinen Kleidern und stürzte dann mit geballten Fäusten auf mich zu.
    „Hund, du bist ein Räuber und Betrüger!“
    Ich erwartete ihn stehenden Fußes, und meine Haltung bewirkte, daß er vor mir stehen blieb, ohne seine Fäuste in Anwendung zu bringen. „Abrahim-Mamur, sei höflich, denn du befindest dich nicht in deinem Haus. Sagst du nur noch ein Wort, welches mir nicht gefällt, so lasse ich dich an den Mast binden und durchpeitschen!“
    Die größte Beleidigung für einen Araber ist ein Schlag, und die zweitgrößte ist die Drohung, ihn zu schlagen. Abrahim machte eine Bewegung, bezwang sich aber augenblicklich.
    „Du hast mein Weib an Bord!“
    „Nein.“
    „Du sagst mir nicht die Wahrheit.“
    „Ich sage sie, denn die ich an Bord habe, ist nicht dein Weib, sondern die Verlobte dieses jungen Mannes, welcher neben dir steht.“
    Er stürzte auf die Kajüte zu, dort aber trat ihm Halef entgegen.
    „Abrahim-Mamur, ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas; dieses hier sind meine zwei Pistolen, und ich werde dich niederschießen, sobald du irgendwohin gehen willst, wohin zu gehen mein Herr dir verbietet!“
    Mein kleiner Halef machte ein Gesicht, dem der Ägypter es ansehen konnte, daß es ihm mit dem Schießen Ernst sei. Er wandte sich daher ab und schnaubte:
    „So werde ich Euch verklagen, sobald Ihr an das Land geht, um Eure Hilfsmatrosen abzusetzen.“
    „Tue es. Bis dahin aber bist du nicht mein Feind, sondern mein Gast, solange du dich friedlich benimmst.“
    Die Stromschnelle war in ihren gefährlichen Stellen glücklich durchschifft, und wir konnten uns nun mit der nötigen Muße unserer Angelegenheit zuwenden.
    „Willst du uns jetzt erzählen, auf welche Weise Senitza in die Hand dieses Menschen geraten ist?“ fragte ich Isla.
    „Ich will sie holen“, antwortete er; „sie mag es Euch selbst erzählen.“
    „Nein; sie mag in der Kajüte bleiben, denn ihr Anblick würde den Ägypter erbittern und zum Äußersten reizen. Sage uns vor allen Dingen, ob sie Mohammedanerin oder Christin ist.“
    „Sie ist eine Christin.“
    „Von welcher Konfession?“
    „Von der, welche Ihr griechisch nennt.“
    „Sie ist nicht seine Frau geworden?“
    „Er hat sie gekauft.“
    „Ah! Ist es möglich?“
    „Ja. Die Montenegrinerinnen gehen nicht verschleiert. Er hat sie in Scutari gesehen und ihr gesagt, er liebe sie und sie solle sein Weib werden; sie aber hat ihn ausgelacht. Dann ist er in die Czernagora zu ihrem Vater gekommen und hat eine große Summe geboten, um sie von ihm zu kaufen; dieser jedoch hat ihn zur Tür hinausgeworfen. Dann hat er den Vater der Freundin bestochen, bei welcher Senitza oft zu Besuch war, und dieser ist auf den Handel eingegangen.“
    „Wie?“
    „Dieser Mensch hat sie für seine Sklavin ausgegeben, hat sie an Abrahim-Mamur verkauft und ihm eine Schrift darüber ausgehändigt, in welcher sie für eine zirkassische Sklavin gilt.“
    „Ah, darum also ist diese Freundin mit ihrem Vater so plötzlich verschwunden!“
    „Nur darum. Er hat sie dann auf ein Schiff gebracht und ist mit ihr erst nach Cypern, dann nach Ägypten gefahren. Das Übrige ist Euch bekannt.“
    „Wie hieß der Mann, der sie verkaufte?“ fragte ich unwillkürlich.
    „Barud el Amasat.“
    „El Amasat – el Amasat – dieser Name kommt mir sehr bekannt vor. Wo habe ich ihn gehört? War dieser Mensch ein Türke?“
    „Nein, sondern ein Armenier.“
    Ein Armenier – ah, jetzt wußte ich es! Hamd el Amasat, jener Armenier, welcher uns auf dem Schott Dscherid verderben wollte und dann aus Kbilli entfloh' – war es derselbe? – Nein, denn die Zeit stimmte nicht.
    „Weißt du nicht“, fragte ich Isla, „ob dieser Barud el Amasat einen Bruder hat?“
    „Nein; Senitza weiß es auch nicht; ich habe sie nach dieser Familie sehr genau befragt.“
    Da kam der Diener Hamsad el Dscherbaja herbei und wandte sich an mich:
    „Herr Effendim, ich habe sie wat zu sagen.“
    „Sprich!“
    „Wie heißt dieser äjyptische Tunichtjut?“
    „Abrahim-Mamur.“
    „So! Dat will also een Mamur jewesen sein?“
    „Allerdings.“
    „Dat lassen Sie sich man nur nicht weismachen, denn ich kenne diesen Menschen besser als er mir!“
    „Ah! Wer ist er?“
    „Ich habe

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