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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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trug die Abzeichen eines Bimbaschi, eines Majors oder Befehlshabers von tausend Mann, hatte aber trotzdem weder ein kriegerisches noch ein übermäßig intelligentes Aussehen. Wie die ganze Bemannung des Sandal, so hatte auch er Abrahim-Mamur für ertrunken gehalten und empfing den vom Tode Auferstandenen mit einem Respekt, der ganz das Gegenteil von dem Blick war, den er uns zuwarf.
    Wir wurden in zwei Lager geteilt: hüben die Bemannung des Sandal mit Abrahim und einigen seiner Diener, die er mitgenommen hatte, und drüben die Leute von der Dahabïe mit Senitza, Isla und mir nebst Halef und dem Barbier.
    „Befiehlst du eine Pfeife, Herr?“ fragte der Sahbeth-Bei den vermeintlichen Mamur.
    „Lasse sie bringen!“
    Er erhielt sie nebst einem Teppich, um sich darauf niederzusetzen. Dann begann die Verhandlung:
    „Hoheit, sage mir deinen von Allah gesegneten Namen!“
    „Er lautet Abrahim-Mamur.“
    „So bist du ein Mamur. In welcher Provinz?“
    „In En-Nasar.“
    „Du bist der Ankläger. Sprich; ich höre zu und werde richten.“
    „Ich klage an diesen Giaur, der ein Hekim ist, der Tschikarma; ich klage an den Mann, der neben ihm steht, der Tschikarma, und ich klage an den Führer der Dahabïe der Mithilfe beim Frauenraub. Wie weit die Diener dieser beiden Männer und die Matrosen der Dahabïe beteiligt sind, das magst du bestimmen, o Bimbaschi.“
    „Erzähle, wie der Raub vollendet wurde.“
    Abrahim erzählte. Als er geendet hatte, wurden seine Zeugen verhört, was die Folge hatte, daß ich von dem Reïs des Sandals, Herrn Chalid Ben Mustapha, auch noch des Mordversuches bezichtigt wurde.
    In den Augen des Sahbeth-Bei leuchtete der Blitz, als er sich nun zu mir wandte.
    „Giaur, wie ist dein Name?“
    „Kara Ben Nemsi.“
    „Wie heißt deine Heimat?“
    „Dschermanistan.“
    „Wo liegt diese Handvoll Erde?“
    „Handvoll? Hm, Bimbaschi, du beweist, daß du sehr unwissend bist!“
    „Hund!“ fuhr er auf. „Was willst du sagen?“
    „Dschermanistan ist ein großes Land und hat zehnmal mehr Einwohner als ganz Ägypten. Du aber kennst es nicht. Du bist überhaupt ein schlechter Geograph und darum läßt du dich von Abrahim-Mamur belügen.“
    „Wage es, noch so ein Wort zu sagen, und ich lasse dich mit dem Ohr an die Wand nageln.“
    „Ich wage es! Dieser Abrahim sagt, er sei der Mamur der Provinz En-Nasar. Mamurs gibt es nur in Ägypten –“
    „Liegt En-Nasar nicht in Ägypten, Giaur? Ich bin selbst dort gewesen und kenne den Mamur wie meinen Bruder, ja, wie mich selbst.“
    „Du lügst!“
    „Nagelt ihn fest!“ gebot der Richter.
    Ich zog den Revolver, und Halef, der dies sah, seine Pistolen.
    „Bimbaschi, ich sage dir, daß ich erst den niederschießen werde, der mich anrührt, und dann dich! Du lügst, ich sage es noch einmal. En-Nasar ist eine ganz kleine, geringe Oase zwischen Homrh und Tighert im Lande Tripolis. Dort gibt es keinen Mamur, sondern einen armen Scheik; er heißt Mamra Ibn Alef Abuzin, und ich kenne ihn sehr genau. Ich könnte mit dir Komödie spielen und dir erlauben, noch weiter zu fragen; aber ich will es kurz machen. Wie kommt es, daß du die Kläger stehen läßt, während der Angeklagte, der Verbrecher, sitzen darf und sogar die Pfeife von dir bekommt?“
    Der gute Mann sah mich ganz verdutzt an.
    „Wie meinst du das, Giaur?“
    „Ich warne dich, mich mit diesem Wort zu beschimpfen! Ich habe einen Paß bei mir und auch einen Izin-gitisch (Reiseschein) des Vizekönigs von Ägypten; dieser aber, mein Gefährte, ist aus Istambul; er hat ein Bu-Djeruldu des Großherrn und ist also ein Giölgeda padischahnün.“
    „Zeigt die Scheine her!“
    Ich gab ihm den meinigen, und Isla legte ihm den seinigen vor. Er las sie und gab sie uns dann mit verlegener Miene zurück.
    „Sprich weiter.“
    Diese Aufforderung bewies mir, daß er nicht wußte, was er tun sollte. Ich nahm also wieder das Wort:
    „Du bist ein Sahbeth-Bei und ein Bimbaschi und weißt doch nicht, was deines Amtes ist. Wenn du ein Handschreiben des Großherrn liest, so mußt du es vorher an Stirn, Auge und Mund drücken und alle Anwesenden auffordern, sich zu verbeugen, als ob Seine Herrlichkeit selbst zugegen wäre. Ich werde dem Khedive und dem Großwesir in Istambul erzählen, welche Achtung du ihnen erweist!“
    Das hatte er nicht erwartet. Er war so erschrocken, daß er die Augen aufriß und den Mund öffnete, ohne ein Wort zu sagen. Ich aber fuhr fort:
    „Du wolltest wissen, was ich vorhin mit

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