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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Ausschau nach Brett Whitcombes Pick-up. Er kam um Viertel vor zehn und holte die Zwillinge und Annelise ab. Toby und ich waren uns selbst überlassen.
    »Wie wäre es, wenn wir heute unseren Ausflug nach Bluebird machen?«, fragte ich, als wir den Geschirrspüler beluden. »Ich möchte die Stadt erkunden.«
    »Klingt gut.« Er schloss die Spülmaschine und lehnte sich dagegen, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah mich herausfordernd an. »Fahren oder gehen?«, fragte er.
    »Gehen«, antwortete ich tapfer. »Es sei denn, Sie finden, es sei zu weit für mich.«
    »Es ist nicht zu weit«, entgegnete er. »Wenn wir den leichtesten Weg nehmen, brauchen wir höchstens zwanzig Minuten. Sie kommen nicht mal ins Schwitzen.«
    »Nur weil es bergab geht.«
    »Sie schaffen das schon, Lori«, meinte Toby aufmunternd. »Schnappen Sie sich Ihren Hut und ziehen Sie sich die Wanderschuhe an. Es ist mal wieder ein herrlicher Tag in Colorado.«
    Mir schien, als sei jeder Tag in Colorado herrlich. Seit unserer Ankunft hatte ich nicht ein einziges Wölkchen am Himmel gesehen, und der Schnee, der mich noch am Flughafen in Angst und Schrecken versetzt hatte, lag nur noch auf den schattigsten Gipfeln. Obwohl es erst zehn Uhr morgens war, konnte ich mich in Shorts und T-Shirt auf den Weg machen, auch wenn ich vorsichtshalber eine Regenjacke mit in Tobys Rucksack packte. Ich erinnerte mich an seine oft wiederholte Warnung, dass das Wetter in den Bergen rasch umschlagen kann.
    Der Pfad in die Stadt begann an der Westseite der Lichtung vor dem Aerie. Er war breit und eben, und die Fichtennadeln bildeten einen weichen Teppich, der wie Weihrauch duftete. Das warme Sonnenlicht drang flackernd durch den Schutz der Bäume.
    »Wir befinden uns auf dem Lord-Stuart-Pfad«, informierte Toby mich. »Früher fuhr hier eine Schmalspurbahn, die die Hauptmine mit dem weiterverarbeitenden Hüttenwerk in Bluebird verband.«
    »War die Lord-Stuart-Mine denn so ergiebig?«, fragte ich.
    »Sie war die größte im ganzen Tal«, antwortete Toby. »Grandad hat mir erzählt, dass hier bis zu zweihundert Männer arbeiteten. Sie gingen neben dem Schienenstrang zur Mine hinauf. Ihre Unterkünfte waren in Bluebird. Der Lord-Stuart-Pfad war seinerzeit eine Hauptverkehrsstraße.«
    »Kein Wunder, dass es sich hier so leicht läuft«, sagte ich. »Ich mag Hauptverkehrsstraßen.«
    »Sehen Sie«, meinte Toby zufrieden.
    Am Rand des ausgetretenen Pfades blühten die verschiedensten Wildblumen. Ich versuchte, die bildreichen Namen zu behalten, die Toby aufzählte – die Sonnenbraut, der Blutstorchschnabel, die Götterblume, der weiße Trompetenbaum – aber als er auf ein »rosa Katzenpfötchen« deutete, prustete ich los.
    »Rosa Katzenpfötchen?«, sagte ich. »Sie machen Witze.«
    »So heißt sie nun mal«, beharrte Toby. »Es gibt auch Alpenkatzenpfötchen. Eigentlich kann man ›Alpen‹ vor jeden Pflanzennamen setzen, ohne viel falsch zu machen. Alpensonnenblume, Alpenlilie, Alpenklee …«
    »Alpenmagnolie«, ergänzte ich, »Alpeneukalyptus …«
    »Alpenpalme, Alpenrübe«, fuhr er fort.
    Als wir zur Alpenbougainvillea kamen, kicherten wir so hemmungslos, dass wir stehen bleiben mussten. Ich lehnte mich an eine Tanne, völlig außer Atem, und mir wurde klar, dass ich seit dem Schuss auf mich nicht mehr richtig gelacht hatte. Bill hatte sich fast übermenschlich um mich gekümmert, und meine beste Freundin Emma hatte mir tapfer Beistand geleistet, aber Toby, der nichts von meinem Beinahezusammenstoß mit Gevatter Tod wusste, hatte mir etwas geschenkt, von dem ich erst jetzt merkte, wie sehr ich es gebraucht hatte: eine gesunde Portion Albernheit. Als wir unseren Weg nach unten fortsetzten, bedankte ich mich stumm bei ihm.
    Der Lord-Stuart-Pfad war so wunderschön gewesen und wir hatten so viel Spaß gehabt, dass ich fast enttäuscht war, als wir den Stadtrand und die asphaltierte Lake Street erreichten. Das erste Haus, das wir sahen, hatte eine wunderbare Aussicht auf den See. Allerdings hatte jemand ganze Müllberge darum herum aufgetürmt. Empört starrte ich auf rostige Bettfedern, mehrere alte Waschmaschinen und schimmelige Matratzen, ein verschlissenes Kunststoffsofa, eine Autoheizung und unzählige andere Gegenstände, die irgendwann einmal einen Archäologen interessieren würden. Bei mir erzeugten sie nur Abscheu.
    »Beurteilen Sie Bluebird nicht nach Dick Majors Haus«, bat Toby.
    »Hier wohnt Dick Major?« Abrupt blieb ich stehen und sah mir das Haus

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