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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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gepackt.
    »Wo ist Carrie Vyne?«, flüsterte ich.
    »Dort hinter der Theke mit den Backwaren.« Toby flüsterte ebenfalls. »Was ist los?«
    »Nichts«, sagte ich und atmete erleichtert auf, während wir uns zu einem freien Tisch begaben.
    Wenn Carrie Vyne auch noch wie Sally Pyne, Besitzerin von Finchs einziger Teestube, ausgesehen hätte, wäre ich wahrscheinlich auf der Stelle in Ohnmacht gefallen. Zum Glück verhielt es sich anders. Beide Frauen waren im mittleren Alter, aber Sally war klein und rund, Carrie groß und stattlich. Sallys grelle Jogginganzüge waren in Finch ein beliebtes Gesprächsthema, Carries Aufmachung lud kaum zum Tratschen ein. Sie trug Jeans, Turnschuhe und eine hellrosa Hemdbluse. Sally hatte ihr stahlgraues Haar kurz geschnitten, Carries Haar fiel ihr in sanften Wellen bis auf die Schultern und rahmte ein von Falten durchzogenes, aber freundliches Gesicht ein.
    »Schon wieder da, Toby?«, sagte sie gut gelaunt, als sie an unseren Tisch kam, um Wasser in die Gläser einzuschenken, die bereits dort standen. Ihre Stimme klang hell und musikalisch, im Gegensatz zu Sally Pynes rauem Stakkato.
    »Wohin sollte ich sonst für ein zweites Frühstück gehen?«, entgegnete Toby mit einem Grinsen. Er deutete mit der Hand auf mich. »Carrie, das ist Lori Shephard, Lori, das ist Carrie. Lori ist die Frau, von der ich dir erzählt habe, Carrie. Sie wohnt im Aerie.«
    »Freut mich, Lori«, sagte sie.
    »Mich auch«, erwiderte ich. »Und noch mehr als das. Wir lieben das Essen, das uns Toby vom Café heraufbringt – die Hörnchen, die Marmeladen, die belegten Croissants. Sie sind eine großartige Köchin und eine begnadete Bäckerin.«
    »Aber nicht doch«, sagte Carrie und errötete leicht. »Gefällt es Ihnen dort oben?«
    »Aber ja«, sagte ich. »Leider kann ich Ihnen meine Söhne nicht vorstellen. Sie sind auf der Brockman Ranch zum Reiten.«
    »Ich hörte bereits, dass sie zwei sehr gute kleine Reiter sind«, sagte Carrie.
    Fast hätte ich gesagt: »Das glaube ich gerne«, aber ich hielt mich gerade noch zurück. Es freute mich, dass Carrie ihr Ohr am Puls von Bluebird zu haben schien, aber ich wollte sie nicht beleidigen, indem ich anklingen ließ, sie sei eine Klatschbase.
    »Sie machen sich ganz gut«, meinte ich.
    »Oh, besser als gut«, entgegnete Carrie. »Nach dem, was ich gehört habe, werden sie bis zum Ende der Woche Kälber einfangen können.«
    »O Gott, ich hoffe nicht«, sagte ich beunruhigt.
    »Brett passt schon auf sie auf«, meinte Carrie beruhigend. Sie stellte die Karaffe mit Wasser auf dem Tisch ab. »Was kann ich Ihnen bringen, Lori? Was Toby will, weiß ich bereits.«
    »Ich nehme das Gleiche wie Toby.«
    »Kommt sofort.«
    Carrie ging hinter ihre Theke zurück und kam ein paar Minuten später wieder an unseren Tisch, mit zwei Gläsern eiskalter Limonade, zwei kleinen, nicht zusammenpassenden Tellern und einem größeren, auf dem Kekse lagen, die mir verdächtig bekannt vorkamen.
    »Calico Cookies!«, jubelte Toby. »Meine Lieblingssorte! Danke, Carrie. Was ist heute drin?«
    »Sag du’s mir«, entgegnete sie mit einem Augenzwinkern und wandte sich einem anderen Gast zu.
    Toby nahm einen Keks, biss hinein und kaute langsam und konzentriert.
    »Schokoladenstückchen«, murmelte er, »getrocknete Cranberrys und … Mandeln?« Er erwachte aus seiner Trance und bat mich zu probieren. »Carrie fügt dem Grundrezept jeden Tag andere Zutaten hinzu. Man weiß nie genau, was einen erwartet. Aber wenn ich in der Stadt bin, benutzt sie eines nie – Kokosnuss. Sie weiß, dass ich Kokosnuss nicht ausstehen kann.«
    Ich starrte die Kekse an, als seien es Handgranaten. Wenn Toby die Wahrheit sagte – und ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass er es nicht tat, dann handelte es sich bei Carrie Vynes Calico Cookies um das Pendant zu Sally Pynes Crazy Quilt Cookies. Auch die enthielten kein Kokos. Ich führte einen Keks an den Mund, biss hinein und schmeckte die bekannte Mischung aus süß und leicht würzig. Langsam legte ich den Keks auf meinen Teller.
    »Wissen Sie, woher sie das Rezept hat?«, fragte ich mit leicht zitternder Stimme.
    »Ich glaube, das stammt von ihr«, sagte Toby. »Sind sie nicht großartig?«
    »Das sind sie«, sagte ich und schaute zur Tür, wo gerade eine große Frau mit einem gegerbten Gesicht und einer mit Glasperlen verzierten Brille in das Café gestürmt kam.
    Tobys Augen folgten meinem Blick, er seufzte leise und murmelte: »Schnallen Sie sich lieber an.

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