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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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genauer an. Das Dach schien intakt, aber die Farbe an den Mauern blätterte ab, und fast alle Fenster waren mit Brettern zugenagelt. »Was für eine Müllhalde.«
    Toby legte die Finger auf die Lippen und zog mich fort. »Lassen Sie uns schnell weitergehen, Lori. Sie wissen ja, ich bin Dick noch nie begegnet, und ich will mein Glück nicht herausfordern.«
    »Sorry«, sagte ich, während wir weitergingen. Ich sah über die Schulter zurück. Wie konnte jemand nur inmitten dieses Unrats leben? »Womit verdient er sein Geld? Ist er Schrotthändler?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Toby.
    »Ich wette, sein Nachbar ist nur deshalb weggezogen, weil er den Geruch der schimmeligen Matratzen nicht mehr aushalten konnte«, kommentierte ich.
    »Mag sein.« Toby ging schneller.
    Mit jedem Schritt wurden die Häuser adretter. Keines war so gepflegt wie die Häuser in Finch, aber die meisten strahlten einen etwas abgewetzten Charme aus. Besonders gefiel mir ein winziges viktorianisches Cottage, das man lavendelfarben gestrichen hatte, mit hellvioletten Zierleisten. Lupinen, Akelei und vorwitzige Mohnblumen wuchsen in verschwenderischer Pracht im Vorgarten und drängten sich mitsamt einiger leuchtender Alpenblumen fast durch den Zaun.
    Die meisten Geschäfte Bluebirds befanden sich auf der Stafford Avenue, einen Block von dem Highway entfernt, der die Stadt in zwei Hälften teilte. Die Gebäude waren aus Holz oder Backstein, in einem viktorianischen Stil, der vermuten ließ, dass sie noch vor der Jahrhundertwende gebaut worden waren. Welchem Zweck sie auch immer gedient hatten, heute beherbergten die Häuser eine Mixtur aus Läden für den alltägliche Bedarf und solchen, die Reisende oder Touristen aufsuchten.
    Der Eisenwarenladen lag neben Eric’s Mountain Bikes ,der Gemüseladen neben dem Antiquitätengeschäft, das sich sinnigerweise Hauptader nannte, das Postamt neben einer Kunstgalerie, die Aquarelle einer örtlichen Künstlerin namens Claudia Lechet ausstellte. Sweet Jenny’s Ice Cream Emporium hatte sich auf Süßes nach alter Art spezialisiert, und Crazy Chris’ Campingbedarf hatte gerade Köder im Sonderangebot für alle, die auf dem Lake Matula oder an den Strömen, die durch das Vulgamore-Tal flossen, Forellen angelten.
    Toby und ich besuchten Dandy Don’s ,eine Mischung aus Drogerie und Souvenirgeschäft, wo ich ein paar Postkarten mit Bergmotiven erstand, die denen ähnelten, die wir auf unserer Wanderung gesehen hatten. Da ich stets darauf achte, kleine lokale Geschäfte zu unterstützen, erwarb ich auch noch eine Tüte mit Akeleisamen für Emma, ein Paar vergoldeter Espenblatt-Ohrringe für Annelise, ein Paar Wildledermokassins für mich und zwei niedliche Stofftiere – Büffel –, die Rob und Will an ihren ersten Besuch im Wilden Westen erinnern sollten.
    Es wimmelte nicht gerade von Touristen auf der Stafford Avenue, aber ein paar gab es doch, die hier und dort ihre Nase in einen der Läden steckten, Eiswaffeln schleckten, Karten studierten oder einander unter dem Schild von Altman’s Saloon ,HIER GIBT’S DEN WELTBERÜHMTEN ALTMAN-BURGER, fotografierten. Während ich eine Familie beobachtete, die sich für die Kamera in Pose setzte, dachte ich daran, was es doch für eine Schande wäre, wenn Querulanten wie Dick Major solchen Menschen mit einer unflätigen Bemerkung oder einer obszönen Geste die Laune verderben würden.
    Erfreut stellte ich fest, dass man sich große Mühe gegeben hatte, die Hauptstraße zu verschönern. An den altmodischen, schmiedeeisernen Straßenlaternen hingen Körbe mit vielfarbigen Mohnblumen, neben manch einer Ladentür stand eine reich verzierte Holzbank. Ein großes Banner spannte sich über die Straße und verkündete: GOLDRAUSCH-FEST IN BLUEBIRD, 8. bis 10. JULI, aber mein Blick fiel eher auf eine bescheidene Holztafel, die über einer Tür zu unserer Rechten hing.
    »Caroline’s Café!«, rief ich. »Nichts wie rein. Ich könnte ein kaltes Getränk vertragen, und Sie könnten mich Carrie Vyne vorstellen. Ich möchte ihr gerne sagen, wie gut alles geschmeckt hat, was Sie aus ihrem Café mitgebracht haben.«
    »Nach Ihnen«, sagte Toby.
    Eine Ladenklingel ertönte leise, als er die Tür mit dem Spitzenvorhang für mich aufhielt. Ich ging hinein, blieb kurz stehen und sah mich völlig bezaubert um. Caroline’s Café erinnerte mich an die Teestube daheim in Finch. Auch hier war alles charmant durcheinandergewürfelt, Tische, Stühle und Geschirr, und fast hätte mich das Heimweh

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