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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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sein. Sie waren pechschwarz, ohne einen Funken von Emotion, wie Tunnel in die Hölle.«
    »Jesus«, sagte Toby leise. »Was ist aus ihm geworden?«
    »Er wurde von einem Blitz getroffen«, sagte ich. »Und stürzte über hundert Meter tief ins Meer. Er kann nicht überlebt haben, aber man hat seine Leiche nicht gefunden. Ich weiß, dass es absurd klingt, aber ein Teil von mir glaubt noch immer, dass er irgendwo da draußen herumläuft.« Ich schluckte und zwang mich weiterzureden. »Ich habe Probleme bei Gewittern. Ich habe Probleme mit Albträumen – zumindest bis ich hierher kam. Seitdem habe ich nicht mehr von Abaddon geträumt. Ich dachte, ich mache große Fortschritte auf dem Weg der Besserung, aber dann sah ich diesen Mann auf dem Foto – und fange wieder bei null an.«
    »Warum haben Sie mir das verschwiegen?«, fragte Toby.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie angelogen habe, aber ich spreche nicht gerne darüber«, sagte ich rau. »Ich möchte nicht, dass mich Menschen, die mich nicht kennen, für schwach halten.«
    »Schwach?« Toby lachte kurz auf. »Sie haben mit einer Kugel im Körper das Leben Ihrer Kinder gerettet. Sie wären fast für sie verblutet. Sie sind einer der tapfersten Menschen, die ich je kennengelernt habe.«
    »Tapfere Menschen haben keine Angst vor Gewittern«, sagte ich.
    »Verwundete Menschen haben Angst vor allem Möglichen«, setzte er entgegen. »Aber Wunden heilen. Sie werden nicht ewig Angst vor Gewittern haben. Aber Sie werden immer tapfer bleiben.«
    Ich wischte mir eine Träne fort, die meine Wange hinunterrann, und sah ihn an. »Augenblicklich fühle ich mich gar nicht tapfer. Eher wie ein Wackelpudding.«
    »Und das aus dem Munde der Frau, die Dick Major ins Gesicht gelacht hat?« Toby schüttelte missbilligend den Kopf und hielt mir das Gruppenporträt unter die Nase. »Sehen Sie sich den Kerl an, der Ihnen solche Angst eingejagt hat, Lori. Sehen Sie ihn an.«
    Ich starrte auf den Mann in der hinteren Reihe.
    »Das ist nicht der Irre, der auf Sie geschossen hat«, sagte Toby.
    »Nein, das ist er nicht«, sagte ich und erkannte mit leisem Schrecken, dass er Abaddon auch gar nicht so sehr ähnelte, wie ich zunächst gedacht hatte. »Seine Augen jagen mir noch immer Angst ein, aber sein Gesicht ist runder als das Abaddons, er ist kleiner und nicht so dünn.«
    »Mal ganz davon abgesehen, dass er seit über hundert Jahren tot ist«, fügte Toby mit seinem gewohnt gesunden Menschenverstand hinzu. »Der Mann, der auf Sie geschossen hat, ist ebenfalls tot. Er wurde von einem Blitz getroffen. Er ist eine Klippe hinabgestürzt. Er ist nirgendwo mehr da draußen.«
    Ich drückte auf meine Schläfen. »Zu dumm, dass er noch hier drin ist.«
    »Nicht für immer«, sagte Toby.
    Ich sah ihn an. »Weil Wunden heilen?«
    »Ganz genau«, sagte er. »Glauben Sie mir, Lori, ich weiß einiges über das Heilen. Ich bin der Sohn und Enkel von Ärzten.«
    Ein weiterer Blitz erhellte die Vorhänge, doch dieses Mal zuckte ich nicht zusammen, sondern lachte freudlos auf. »Wissen Sie, wie viele Ärzte ich aufgesucht habe, seit er auf mich geschossen hat?«
    »Aber ich bin Dr. Toby«, sagte er und legte die Hand auf die Brust. »Und ich weiß, was gut für Sie ist.« Er stand auf, verstaute die Fotos in der Schachtel, ergriff meine Hände und zog mich hoch. »Sie wissen, was man sagt, Lori, wenn man vom Pferd fällt …«
    »Aber ich bin nicht vom Pferd gefallen«, protestierte ich.
    »Seien Sie nicht pedantisch.« Er nahm das Fell, das von meinen Schultern gerutscht war, und legte es mir wieder um. Dann legte er seinen Arm fest um meine Taille und dirigierte mich aus der Bibliothek hinaus. »Kommen Sie. Wir werden uns die größte Light-Show der Welt ansehen.«
    Wir standen zwanzig Minuten am Panoramafenster. Die Blitze, die wir sahen, hätten mich vor einer Woche noch unters Bett kriechen lassen. Aber jedes Mal, wenn ich zuckte, hielt Toby mich etwas fester und stieß einen Jubelschrei aus.
    »Der war großartig! Haben Sie den gesehen? Super, Zeus!«
    »Super, Zeus?«, wiederholte ich kichernd. Tatsächlich, ich kicherte!
    »Erfinden Sie Ihren eigenen Anfeuerungsruf«, spornte er mich an, reckte die Faust in die Luft und rief: »Lass es rocken, Jupiter!«
    Schließlich fand das gewaltige Unwetter seinen Weg aus dem Vulgamore-Tal und ließ einen ruhigeren und weniger spektakulären Dauerregen zurück.
    »Wir brauchen den Regen«, sagte Toby. »Wenn Sie genau hinhören, hören Sie, wie die Bäume ihn

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