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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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dem Felsen einen neuen Hauptsitz gründete«, erklärte Fidelma. »Wie ich dir schon sagte, mein Cousin Becc ist der Enkel von König Fedelmid, das ist die männliche Form meines Namens.«
    »Es ist schon ein beeindruckender Ort«, stimmte ihr Eadulf zu und sah sich im Hof um, ehe sie Beccs Halle betraten. »Ich entdecke hier viele Gedenksteine mit Inschriften – allerdings in Ogham, das ich nicht entziffern kann.«
    »Wenn wir Zeit haben, werde ich dir das alte Alphabet beibringen«, meinte Fidelma. »Als ich als Kind hier zu Besuch war, zeigte man mir die Gräber bedeutender Herrscher aus grauer Vorzeit.«
    »Mich erstaunt die Anzahl der Schmieden. Ich habe sie von dem Fenster unseres Schlafgemachs aus gesehen. Nur ein paar davon scheinen wirklich in Betrieb. Wozu benötigt Becc so viele Schmieden?«
    »Die Gegend war einst ein Zentrum der Metallverarbeitung. Man findet hier viele kostbare Metalle: Kupfer, Blei und Eisen, sogar Gold und Silber. Der heilige Finnbarr, der in der Abtei geboren wurde, über die wir sprachen, war der Sohn eines Metallhandwerkers.«
    »Ich habe dich oft von Magh Méine reden hören, Fidelma, von der Ebene der Mineralien. Ist das hier?«
    »Das ist nicht weit weg, Richtung Nordosten. Aber auch hier fördert man verschiedene Erze.« Fidelma verstummte. Accobrán, der schöne junge Tanist, trat aus einer Tür und kam auf sie zu. Er begrüßte sie ungezwungen, wirkte zuvorkommender als am gestrigen Abend. Fidelma mißtraute jedoch seinem Charme. Er fragte sie, ob sie zu den Leuten, die zu befragen waren, reiten wollten. Als sie erfuhren, daß die Betreffenden höchstens zwei Meilen weit entfernt wohnten, entschied Fidelma, zu Fuß zu gehen. So hätten sie Gelegenheit, sich die Landschaft anzuschauen und die Stellen genauer zu untersuchen, an denen die drei Mädchen getötet worden waren.
    Accobrán führte sie durch die Befestigungsanlagen. Schließlich passierten sie das letzte große Holztor und liefen den Hügel hinab. Sie folgten ein Stück einem breiten Weg, bis ihr Begleiter in ein dichtes Waldstück abbog, durch das sich ein schmaler Pfad wand.
    »Der alte Liag wohnt mitten in diesem Wald«, teilte ihnen Accobrán über die Schulter hinweg mit. Sie konnten nur hintereinanderlaufen, denn Buschwerk überwucherte den Pfad. »Normalerweise trifft man ihn am Ufer des Tuath an.«
    »Ein eigenartiger Name für einen Fluß«, meinte Eadulf. Er besserte seine Kenntnisse der Sprache von Éireann bei jeder Gelegenheit auf. »Bedeutet der Name nicht nur Gebiet?«
    Der junge Tanist lächelte. »Eine Sippe unseres Volkes südlich von hier wurde von einem Fürsten namens Cúisnigh geführt, sein Herrschaftsgebiet wurde Tuath an Cúisnigh genannt. Irgendwann geriet sein ursprünglicher Name in Vergessenheit. Die Leute bezeichneten ihn schließlich als ›Fluß, der durch das Gebiet der Cúisnigh fließt‹, und später blieb nur noch Tuath übrig. So erklärt sich der Name.«
    »Wenn dieser Heilkundige so zurückgezogen lebt, wie können wir Kontakt zu ihm aufnehmen, ohne daß er sich bei unserem Auftauchen versteckt?« fragte Fidelma, die ihren eigenen Gedanken nachhing.
    Accobrán klopfte auf das Horn, das an seinem Gürtel hing. »Ein richtiger Einsiedler ist er nicht, wie gesagt … Ich werde einfach in mein Jagdhorn stoßen, wenn wir in der Nähe seiner Hütte sind, und dann wird er wissen, daß ihn der Tanist der Cinél na Áeda zu sehen wünscht.«
    Der Wald war inzwischen sehr dicht geworden, eine Mischung aus dickstämmigen Eichen, hohen Stechpalmen, Erlen und Eiben. Accobrán führte sie geschickt den gewundenen Pfad entlang. Plötzlich hielt er inne, drehte sich um und wies auf eine Stelle, eine Art kleine Lichtung. Fidelmas aufmerksames Auge hatte bereits entdeckt, daß kürzlich jemand hier gewesen sein mußte. Gras und Sträucher waren niedergetreten, Zweige abgebrochen, und das Farnkraut war zerdrückt.
    »Dort hat man Ballgels Leiche gefunden.«
    Fidelma untersuchte den Ort eingehend. »Hat Ballgel immer diesen Weg nach Hause benutzt?«
    Der Tanist zuckte mit der Schulter. »Ich glaube nicht. Ein junges Mädchen wählt normalerweise nicht diesen Waldpfad, wenn sie nachts allein unterwegs ist. Doch es ist eine Abkürzung zur Hütte ihrer Tante, bei der sie wohnte. Sicherer wäre der Hauptweg gewesen, der um den Hügel herum und an der Abtei vorbeiführt. Vielleicht war sie in Eile und hatte sich darum entschieden, die Abkürzung zu riskieren.«
    »Zu riskieren?« fragte Eadulf. »Das

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