Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
klingt ja, als hätte sie gewußt, daß hier Gefahren lauern.«
    Accobrán betrachtete ihn ernst. »Wölfe und andere Tiere, die tagsüber Menschen aus dem Weg gehen, streifen nachts durchs Dickicht und können einen durchaus anfallen, besonders wenn sie spüren, daß man Angst vor ihnen hat. Es gibt hier ein paar wilde Eber, die äußerst aggressiv sind, wenn man sie stört.«
    »Meinst du, daß Ballgel ängstlich war?« fragte Eadulf nachdenklich. »Gewiß ist sie hier aufgewachsen, kannte all die Gefahren. Angst hat man immer nur vor dem Unbekannten.«
    »Sie war jung, Bruder Eadulf. Ein Mädchen. Welches junge Mädchen hat nachts im Wald keine Angst?«
    Fidelma lächelte. »Offensichtlich fürchtete sie sich nicht davor, allein diesen Pfad zu nehmen …« Nachdenklich schwieg sie. »Oder ist sie vielleicht gar nicht allein gewesen? Wurde sie gar dazu gezwungen, hier entlangzugehen?«
    Eadulf, der den Boden betrachtet hatte, schüttelte den Kopf. »Kein Hinweis darauf, daß jemand gegen seinen Willen hierhergetrieben wurde. Offenbar waren später mehrere Personen hier, wahrscheinlich um die Leiche zu holen. Wenn man das Opfer auf dem Hauptweg abgefangen hätte, es dort umgebracht oder hierhergeschleppt hätte, um es im Unterholz zu töten, dann würde man sicher Spuren eines Kampfes bemerken. Mir scheint, daß Ballgel freiwillig diesen Pfad genommen hat.«
    »Oder sie war schon bewußtlos oder tot«, warf Accobrán ein, »dann hätte sie sich nicht mehr wehren können. Möglicherweise hat man sie hergetragen.«
    »Das stimmt«, bestätigte ihm Fidelma. »Allerdings hätte man Hinweise darauf finden müssen, zum Beispiel tiefe Fußspuren im Boden, weil jemand eine schwere Last trug. Leider sind inzwischen die meisten Spuren zerstört. Ich neige aber zu der Annahme, daß sie freiwillig hier entlanggegangen ist. Vielleicht hat sie ihren Mörder sogar gekannt.«
    Accobrán wirkte gleichgültig. »Das ist doch reine Spekulation. Ich glaube nicht, daß sich eine dálaigh in Spekulationen ergehen sollte.«
    Fidelma sah ihn ernst an und antwortete: »Eine dálaigh fällt ihr Urteil nicht aufgrund von Spekulationen. Doch ich stelle üblicherweise immer Betrachtungen über mögliche Tathergänge an. Nur so wird sich herauskristallisieren, ob die Beweise zu den bekannten Fakten passen. Gehen wir weiter, denn ich glaube nicht, daß wir hier noch etwas Nützliches finden. Der Mord ist schon zu lange her, und Mensch und Tier haben seitdem das übrige getan. Ich glaube, ich habe die Spuren des Ebers entdeckt, von dem du gesprochen hast.«
    Accobrán zögerte einen Moment, drehte sich dann aber um und lief wieder voran. Der Pfad führte über den unteren Hang eines Hügels und stieg wieder an. Nach einer Weile wurden Bäume und Unterholz spärlicher, der Weg wurde breiter. Nun gab es sogar ein paar grasbewachsene Lichtungen, auf die die Sonne schien. Accobrán deutete nach vorn.
    »Der Fluß ist nicht mehr weit, und der kleine Berg zu unserer Rechten wird der ›Hügel des heiligen Baumes‹ genannt. Dort wohnt Liag.«
    Eine kleine Erhebung lag im Schatten des größeren Hügels vor ihnen.
    »So kündige uns besser an«, schlug Fidelma vor.
    Accobrán löste sein Jagdhorn vom Gürtel, befeuchtete die Lippen, hielt einen Moment inne und stieß dann dreimal kurz hinein.
    »Wenn Liag in der Nähe ist, wird er wissen, daß ihn jemand sprechen will«, sagte er und ging weiter den Hügel hinauf. Jetzt konnten sie das Rauschen des Flusses in seinem Steinbett hören. Der Wald wurde immer lichter, und man sah links den nicht allzu breiten Fluß.
    »Das ist der Tuath. Er fließt, wie gesagt, um den Hügel herum, auf dem Rath Raithlen liegt, und dann weiter nach Süden«, erklärte Accobrán.
    Sie gelangten an den Fuß der kleinen Erhebung und bemerkten eine Holzhütte unter dichten, schutzbietenden Bäumen.
    »Gebt euch zu erkennen!«
    Sie erschraken. Fidelma blickte in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war, doch in dem dunklen Schatten der Bäume nahm sie nichts wahr.
    »Fremde, gebt euch zu erkennen!«
    Es war die Stimme eines Mannes, kräftig und laut, die gewohnt war, Befehle zu erteilen.
    Accobrán sah zu Fidelma, ehe er antwortete. »Liag, ich bin’s, Accobrán, der Tanist. Ich habe ein paar Freunde mitgebracht, die sich mit dir unterhalten wollen.«
    »Deine Freunde, nicht meine. Wer sind sie und was wollen sie?«
    »Ich bin Schwester Fidelma«, rief Fidelma. »Und Bruder Eadulf begleitet mich.«
    »In meinem Refugium brauche

Weitere Kostenlose Bücher